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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Tatsachen. Ich vermute, daß jemand an diesen Zahlen herumgebastelt hat. Vielleicht mit den besten Absichten, aber dennoch: Sie sind gefälscht. Wahrscheinlich war es jemand mit politischen Motiven, wie Sie selbst schon angedeutet haben.«
    Brigadegeneral Smith sah, wie der junge Mann die Schultern hängen ließ, als ihm endlich die Vergeblichkeit seiner Bemühungen dämmerte. »Ich weiß nicht, warum ich geglaubt habe, daß Sie mir meine Berichte über diese Geschehnisse glauben«, sagte er. »Die meisten Juden in Palästina glauben es nicht einmal.«
    General Little winkte einem Sergeant, Stern hinauszuführen.
    »Aber ich will Ihnen das eine sagen!« rief Stern, als der britische Soldat ihn am Arm packte. »Mein Vater befindet sich im Augenblick irgendwo in Deutschland, und ich weiß nicht, ob er noch lebt oder nicht. Aber sollte er noch leben, dann würde er Sie ohne Zweifel auffordern, genau das zu tun, worum ich Sie gebeten habe. General, sich zu weigern, diese Todeslager in Grund und Boden zu bombardieren, weil das unschuldige Gefangene töten würde, ist einfach nur unangebrachte Sentimentalität. Die Zerstörung der Gaskammern und Krematorien ist der einzige Weg, Hitlers Ausrottungsprogramm zu stoppen. Sie könnten Millionen Menschenleben retten, indem sie ein paar 1000 Unschuldige töten! Ist das nicht die fundamentalste Idee der Kriegsführung? Die Wenigen für die Vielen zu opfern?«
    Duff Smith ballte die Faust. Sterns Worte durchzuckten ihn wie ein elektrischer Schlag.
    General Little sah den jungen Zionisten scharf an. »Sie haben Ihr Anliegen sehr beredt vorgebracht, Mr. Stern. Dieser Ausschuß wird Ihre Worte beraten. Sergeant Gilchrist?«
    Stern sah den General beunruhigt an. »Habe ich noch einen Augenblick?«
    Major Dickson stöhnte verärgert.
    »Aber fassen Sie sich kurz«, erwiderte Little.
    »Wenn Sie diese Lager nicht bombardieren wollen, würden Sie mir dann erlauben, eine kleine Kommandoeinheit nach Polen einzuschleusen und zu versuchen, eines dieser Lager zu befreien? Ich weiß, daß die britische Armee einige Juden ausbildet, um sie per Fallschirm über Ungarn abzusetzen, damit sie die dortigen Juden warnen und zum Widerstand auffordern können. General, ich verlange von Ihnen nicht, auch nur ein einziges britisches Leben zu riskieren. Wenn ich scheitere, was würden Sie schon verlieren? Ein Dutzend Juden. Ich bin ein erfahrener Guerillakämpfer ...«
    »Darauf wette ich, verdammt noch mal!« schäumte Major Dickson plötzlich auf. »Erfahren darin, britische Soldaten zu ermorden!«
    Der rotgesichtige Major war aufgesprungen. Stern zuckte weder zurück noch ging er auf ihn zu. Statt dessen hob er seine gefesselten Hände und öffnete den Reißverschluß seiner Jacke. An der linken Brustseite seines Khakihemdes funkelte es blau und silbern. Es war der Georgsorden, die zweithöchste britische Auszeichnung, die man einem Zivilisten verleihen konnte.
    »Major Dickson«, sagte Stern. »Dieser Orden wurde mir von General Bernard Law Montgomery für Aufklärungsaktionen vor El Alamein verliehen. Die zweite Auszeichnung habe ich für meine Hilfe erhalten, die ich der britischen Armee in Tobruk geleistet habe. Auchinleck hat sie mir angesteckt. Beide Offiziere sind weit bessere Männer als Sie, und wenn Sie genug Verstand oder Herz besäßen, hätten Sie wenigstens einen Bruchteil von dem begriffen, was ich hier und heute gesagt habe. Ich habe hier als ein Soldat vor Ihnen gestanden und nur um die Chance gebeten, kämpfen zu dürfen. Ich wollte Hitler etwas zeigen, was er noch nie zuvor gesehen hat, etwas, was er dringend sehen muß: einen Juden, der kämpfen kann. 20 Haganah-Guenllas und ich könnten, angemessen ausgerüstet, ein Konzentrationslager zerstören, da bin ich absolut sicher.«
    »Jetzt kommen wir endlich auf den Punkt!« brüllte Dickson. »Diese verdammte Haganah!«
    Duff Smith hätte Dickson am liebsten eins auf die Ohren gegeben, aber glücklichweise pfiff Little den Major zurück, bevor es soweit kommen konnte. »Solch ein Angriff kommt nicht in Frage, Mr. Stern, und zwar aus mehr Gründen, als ich Ihnen nennen könnte. Nehmen Sie einen guten Rat von mir an: Das Beste, was Sie tun können, ist, zurück nach Palästina zu gehen und Ihrem eigenen Volk zu helfen.«
    »Mein Volk stirbt in Deutschland«, erwiderte Stern.
    »Ja ... sicher. Im Augenblick sterben überall auf der Welt Menschen.«
    Duff Smith sah, wie der junge Mann die gefesselten Hände hob und anklagend auf Little

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