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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Was soll ich Ihrer Meinung nach diesbezüglich unternehmen?«
    Churchill zögerte keine Sekunde. »Ich will, daß das Bomberkommando der 8th Air Force die deutschen Vorratslager bombardiert. Alle bekannten Gasfabriken sollten sofort zu vorrangigen Zielen erklärt werden.«
    »Gütiger Himmel!« murmelte Commander Butcher. Vor dem Krieg war er Vizepräsident des Rundfunks von Columbia gewesen. »Ein Volltreffer würde eine gewaltige Wolke tödlichen Gases über Deutschland hinwegwehen lassen. Zigtausende Frauen und Kinder würden sterben. Allein vom Propagandastandpunkt aus betrachtet ...«
    »Falls«, unterbrach ihn Churchill, »unsere Air Force während eines Einsatzes gegen Deutschlands Industriestandorte zufällig etwas freisetzen sollte, von dessen Existenz wir keine Ahnung haben ... Wie sollte man uns daran die Schuld geben?«
    Die Kaltblütigkeit von Churchills Vorschlag verschlug den Amerikanern die Sprache.
    Eisenhower blieb stehen. »Verbessern Sie mich, wenn ich mich irre, aber bis zu diesem Zeitpunkt haben die Deutschen kein Giftgas auf irgendeinem Schlachtfeld eingesetzt. Nicht mal gegen die Russen. Stimmt's?«
    »Das stimmt«, räumte Churchill ein. »Obwohl sie gefangene Juden mit Blausäuregas ermorden.«
    Eisenhower ignorierte den Einwand. »Daher müssen wir davon ausgehen, daß Hitler sich zurückhält, selbst angesichts fürchterlicher Verluste, und zwar aus denselben Gründen, aus denen er bisher keine biologischen Waffen eingesetzt hat: Weil die Deutschen durch unsere vorsätzlichen Lecks in der Geheimhaltung eindeutig wissen, daß wir in der Lage wären, mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen.«
    Churchill nickte zustimmend. »General, im Falle von biologischen Waffen sind diese Informationen sogar echt. Doch was die chemischen Waffen angeht, werden Sie feststellen, daß wir ein bißchen übertrieben haben. Natürlich nur in allerbester Absicht. Um uns Zeit zu erkaufen. Aber jetzt, wo die Invasion unmittelbar bevorsteht, wird die Zeit knapp.«
    Eisenhower drehte sich zu seinem Geheimdienstmann um. »Was haben wir denn eigentlich in unserem chemischen Arsenal?«
    »Tonnen von Phosgen«, antwortete der Major. »Wir haben sogar soviel davon, daß wir 60 Tage lang zurückschlagen könnten. Und ständig treffen neue Lieferungen Senfgas ein.«
    Eisenhower runzelte die Stirn. »Aber nichts wie Sarin?«
    »Nein, Sir.«
    »Kein Soman?«
    Der Major schüttelte den Kopf. »Nicht mal annähernd, Sir.«
    »Himmel Herrgott!« Eisenhower ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. »Gentlemen, ich glaube, es ist besser, wenn der Premierminister und ich dieses Gespräch unter vier Augen fortsetzen.«
    »Brendan ...« Churchill konnte die Erregung in seiner Stimme kaum verbergen, »... servieren Sie und Duff unseren amerikanischen Freunden Tee und Gebäck. Clemmie wird Ihnen zeigen, wo sich alles befindet. Und ich glaube, daß der Professor noch eine späte Verabredung hat.«
    Lindemann blickte auf die Uhr. »Meine Güte, Winston, du hast recht.« Der hochgewachsene Dozent schnappte sich Hut und Mantel und stürmte zur Tür, bis ihm auffiel, daß er gerade im Begriff war, den Oberkommandierenden der alliierten Streitkräfte einfach stehen zu lassen. Er drehte sich um, und zog den Hut vor Eisenhower.
    »Viel Erfolg, General«, sagte er und verschwand.

5

    Dwight D. Eisenhower qualmte eine Zigarette an eben dem Fenster, an dem Churchill seine Ankunft erwartet hatte. Während der letzten 40 Minuten hatte er hauptsächlich schweigend dagesessen und eine Lucky Strike nach der anderen geraucht, während der Premierminister das Alptraumszenario vom Auftauchen von Sarin und Soman zur Geisterstunde an den Invasionsstränden heraufbeschworen hatte. Schließlich drehte Eisenhower sich vom Fenster weg.
    »Ehrlich gesagt, Herr Premierminister, weiß ich nicht, warum Sie sich damit an mich wenden. Sie wissen, daß ich keine direkte Kontrolle über das strategische Bomberkommando habe. Ich kämpfe schon seit Wochen darum, und Sie selbst haben es mir verweigert. Haben Sie Ihre diesbezügliche Meinung etwa geändert?«
    Churchill hockte in einem Ohrensessel, gut einen Meter vom General entfernt, und schob die Unterlippe vor, als erwäge er etwas ausgesprochen Unangenehmes. »Ich bin sicher, daß wir zu einem vernünftigen Kompromiß kommen werden, General.«
    »Nun, bis dahin könnte ich den Befehl zur Bombardierung dieser Vorratslager selbst dann nicht geben, wenn ich es wollte. Außerdem ist das eine politische Angelegenheit.

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