Schwarzer Tod
eiskalt. »Wir brauchen nur dieses Haus.«
McConnell senkte die Hände und beugte sich dichter zu Stern. »Wenn Sie Anna etwas antun«, sagte er ruhig und betont, »dann bringe ich Sie um. Und wenn Sie mich vorher töten und ich die Gasfabrik nicht sehe, wird Brigadegeneral Smith Ihre Eier zum Frühstück schlürfen. Verstanden? Es gibt keinen Grund für weiteres Blutvergießen. Wir fesseln sie und bringen sie einfach in den Keller.«
»Sie können sich hier sowieso nicht mehr verstecken, Sie Mistkerl!« schrie Anna Stern an. »Brandt hat Hausdurchsuchungen für Dornow angeordnet!«
McConnell und Stern starrten einander entsetzt an.
»Wie lange haben wir noch?« wollte Stern wissen.
Als Anna nicht antwortete, sagte McConnell: »Anna, bitte, wie lange noch?«
»Sturms Männer könnten schon im Dorf sein.«
Ein leises Klopfen an der Tür brachte sie alle zum Schweigen.
Alle, außer Sabine. Sie schrie. »Helft mir! Hilfe!«
McConnell riß Anna von ihrer Schwester herunter und zerrte Sabine in die Küche.
»Ein Kübelwagen!« sagte Stern vom Fenster aus. »Sie müssen im Leerlauf die Straße heruntergerollt sein! Holen Sie Ihr Gewehr, Doktor!«
Stern schob Anna zur Vordertür und bedeutete ihr mit einem Winken, daß sie antworten solle. Er blieb mit der Schmeisser hinter ihr stehen, bereit, falls nötig, die ganze Diele mit Kugeln einzudecken.
»Wer ist da?« fragte Anna. Sie hatte ihre Stimme kaum noch unter Kontrolle.
»Weitz«, antwortete jemand gedämpft.
Anna sank erleichtert gegen die Tür. Sie winkte Stern in die Küche zurück und öffnete die Tür.
Ariel Weitz drängte sich an ihr vorbei und schloß die Tür hinter sich. »Was zum Teufel ist hier los?« fragte er. »Wer hat da geschrien? Und wem gehört der Mercedes?«
»Meiner Schwester. Was tun Sie hier? Sturm und seine Männer können jeden Augenblick hier sein! Sind Sie verrückt?«
»Sie sind die Verrückte!« fuhr Weitz sie an. »Wie konnten Sie Gretas Wagen nehmen? Und jetzt bringen Sie mich zu ihnen!«
»Zu wem?«
»Zu ihnen. Den Kommandos, oder wer auch immer den Angriff ausführt. Ich muß mit ihnen sprechen.«
Anna blickte nervös über die Schulter zur Küche.
Stern trat an die Dielentür, die MP im Anschlag. »Wer sind Sie?«
Weitz blickte entsetzt auf die SD-Uniform. »Ich bin Ariel Weitz, Sturmbannführer. Ich entschuldige mich. Ich bin offenbar aus Versehen zum falschen Haus gekommen.«
»Er ist kein Offizier vom Sicherheitsdienst!« schrie Sabine. »Helfen Sie mir!«
Weitz zwang sich dazu, nicht an dem Nazi-Gespenst vor ihm vorbeizusehen.
»Sie sind Scarlett, stimmt's?« fragte Stern. »Der andere Agent von Smith in Totenhausen. Sie rufen die Polen.«
Weitz sah Anna versteinert an und richtete den Blick dann wieder auf Stern.
»Sie sind zum richtigen Haus gekommen«, versicherte ihm Stern. »Was wollten Sie mir sagen? Beeilen Sie sich!«
»Es ist schon in Ordnung«, meinte Anna.
»Nun ... Brandt hat die Hausdurchsuchungen in Dornow verschoben. Er hat alle Patrouillen wieder zurückbeordert.«
Stern kniff die Augen zusammen. »Warum?«
»Sturms Hunde haben noch mehr britische Fallschirme in der Nähe der Straße nach Dornow ausgegraben. Diesmal waren es Frachtfallschirme. Der Regen hat sie herausgewaschen. Unmittelbar nachdem Anna gegangen ist, ist Sturm mit den Fallschirmen zurückgekommen. Schörner wollte das ganze Dorf absperren lassen, aber Brandt hat ihn einfach überstimmt. Brandt glaubt, daß Schörners Suche nach Kommandos ihn und sein Labor einem Angriff ungeschützt aussetzen würde. Also verrammeln sie das Lager.«
Stern schloß für einen Moment die Augen. Es war das einzige Zeichen, daß die Neuigkeiten ihn beunruhigten. »Wie sind Sie herausgekommen?«
»Brandt hat mich nach Dornow geschickt, um die letzten vier Techniker zu holen, die keinen Dienst in der Fabrik haben. Ich habe gehört, wie er und Schörner Pläne diskutierten, das Labor heute nacht noch abzubauen.«
»Das Labor abbauen? Heute nacht? Warum?«
»Ich weiß nicht, aber ... «
»Aber was?«
Weitz kratzte sich am Kinn. »Nun, wenn der Abbau des Labors bedeutet, daß sie morgen fahren, und der RaubhammerTest ebenfalls morgen stattfindet, dann frage ich mich, was sie mit den Gefangenen vorhaben.«
Stern nickte. »Noch etwas?«
»Nein, Sturmbannführer.«
»Hören Sie auf, mich so zu nennen. Sind Sie Jude?«
»Ja, Sir.«
»Wenn Sie den Krieg überleben, sollten Sie nach Palästina kommen. Wir können Sie dort gut
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