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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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übertriebene Furcht vor unseren Fähigkeiten, was chemische Kriegführung angeht. Wir glauben, daß die wahre Gefahr gar nicht von Hitler ausgeht, sondern von Heinrich Himmler. Sarin und Soman werden in Lagern getestet, die Himmlers SS unterstehen. Die Sarinprobe stammt aus einem entlegenen SS-Lager, das ausschließlich gebaut worden ist, um dort Nervengas herzustellen und zu erproben. Himmler kontrolliert auch einen Teil der Nazi-Geheimdienste. Deshalb weiß er höchstwahrscheinlich auch, daß wir kein Nervengas besitzen. Duff und ich glauben, daß Himmler plant, sein Nervengas und die Schutzkleidung zu perfektionieren und Hitler die ganze Show in dem Augenblick zu präsentieren, in dem er sie am dringendsten benötigt: nach unserer Invasion. Mit einem einzigen Schlag könnte Himmler das Reich retten und sich in eine unangreifbare Position als Kandidat für die Nachfolge auf dem Nazithron bringen.«
    Eisenhower deutete mit einer unangezündeten Zigarette auf Churchill: »Das ist endlich ein Motiv, das sinnvoll klingt, Herr Premierminister. Haben Sie irgendwelche Beweise dafür?«
    »Duffs polnische Freunde haben einen Kontaktmann, der dem Kommandanten eines dieser Lager sehr nahesteht. Dieser Agent glaubt, daß eine gefechtsmäßige Demonstration von Soman, eine Demonstration vor dem Führer, innerhalb nur weniger Wochen angesetzt werden könnte. Möglicherweise sogar innerhalb von Tagen.«
    »Verstehe. Herr Premierminister, bitte lassen Sie mich kurz einmal abschweifen. Professor Lindemann hat gesagt, daß Ihre Leute rund um die Uhr daran arbeiten, Sarin zu kopieren. Ich nehme doch an, das geschieht ausschließlich zur Vorbereitung von Vergeltungsmaßnahmen, oder?«
    Churchill holte tief Luft. »Nicht, wenn Sie mit mir einer Meinung sind, General. Ich glaube, daß es noch eine weit erstrebenswertere Option gibt, als die deutschen Vorratslager zu bombardieren. Ich spreche von einem Luftangriff zu Demonstrationszwecken. Wenn es unseren Wissenschaftlern gelingt, Sarin zu kopieren, sollten wir meiner Meinung nach so schnell wie möglich einen kleineren Angriff mit unserem eigenen Gas fliegen. Nur so werden wir bei Himmler keinen Zweifel daran aufkommen lassen, daß er sich irrt, was unsere Fähigkeiten und unsere Entschlossenheit betrifft.«
    Eisenhower sah Churchill erstaunt an. Die Kaltblütigkeit des Briten verblüffte ihn immer wieder. Er räusperte sich. »Aber bisher sind die Bemühungen Ihrer Leute, Sarin zu kopieren, erfolglos geblieben, nicht wahr?«
    Churchill hob die Hände. »Sie befassen sich mit etwas, das man Fluorphosphate nennt, aber sie kommen nur langsam voran.«
    Eisenhower drehte sich zum Fenster um und blickte auf die schneebedeckte englische Landschaft hinaus. In der Dunkelheit wirkte sie so ruhig wie ein Friedhof. »Herr Premierminister«, sagte er schließlich. »Leider kann ich Sie in dieser Angelegenheit nicht unterstützen. Weder bei der Bombardierung der Vorratslager noch bei dem ... Demonstrationsangriff.« Er hörte Churchills leises Stöhnen und drehte sich um. »Warten Sie ... Lassen Sie mich ausreden. Ich respektiere Ihr Urteil. Oft genug hatten Sie recht, wo sich alle anderen geirrt haben. Aber hier liegen die Dinge nicht so klar, wie Sie zu glauben scheinen. Wenn wir die deutschen Lager und Nervengasfabriken bombardieren, legen wir Hitler unsere Karten offen. Wir zeigen ihm, wovor wir uns am meisten fürchten. Außerdem setzen wir indirekt Nervengas gegen die deutsche Bevölkerung ein, wenn wir die Lager bombardieren. Das ist praktisch dasselbe, als würden wir es selbst abwerfen. Und was sollte Hitler dann noch davon abhalten, Soman oder Sarin gegen unsere Truppen einzusetzen?«
    Churchill wog jedes Wort ab und suchte nach einem Fehler in der Argumentationskette des Amerikaners.
    »Nein«, fuhr Eisenhower entschieden fort. »Das kommt absolut nicht in Frage. Präsident Roosevelt würde einen Gasangriff niemals genehmigen, und auch das amerikanische Volk würde nicht dahinterstehen. Es laufen immer noch Tausende amerikanischer Veteranen durch die Straßen, die im ersten Krieg Gasangriffen zum Opfer gefallen sind. Einige davon sind entsetzlich entstellt. Wir werden allerdings zurückschlagen, falls man uns angreift; das hat der Präsident bereits klargestellt. Aber einen Erstschlag? Niemals.«
    Eisenhower wappnete sich gegen das vertraute Brüllen des britischen Löwen. Aber statt aufzuspringen und zu streiten, schien Churchill sich in sich selbst zurückzuziehen.
    »Was ich dagegen

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