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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ihm der Geheimdienstoffizier zu Hilfe.
    »Ganz genau«, bestätigte Lindemann.
    Eisenhower spitzte die Lippen. »Und wieviel von dem Zeug braucht man genau, um einen Soldaten zu töten?«
    Lindemann antwortete mit der Pfeife zwischen den Zähnen. »Den tausendsten Teil eines Regentropfens. Dieses Tröpfchen ist so klein, daß kaum einer von uns es mit bloßem Auge sehen könnte.«
    Churchill sah, wie sich Entsetzen auf Eisenhowers Gesicht abzeichnete. Das Treffen lief genau so ab, wie er es geplant hatte.
    »Unsere Leute in Porton haben rund um die Uhr gearbeitet, um Sarin zu kopieren«, fuhr Lindemann fort. »Aber ich fürchte, daß sie bis jetzt nicht viel Glück gehabt haben. Es ist teuflisch schwer zu reproduzieren.«
    »Leider haben die Deutschen im Augenblick das Glück auf ihrer Seite«, erklärte Churchill trocken. »Aber es kommt noch schlimmer. Professor?«
    »Ja. Brigadegeneral Smith hat Gerüchte von einem Gas aufgeschnappt, dessen Wirkung noch tödlicher sein soll als Sarin. Es nennt sich Soman. Wir haben leider keine Probe davon, aber ich habe einen ausführlichen Bericht darüber gesehen. Erinnern Sie sich bitte an das, was ich Ihnen vorhin über die unterschiedliche Sterberate gesagt habe. Phosgen war 1939 das tödlichste Gas. Sarin ist 80mal so tödlich wie Phosgen. Und laut diesem Bericht, verhält sich Soman zu Sarin wie letzteres zu Phosgen. Schlimmer noch, es ist dauerhaft.«
    »Dauerhaft?« fragte Eisenhower nach.
    Der amerikanische Major wählte diesen Moment, um sich wieder bemerkbar zu machen. »General, Dauerhaftigkeit war eine der Bewertungsgrundlagen für die Effektivität von Gas während des Ersten Weltkriegs. Gemeint ist damit die Dauer, die das Gas auf dem Boden verbleibt, nachdem es freigesetzt wurde.«
    Lindemann nickte. »Wir kennen Berichte, nach denen Soman viele Stunden, ja sogar Tage stabil bleibt, und sich auf alles legt, was mit ihm in Berührung kommt. Selbst ein Soldat, der ihm mehrere Stunden nach einer Schlacht ausgesetzt würde, müßte noch immer sterben. Und es wäre ein schrecklicher Tod, General, das versichere ich Ihnen.«
    »Haben wir Informationen, wieviel von dem Zeug die Deutschen horten?«
    Brigadegeneral Smith räusperte sich. »General, unsere genauesten Schätzungen belaufen sich auf knapp 5 000 Tonnen, die jederzeit einsatzbereit sind.«
    Der Geheimdienstmajor war so überrascht, daß er seinem General zuvorkam. »Sagten Sie Tonnen!«
    Churchill nickte knapp. »Konventionelle Zylinder, Fliegerbomben, Artilleriegranaten, das ganze Arsenal.«
    Eisenhower streckte Churchill seine Hand entgegen. »Lassen Sie mich das verdammte Ding mal sehen.«
    Churchill warf die versiegelte Phiole in Richtung Sofa.
    Commander Butcher und Brandan Bracken zuckten unwillkürlich zusammen, doch Eisenhower fing den Zylinder auf und hielt ihn ins Licht. »Ich kann nichts sehen«, bemerkte er. »Nur ein leichter Niederschlag am Boden.«
    »Das liegt daran, daß es unsichtbar ist«, erklärte Churchill zum wiederholten Male. »Professor?«
    »Wie?« Lindemann war wieder mit seiner Pfeife beschäftigt.
    »Wie sie das Zeug einsetzen. Aerosols Vecteursl«
    »Richtig. General, als die Nazis 1940 Belgien überrannten, haben sie die Universitäten nach Technologien abgegrast, die ihnen bei ihrer Waffenforschung helfen könnten. Leider sind sie dabei auf die Arbeiten eines sehr talentierten jungen Chemikers namens Dautrebande gestoßen. Dautrebande hatte mit einem neuen Konzept experimentiert, das er Aerosols Vecteurs nannte. Schlicht formuliert: Er hat einen Weg gefunden, beinah jede raffinierte Substanz auf ihren kleinsten, stabilen Zustand zu reduzieren. Geladene Partikel in Suspension, die bis auf 97 Prozent Reinheit veredelt wurden. Er hatte vor, diese Technologie dazu zu benutzen, heilende Wirkstoffe in versiegelten Krankenhauszimmern zu zerstäuben. Offensichtlich haben die Nazis andere Verwendungen dafür im Sinn.«
    »Bitte, vergessen Sie nicht«, mahnte Churchill, »daß die wichtigste Überlegung in einem Gaskrieg das Überraschungselement ist. Mit Dautrebandes System könnten die Nazis ein ganzes Schlachtfeld mit Soman sättigen, bevor jemand überhaupt bemerken würde, daß er angegriffen wird. Und wir haben keine Ahnung, welche Wirkungen Aerosols auf unsere momentanen Schutzausrüstungen haben. Wahrscheinlich würden die sich als vollkommen überholt erweisen.«
    Eisenhower stand auf und ging auf und ab. »Gut, Sie haben mich nicht eingeladen, um mir das Problem zu schildern.

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