Schwarzer Tod
unterstrich seine Worte nachdrücklich mit einem Schwenk seiner Zigarre. »Ich werde das sogar ganz bestimmt tun, Mr. Stern. Aber die Schlüsselworte in Ihrer Frage sind >nach dem Krieg<. Bis dahin haben wir noch viel zu tun.«
»Und ich bin bereit dazu«, erwiderte Stern.
»Wirklich? Na gut. Falls Sie von diesem Einsatz zurückkehren sollten, werde ich persönlich dafür sorgen, daß Sie ein Offizierspatent der jüdischen Brigade bekommen.« Er lächelte. »Allerdings brauchen Sie dann natürlich eine andere Uniform. Die jüdische Brigade mag keine Hakenkreuze.«
»Es gibt keine jüdische Brigade! Sie ist seit Jahren unter einem Berg von Papierkram begraben.«
»Nicht mehr«, widersprach Churchill. »Ich habe sie ausgegraben. Die jüdische Brigade wird bei der Befreiung Europas mitkämpfen. Also ... Haben Sie Interesse?«
Stern nahm tatsächlich Haltung an.
Churchill strahlte. »Solche Kerls mag ich, Duff. Sie haben sich die Richtigen ausgesucht, wie mir scheint.«
»Sie werden es schaffen«, knurrte Smith. »Aber ich fürchte, daß wir wirklich gehen müssen. Der Zeitplan, Sie verstehen.«
»Die Stunde des Einsatzes«, sagte Churchill begeistert. »Und dann mitten nach Deutschland! Was gäbe ich nicht dafür, mit Ihnen gehen zu können.« Er stand auf und schüttelte McConnell und Stern die Hand.
McConnell wollte noch etwas fragen, aber da hatte ihn der General schon aus dem Zimmer und durch den dämmrigen Flur gescheucht.
Draußen vor der Tür erwartete sie der Fahrer.
»Folgen Sie ihm«, sagte Smith. »Ich komme gleich nach.«
Als sie hinausgingen, blickte McConnell zurück. Sie waren aus einer anderen Tür gekommen, und darüber standen die Worte: Pro Patria Omnia. Jetzt erst wurde ihm klar, was Duff Smith seinem Piloten über Loch Lochy gesagt hatte. Er hatte nicht gesagt >Nachchecken<, sondern >Nach Chequers<, und das war der Landsitz des britischen Premierministers. Während er Stern zurück zur Lysander folgte, fragte sich McConnell, ob Adolf Hitler wußte, welche Worte über der Tür des Hauses eingraviert waren und was sie bedeuteten.
Alles für das Vaterland.
Churchill rauchte hingebungsvoll seine Zigarre, als Brigadegeneral Smith wieder zurückkehrte. Smith zog sich einen Stuhl heran, der dem Schreibtisch gegenüber stand, und wartete auf das unausweichliche Verhör, das der Premierminister immer vor wichtigen Operationen durchführte. Churchill stieß eine große Wolke blauen Rauchs aus, schnüffelte und legte die Zigarre dann auf den Rand des Aschenbechers. »Das ist die einzige Operation gegen die Wünsche der Amerikaner, die ich jemals sanktioniert habe«, sagte er ernst. »Ich bin nicht sicher, ob es mir gefällt, einen Amerikaner dafür einzusetzen, selbst wenn er vom technischen Standpunkt aus betrachtet der richtige Mann sein sollte. Es könnte später Probleme deswegen geben.«
»Es wird keine Probleme geben, Winston. Wenn dieser Einsatz erfolgreich verläuft, ist das Ergebnis etwas, was niemand bemerkt: der Nicht-Einsatz von Nervengas durch die Nazis. Und wenn er fehlschlägt, werden Stern und McConnell dabei aller Wahrscheinlichkeit nach sterben.«
»Was ist, wenn sie Erfolg haben, aber der gute Doktor hinterher beschließt, sich zu entlasten. Aus Gewissensgründen?«
Smith sah in die blauen Augen und versuchte, darin zwischen den Zeilen zu lesen. Nach einer Weile sagte er: »Das ist eine gefährliche Mission. Selbst wenn sie Erfolg haben, ist es durchaus möglich, daß Stern und McConnell nicht mehr lebend zurückkehren.«
Churchill faltete die Hände und sah irgendwo in die Schatten hinter Smith. »Weiß jemand, daß McConnell auf diesen Einsatz geht? Irgend jemand?«
»Er hat zwei Briefe beim Dekan in Oxford hinterlegt. Einen an seine Frau und einen an seine Mutter. Das Übliche. Ich habe sie konfisziert.«
Churchill seufzte. »Wenn Eisenhower oder Marshall herausfinden, daß ich sie umgangen habe, um einen Schlag dieser Größenordnung durchzuführen ...«
»Sie haben Ihnen keine Alternative gelassen, Winston! Wenn Eisenhowers Armeen 30 Sekunden nach Betreten der französischen Strande tot umfallen, werden Roosevelt und Marshall reumütig die Hände gen Himmel werfen. Ike wird sein Amt niederlegen, aber dann wird es zu spät sein.«
Churchill nickte. »Ich stimme Ihnen zu, Duff. Die Frage ist: Kann dieser Einsatz gelingen? Besteht eine realistische Chance?«
»Absolut.«
»Was ist mit unserem Gas? Wie lange bleibt es mittlerweile stabil?«
»Das unterscheidet sich
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