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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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breite Brust. »Wenn wir keine Bestätigung bekommen, stehle ich ein Boot und rudere selbst hinüber. Sie bekommen Ihre Bomben, mein Freund. Leben Sie wohl.«
    »Do widzenia«, erwiderte Stern.
    Als sie zurück nach Dettmannsdorf fuhren, sagte Stern: »Das ist einer dieser mutigen Hurensöhne, die diesen Krieg nicht überleben werden. Er wird niemals einen Orden bekommen, und er wird allein mit einer Binde um die Augen vor irgendeiner schmutzigen Ziegelmauer sterben.«
    »Halten Sie den Mund!« zischte Anna vom Rücksitz aus. »Selbst wenn das wahr wäre, bringt es nichts, darüber zu reden.«
    McConnell mußte ihr zustimmen.
    Sie hatten keinerlei Schwierigkeiten, wieder in Annas Haus zurückzukehren. Der Ärger fing erst nach Einbruch der Dunkelheit an, als McConnell und Stern versuchten, auf den Hügel zu gelangen, wo sie die beiden Gaskanister holen wollten, die sie für ihre Falle im SS-Luftschutzbunker brauchten. Dreimal mußten sie sich auf den Bauch in den Schnee fallen lassen, um nicht von einer SS-Patrouille mit Hunden gesehen zu werden. Die Soldaten gingen immer zu zweit, meistens zu Fuß, und einmal fegte ein Motorrad mit einem Beiwagen über die schmale kurvige Straße an ihnen vorbei und wirbelte den Schnee hinter sich auf.
    Bevor sie das Haus verließen, hatte Stern McConnell beruhigt und ihm gesagt, daß ihre deutschen Uniformen verhindern würden, daß jemand sie anhielt und ausfragte. Aber bis jetzt hatte er keinerlei Neigung gezeigt, seine Theorie auch auszuprobieren.
    Als sie schließlich den Mast erreichten, an dem die Kanister hingen, hielt McConnell erstaunt den Atem an. Die beiden hölzernen Masten waren so dick wie Eichenstämme und wurden an der Spitze durch einen mächtigen Querbalken verbunden. Schwach konnte er die Umrisse von etwas sehen, das von einem der Stromkabel herabhing, aber im Gewirr der Baumwipfel vermochte er nicht sicher zu erkennen, um was es sich dabei handelte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man im Dunkeln bis zu diesem Querbalken hochklettern sollte, aber Stern verlor keine Zeit, die Prahlereien unter Beweis zu stellen, die er in Achnacarry von sich gegeben hatte. Rasch legte er die Klettereisen und die Gasmaske an, die er auf McConnells Drängen hin tragen sollte (obwohl sie ohne den Ganzkörperanzug praktisch wirkungslos war); dann befestigte er ein langes Seil an seinem Gürtel und kletterte den Mast wie ein Schimpanse hoch. 40 Sekunden später saß er oben auf dem Querbalken, 20 Meter über dem Erdboden.
    McConnell hörte ein metallisches Klappern über sich, sonst jedoch nichts. Nach etwa 15 Minuten materialisierte sich der erste Gaskanister aus der Dunkelheit über seinem Kopf. Der in Tarnfarbe gestrichene Behälter schwebte lautlos herunter und schwang in sanftem Bogen hin und her, während Stern ihn an dem dicken Tau herabließ. Als McConnell versuchte, das Schaukeln abzubremsen und zu verhindern, daß der herausragende Zünder den Schnee berührte, stieß der Kanister ihn zu Boden.
    Als Stern das sah, befestigte er schnell das Seil am Querbalken und kletterte wieder hinunter. Er hatte klugerweise die Zünder entschärft, bevor er den Kanister heruntergelassen hatte, und jetzt konnten sie den Tank ohne größere Probleme gefahrlos zu Boden lassen. Als Stern den Mast wieder hochkletterte und die Prozedur wiederholte, schmerzten ihn bereits alle Muskeln.
    »Sie haben einen großen Fleck an Ihrer Uniform«, erklärte McConnell ihm, als er das zweite Mal herunterkam.
    »Das ist Teer«, meinte Stern und nahm die schweißbedeckte Gasmaske ab. »Die Krankenschwester wird es saubermachen müssen. Sind Sie bereit?«
    »Ich nehme nicht an, daß wir diese Tanks tragen können, oder?«
    »Nicht, wenn Sie bis morgen überleben wollen. Die Spuren würde die SS direkt zu uns führen. Was haben Sie, Doktor? Was denken Sie?«
    McConnell hockte sich neben die Kanister. »Ich habe gerade gedacht ... Vielleicht könnten wir das Gas ja vor dem Luftangriff testen, damit wir rausfinden, ob es überhaupt funktioniert. Dann wissen wir wenigstens, ob der Angriff überhaupt Sinn macht.«
    »Und? Kriegen wir das hin?«
    McConnell berührte vorsichtig einen der Druckzünder und untersuchte dann den Kanisterkopf. »Ich glaube nicht. Jedenfalls nicht, ohne den gesamten Inhalt eines Kanisters zu verlieren. Wir müssen einen Zünder auslösen, damit die Kappe abgesprengt wird, und danach hält nichts mehr das Gas auf.«
    »Was soll's?« fragte Stern. »Versuchen wir es einfach. Ein Kanister

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