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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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aufhalten können.«
    »Dem stimme ich zu. Aber wir leben in der Gegenwart.« Seine Stimme wurde einen Halbton höher. »Duff hat mir gesagt, daß Ihr Vater im Großen Krieg das Distinguished Service Cross erhalten hat. Auf den St. Mihiel Höhen.«
    »Das stimmt«, erwiderte McConnell und wunderte sich, wieso Churchills profunde Kenntnis der Vergangenheit ihn überraschte. »Und auch den Silver Star. Allerdings hat er sie auch beide 1932 in den Potomac geworfen.«
    Churchill legte das Kinn auf die Brust und starrte McConnell glubschäugig an. »Warum zum Teufel hat er das getan?«
    McConnell wußte nicht, ob dem Premierminister die Antwort gefallen würde, aber er gab sie ihm trotzdem. »Erinnern Sie sich an den Aufstand wegen der Armeezulage in Washington? Während der Depression?«
    »Es ging um Veteranenpensionen oder sowas Ähnliches«,. knurrte Churchill.
    »Genau. Einige Männer aus der alten Einheit meines Vaters waren mit den Veteranen zusammen nach Washington gegangen, die versuchten, Hilfe von der Regierung zu bekommen. Es waren ungefähr 25 000, mitsamt ihren Familien. Sie riefen an und fragten meinen Vater, ob er mitkommen und ihnen medizinischen Beistand leisten würde. Er ging mit. Die Polizei von D.C. verpflegte die Veteranen zwar, aber Präsident Hoover hatte keinerlei Sympathien für sie. Nach drei Monaten friedlicher Demonstrationen rief er die Armee zu Hilfe. Die griff die unbewaffnete Menge mit Tränengas, Bajonetten, Kavallerie und Panzern an. Einige Veteranen wurden erschossen; ein paar Kinder erstickten am Gas.« McConnell hielt kurz inne. »Mein Vater war in dieser Menschenmenge.«
    Churchill sah ihn unbewegt an. »Spüre ich da eine tiefere Moral in der Geschichte?«
    »Nur eine kleine Fußnote: Ich habe seitdem die Namen einiger Offiziere erfahren, die diese Menschen angegriffen haben. Sie wurden von einem gewissen Douglas MacArthur geführt. MacArthur mißachtete Hoovers Befehl und ging weit über seine ursprünglichen Befehle hinaus. MacArthurs Berater war ein Major Dwight D. Eisenhower. Die säbelschwingende Kavallerie wurde von einem Captain George Patton geführt. Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum meine Hingabe an das Militär sehr begrenzt ist.«
    »Allerdings. Politik kann ein sehr schwieriges Geschäft sein, Doktor. Ich muß traurigerweise zugeben, daß ich ähnliche Fehler gemacht habe. Aber keiner davon betrifft die aktuelle Situation. Ich muß einem Mann von Ihrem Verstand sicher nicht die Bedrohung erklären, der sich die christliche Zivilisation gegenübersieht.«
    McConnell bezweifelte nicht, daß Stern die Ausklammerung der Juden durch diese Formulierung bemerkte.
    »Sie haben aus Ihren eigenen Gründen zugestimmt, diesen Auftrag anzunehmen - was immer das für Gründe sein mögen. Dafür danke ich Ihnen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß möglicherweise die Befreiung Europas davon abhängt.«
    Eine Weile musterte Churchill McConnells Gesicht. Dann riß er ein Blatt Papier von einem Block und nahm einen Federhalter aus seinem Fäßchen. »Es werden Menschenleben bei dieser Operation geopfert werden«, sagte er, während er schrieb. »Ich möchte, daß Sie wissen, daß die Verantwortung dafür bei mir liegt.«
    Churchill nahm das Blatt Papier auf und reichte es McConnell, der es erstaunt las.
    Auf meinen Schultern lasten diese Toten. W. C.
    »Ich bin selbst Halb-Amerikaner«, sagte Churchill. »Und ich nehme an, daß Sie halber Engländer sind, Doktor.«
    »Was?« murmelte McConnell, der noch immer auf die bemerkenswerte Notiz starrte. »Was meinen Sie damit?«
    Churchill biß auf seine Zigarre und grinste. »Jeder Mann, der sowohl die Universität von Oxford als auch Achnacarry Castle überstanden hat, hat sich die britische Staatsbürgerschaft verdient!«
    McConnell hörte, wie General Smith unruhig neben ihm mit den Füßen scharrte. Dann erfüllte plötzlich Sterns Stimme mit ihrem deutschen Akzent den Raum.
    »Was ist mit meinem Volk?« fragte er in vorwurfsvollem Ton. »Gibt es da auch einen Platz für Juden in Ihrem Anglo-Amerikanischen Paradies?«
    »Hüten Sie Ihre Zunge!« bellte General Smith.
    »Lassen Sie ihn sprechen, Duff«, sagte Churchill. »Er hat das Recht, wütend zu sein.«
    Stern trat einen Schritt vor. Seine SD-Uniform und der deutsche Akzent verliehen seinen Worten eine eisige Intensität. »Ich will wissen, ob Sie sich nach dem Krieg wirklich für die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina einsetzen werden.«
    Churchill

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