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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Dunkelheit neben ihm.
    Sein Magen brannte, als er von dem Querbalken sprang.
    »Da!« schrie Schörner. »Da ist jemand!«
    »Wo, Sturmbannführer?«
    Schörner warf die Taschenlampe weg, riß dem erschrockenen SS-Mann die MP aus der Hand, richtete sie in den Himmel und feuerte eine Salve auf die Spitze des Stützpfeilers.
    McConnell blieb die Luft weg, als sein Schoß gegen den Kanisterkopf krachte. Er fühlte sich, als habe ihm ein Esel ins Gemächt getreten. Mit letzter Kraft schaffte er es, sich an den Stützstangen festzuhalten, und der Gaskanister rollte.
    Er rollte sehr schnell.
    Er war schon fast 20 Meter vom Mast entfernt, als Schörners Salve in den Querbalken hinter ihm einschlug. McConnell sah rasch nach unten, um festzustellen, ob seine Beine vielleicht einen Zünder ausgelöst hatten. Er wußte es nicht. Hinter ihm ertönten noch weitere Schüsse und Schreie, aber das war plötzlich bedeutungslos geworden. Niemand dort hinten verstand, was gerade geschehen war.
    McConnell dagegen schon. Und er wußte auch, daß seine Probleme gerade erst begonnen hatten. Irgendwo vor ihm schaukelten fünf Kanister mit Nervengas ein Stahlkabel entlang auf Totenhausen zu. Er würde sie mit Sicherheit überholen. Während er noch überlegte, wie lange das wohl dauern würde, sprang der Rollmechanismus über den zerstörten Isolator am zweiten Mast.
    McConnell schloß entsetzt die Augen, als das Rad auf der anderen Seite wieder aufs Kabel aufsetzte. Es ist fast genauso wie in einem Cablecar in San Francisco. Einer sehr schnellen Kabelbahn ohne Fahrer, dachte McConnell. Er würde Totenhausen mit Sicherheit lebendig erreichen. Die Frage war nur, wie er von dem Kanister herunterkommen sollte, ohne 20 Meter tief zu stürzen. McConnell spähte gerade das Kabel entlang und versuchte, diese Frage zu beantworten, als der Himmel um ihn herum aufflammte wie bei einer Feier zum 4. Juli, zum Unabhängigkeitstag.

46

    Stern war direkt hinter Ariel Weitz, als die Gestalt im Gummianzug aus dem Flur der Kommandantur auf den Appellplatz stürmte. Weitz rannte direkt auf das Krankenhaus zu, doch Stern bog links ab. Er hatte wahrhaftig keine Lust, ungeschützt durch eine unsichtbare Wolke von Nervengas zu laufen, die vielleicht von den SS-Baracken und Hundezwingern zur Rechten über den Hof wehte. Während er lief, sah er einen weißen Blitz über den Hügeln hinter dem Lager aufflammen.
    Eine Leuchtkugel.
    Rief Schörner damit Verstärkung herbei? Hatte er McConnell auf der Straße gefangen?
    »Herr Stern! Bitte warten Sie!«
    Stern sah nach links. Eine Frau rannte auf ihn zu. Sie hielt ein Kind in den Armen. Rachel Jansen. Er mochte es kaum glauben, aber sie war tatsächlich da, und eine Meute von verwirrten Gefangenen strömte aus den Häftlingsblocks hinter ihr her.
    »Es ist nach acht!« schrie er. »Gehen Sie in den E-Block!«
    »Mein Sohn ist schon da! Sie haben versprochen, Hannah zu nehmen!«
    Stern hörte ein entferntes Grollen wie Artilleriefeuer in den Hügeln. Das ganze Lager schien zu erstarren und zuzuhören. Es folgte eine zweite Explosion. Dann gingen die Lichter aus.
    Transformatoren, dachte Stern. Er erinnerte sich an das Geräusch von seiner Zeit als Guerillakämpfer in Palästina. »Meine Güte, er hat es getan«, sagte er und packte Rachels Schultern. »Das Gas kommt. Los!«
    Rachel hielt ihm die Decke hin. »Um Himmels willen, nehmen Sie sie mit.«
    Stern klemmte sich das kleine Mädchen wie einen Sack unter den rechten Arm und ergriff Rachels Hand mit der Linken. Sein gebrochener Finger schmerzte fast unerträglich, während er auf das Krankenhaus zusprintete, Hannah nach ihrer Mutter schrie und Rachel ihnen folgte.
    »Wo ist mein Vater?«
    »Er bringt die Kinder zum E-Block!«
    Stern stürmte die Treppe zum Krankenhaus hinauf, durch die Vordertür und in den dunklen Hauptkorridor.
    »Weitz!« schrie er.
    Keine Antwort.
    Rachel stieß gegen seinen Rücken. »Wo ist Hannah? Haben Sie sie irgendwo abgesetzt?«
    »Ich habe sie hier! Und jetzt laufen Sie in den verdammten E-Block! Gehen Sie zu Ihrem Sohn! Direkt durch diesen Flur!«
    Während Stern auf die Hintertür am anderen Ende des Flurs deutete, wurde das Fenster in der Tür plötzlich wie eine Kinoleinwand erleuchtet, und dieses weiße Licht ergoß sich auch aus dem Fenster hinter ihnen.
    »Meine Güte, was passiert hier?« fragte Rachel. »Was ist das?«
    Suchscheinwerfer? dachte Stern, aber es kam ihm sinnlos vor, Suchscheinwerfer auf die Tür des Krankenhauses

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