Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
von Produktion zu Produktion. Die beiden letzten Ladungen aus Porten sind 97 Stunden stabil geblieben.«
    »Was sind das? Vier Tage?«
    »Knapp drüber.«
    »Und war es tödlich?«
    »So ziemlich, ja. Es hat zwei große Primaten kurzerhand umgelegt.«
    Churchill zuckte unwillkürlich zusammen. »Erzählen Sie mir nicht, wo Sie Ihre Testsubjekte herbekommen. Ich will nicht, daß mir die Royal Society die Türen einrennt. Wie alt ist das Gas, das Ihre Leute aus Achnacarry hingebracht haben?«
    Smith sah auf die Uhr. »26 Stunden bis jetzt.«
    »Sie haben es ganz schön knapp bemessen.«
    »Die Raubhammer-Demonstration soll in vier Tagen stattfinden«, sagte Smith. »Wenn wir es bis dahin nicht durchgezogen haben, dann sind wir vermutlich sowieso zu spät dran. Wenn der Wind bei ihrer Ankunft weniger als sieben Meilen pro Stunde weht, läßt Stern das Gas heute nacht noch los. Und wenn nicht heute nacht, dann morgen.«
    Churchill griff nach seinem Federhalter und malte etwas auf einen Schreibblock. »Deshalb wollen Sie also, daß das U-Boot vier Tage wartet. Das Wetter muß für den Angriff richtig sein?«
    »Das, und die Vorführung für Hitler. Ich will ihnen alle Chancen geben, den Angriff durchzuführen. Und was das Wetter angeht, vier Meilen pro Stunde ist die optimale Windgeschwindigkeit für einen Gasangriff dieser Art, und zwar möglichst ohne Regen.«
    »Wissen Stern oder McConnell, daß das Gas möglicherweise nicht wirkt?«
    »Natürlich nicht.«
    Churchill zog die schwere Jacke enger um die Schultern. »Duff, wenn Sie mir eine prozentuale Einschätzung des Erfolgs geben müßten, was würden Sie dann sagen?«
    Smith dachte kurz nach. »50-50 für den Angriff selbst. Aber wenn der erfolgreich ist, dann, glaube ich, haben wir eine 90prozentige Chance, daß der Bluff wirkt. Winston, ich bin absolut sicher, daß diese Nervengasgeschichte eine reine Himmler-Show ist. Alles deutet darauf hin. Wenn wir ihn heimlich mit seiner eigenen >Wunderwaffe< schlagen, ziehen wir ihm schlicht die Beine unterm Hintern weg. Er wird nur wissen, daß wir 10 000 Tonnen britisches Sarin haben, welches wir jederzeit auf Berlin abwerfen können. Er muß seine Show einfach abblasen.«
    »Wird er in der Lage sein zu beweisen, daß wir hinter diesem Angriff stecken?«
    »Nein. Wir benutzen deutsche Kanister aus dem Großen Krieg; aber er wird wissen, wer dafür verantwortlich war. Dafür werde ich sorgen.«
    »Und wenn unser Sarin nicht wirkt?«
    Smith zuckte mit den Schultern. »Dann kommen die Bomber ins Spiel.«
    Churchill knurrte. »Was passiert, wenn wir dieses Lager bombardieren müssen?«
    »Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Erst mal wieder vom Wetter, und dann davon, wieviel Gas dort gelagert wird. Unsere Maschinen werden Brandbomben werfen, damit soviel Gas wie möglich verbrennt, bevor es wegweht; aber es besteht natürlich trotzdem die Möglichkeit, daß die nächstgelegenen Ortschaften ausgelöscht werden könnten. Ich bin sicher, daß Himmler einfach nur einen bedauerlichen industriellen Unfall melden wird. Aber was auch immer passiert, alle Spuren unseres Einsatzes werden vernichtet sein.«
    »Was ist, wenn Sie nichts von Stern und McConnell hören?«
    »Wenn ich in drei Nächten keine positive Erfolgsmeldung erhalte, fliegen die Bomber los, ganz gleich, was passiert.«
    »Wissen Stern und McConnell von den Bombern?«
    »Um Himmels willen! Natürlich nicht!«
    Churchill rieb sich mit beiden Händen müde die Stirn. Auf McConnell hatte er sehr lebhaft gewirkt, doch Duff Smith wußte, daß der Premierminister sich gerade erst von einer Lungenentzündung erholt hatte, die er sich im Dezember zugezogen hatte, und daß er noch im selben Monat zwei Herzinfarkte überstanden hatte. Der Druck, der auf ihm lastete, war enorm. Dennoch bestand er darauf, die moralische Verantwortung für jede einzelne Mission auf seine Schultern zu laden.
    »Es sind Zivilisten, Duff«, bemerkte Churchill mit Nachdruck.
    »Sie werden entsprechende Papiere unterschreiben, bevor sie gehen.«
    »Das meine ich nicht. Glauben Sie nicht, daß man McConnell den wirklichen Zweck des Auftrags anvertrauen könnte, wo sein Bruder doch von der SS ermordet worden ist?«
    Smith schüttelte den Kopf. »Ich glaube, daß Doktor McConnell nicht einmal einen Menschen töten würde, um sein eigenes Leben zu retten.«
    Das Telefon auf Churchills Schreibtisch klingelte, aber er ignorierte es. »Es gibt da einen Haken bei der Sache, der uns ins Verderben stürzen

Weitere Kostenlose Bücher