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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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warten, bis die SS kommen und ihn darüber informieren würde, daß seine Mitspione gefaßt worden seien und er nun ebenfalls verhaftet würde. »Sie sind der Oberbonze«, hatte er zu Stern gesagt. »Ich bin Ihr Fahrer oder so was.«
    Und genauso machten sie es. McConnell fuhr den Wagen, während Anna und Stern die privilegierten Passagiere auf dem Rücksitz spielten. Der Treffpunkt lag nur zehn Meilen von Annas Haus entfernt, in einem kleinen Wäldchen nordöstlich von Bad Sülz. Als der Wagen an dem Weiler Knee-sehof vorüberrollte, erklärte Anna ihnen, daß sie schon fast da seien.
    Sie umfuhren Bad Sülz im Süden und überquerten die Recknitz. Eine zwei Kilometer lange Schotterstraße führte sie in ein Moor und an einen Waldrand.
    »Fahren Sie zwischen die Bäume«, befahl Anna. »Runter von der Straße.«
    McConnell gehorchte. Stern stieg aus und ging suchend um das Auto herum, die Schmeisser im Anschlag. McConnell folgte ihm. Er trug einen Beutel mit Brot, Käse und seine eigene MP.
    »Ich gehe vor«, sagte Anna. »Stan ist sehr vorsichtig. Ich werde zuerst mit ihm sprechen und ihm die Lage erklären, bevor Sie heraustreten. Wenn er diese Uniformen sieht, würde er Sie ohne zu zögern erschießen.«
    Aber als sie an dem Treffpunkt ankamen, war niemand dort. Stern und McConnell kauerten sich in den Schnee, während Anna auf die Lichtung ging. Eine halbe Stunde später trat ein dünner, nervöser junger Mann zwischen den Bäumen hervor und sprach mit ihr. Er war unbewaffnet, und er kam McConnell merkwürdig bekannt vor. Anna und der Mann unterhielten sich etwa fünf Minuten, bevor die Krankenschwester Stern und McConnell ein Zeichen gab, herauszukommen.
    »Sagen Sie etwas in Englisch«, sagte sie zu McConnell. »Schnell!«
    »Nun ... Vor 87 Jahren haben unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation gegründet, die in Freiheit ... «
    »Reicht das?« fragte sie den dünnen Polen.
    Der junge Mann dachte darüber nach.
    »Stan hat Sie beide schon gesehen«, sagte sie zu Stern. »Er hätte Sie jederzeit erschießen können. Ich bin froh, daß er heute gute Laune hat. Legen Sie die Waffen auf den Boden.«
    Stern gehorchte nur zögernd.
    »Sie haben ihr Funkgerät nicht dabei.«
    »Was?«
    »Sie sagen, daß sie es sich mit drei Widerstandsgruppen teilen müssen; aber sie können es bis Mitternacht beschaffen.«
    »Das läßt Brigadegeneral Smith knapp 24 Stunden Zeit, den Bombenangriff einzuleiten«, erklärte Stern. »Das wird sehr knapp.«
    McConnell zuckte unwillkürlich zusammen, als ein großer Mann kaum 20 Meter von ihnen entfernt zwischen den Bäumen hervortrat. Er hatte einen dichten schwarzen Bart und hielt einen uralten Karabiner aus dem Großen Krieg, vermutlich eine Mauser, auf Sterns Brust gerichtet. McConnell konnte es ihm nicht verübeln. Stern sah wirklich exakt wie ein Offizier vom Sicherheitsdienst aus.
    »Co slychäc?« fragte Stern freundlich.
    Die Miene des Riesen hellte sich auf. »Pan möwipopolsku?«
    Stem wechselte ins Deutsche. »Ein bißchen. Ich bin in Rostock geboren und habe einige polnische Seeleute kennengelernt.«
    Der Bärtige streckte seine schaufelartige Hand aus. »Stanislaus Wojik«, sagte er und schüttelte Stern die Hand, als wolle er ihm den Arm ausrenken. »Das ist mein Bruder, Miklos.«
    Stan Wojik sah wie ein Mann aus, der von seiner Hände Arbeit gelebt hatte, bevor er Partisan geworden war -, doch sein Bruder Miklos war die Karikatur eines Hungerkünstlers. Er wirkte wie ein Geiger aus der zweiten Reihe in einem mittelmäßigen Orchester. Er hatte eingefallene Wangen und große Augen, die so ernst dreinsahen wie die eines Kindes. McConnell fiel plötzlich wieder ein, wo er die beiden schon einmal gesehen hatte. Sie waren die beiden anderen Mitglieder des >Empfangskomitees< gewesen, die das Tarnflugzeug erwartet hatten, mit dem er und Stern in Deutschland gelandet waren. Er griff in den Beutel und holte ein Stück englischen Käse heraus. Stan bedankte sich mit einem Nicken und warf es seinem Bruder zu.
    »Stan spricht ganz gut Deutsch«, erklärte Anna.
    »Gut«, meinte Stern und sah den großen Polen an. »Ich glaube, ich sollte meine Waffe auf Sie richten, während wir uns unterhalten. Wenn uns jemand überrascht, dann sage ich, Sie beide seien Gefangene und wir würden nur eine Pause machen, um zu essen.«
    Stan Wojik zuckte mit den Schultern und legte sein Gewehr auf den Boden. Stern nahm seine Schmeisser wieder in die Hand. McConnell fiel auf, daß Stan Wojik

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