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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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das sogar schon getan.«
    »Was?«
    »Das Ziel auszusuchen. Ich habe drei Lager erwähnt. Um ehrlich zu sein, habe ich meine Liste bereits auf zwei eingeschränkt. Sachsenhausen ist einfach zu groß für die Art Operation, die ich im Sinn habe. Entweder Natzweiler oder Totenhausen.«
    Stern blickte aufgeregt auf die Landkarte. Er wußte genau, welches Lager er angreifen wollte. Trotzdem wollte er nicht zu eifrig erscheinen.
    »Natzweiler ist erheblich größer«, erklärte Smith. »Die SS tötet dort sicher mehr Juden als in Totenhausen.«
    »Es wäre für mich einfacher, unbemerkt in ein größeres Lager zu gelangen«, meinte Stern.
    »Sie werden das Lager nicht infiltrieren. Ich habe die Show anders geplant.«
    »Gut«, erwiderte Stern scheinbar unbeteiligt. »Da Sie nur einen begrenzten Vorrat an Gas besitzen, könnten Sie Ihre Erfolgschancen erhöhen, indem Sie das kleinste Lager angreifen.«
    »Sehr gut«, stimmte ihm Smith zu.
    »Wie weit liegt Totenhausen von Rostock entfernt?«
    »20 Meilen Richtung Osten. Es liegt an der Recknitz.«
    Stern konnte seine Aufregung nicht länger verbergen. »General, ich kenne diese Gegend gut. Mein Vater und ich sind häufig durch das Land um Rostock herum gewandert, und als Junge war ich bei der bündischen Jugend.«
    Smith betrachtete die Landkarte. »Totenhausen liegt praktisch an der Ostseeküste. Es ist viel näher an Schweden als Natzweiler. Was sowohl das Eindringen als auch die Flucht vereinfachen würde.«
    »General, es muß Totenhausen sein!«
    »Leider kann ich heute abend nicht die endgültige Entscheidung treffen.« Der Schotte rollte die Landkarte wieder zusammen. »Aber eins kann ich Ihnen sagen: Totenhausen dient ausschließlich dazu, Sarin und Soman zu testen und zu produzieren. Vom politischen Standpunkt aus ist es das perfekte Ziel.«
    Stern versuchte, seine Ungeduld im Zaum zu halten. »Was soll ich nun tun? Wohin soll ich gehen?«
    »Ein paar von meinen Leuten werden sich um Sie kümmern.« Smith beugte sich vor und öffnete ein Schiebefenster, das sie vom Fahrer des Bentleys trennte. »Norgeby House«, sagte er, schloß das Fenster wieder und wandte sich erneut Stern zu um. »Bei diesem Einsatz geht es um mehr als nur darum, ein paar Leute umzubringen. Auch andere Ziele sind extrem wichtig. Nachdem die SS-Besatzung vernichtet worden ist ...«
    »Eine Sekunde mal«, unterbrach ihn Stern. »Sie haben doch gesagt, daß wir auch die Gefangenen töten müssen, oder?«
    »Ja. Leider werden wir nicht darum herumkommen. Wir dürfen den Einsatz nicht dadurch gefährden, daß wir sie vorher warnen. Selbst wenn wir das täten, hätten wir keine Chance, sie aus dem Lager herauszubringen, geschweige denn aus Deutschland.«
    Stern nickte langsam. »Sind es alles Juden?«
    »Meine Güte, Mann, das ist ein merkwürdiger Moment, um sentimental zu werden. Haben Sie vorhin nicht selbst vorgeschlagen, vier Konzentrationslager ohne jede Vorwarnung zu bombardieren?«
    Stern war plötzlich wie gelähmt. Genau das hatte er tatsächlich vorgeschlagen; aber irgendwie war das hier etwas anders. Hätte man die Todeslager bombardiert, wäre es eine unmißverständliche Demonstration der alliierten Unterstützung für die Juden gewesen, und ein möglicherweise vernichtender Schlag gegen das Ausrottungsprogramm der Nazis. Brigadegeneral Smiths Plan beinhaltete ebenfalls, daß Juden geopfert wurden, aber ohne direkten Vorteil für das jüdische Volk. Oder doch? Sollte Eisenhowers Invasion an Frankreichs Stranden scheitern, würde Hitler mit Sicherheit genug Zeit haben, um den Völkermord zu beenden, den er Jahre zuvor begonnen hatte. Stern räusperte sich.
    »Sie haben andere Ziele erwähnt, General?«
    Smith beobachtete ihn genau. »Richtig. Nachdem die Lagerbesatzung vernichtet worden ist, arbeiten Sie sich in die Gasfabrik vor. Das wichtigste ist, daß wir eine Somanprobe bekommen, von ihrem neuesten und giftigsten Gas. Zweitens brauchen wir Fotos der Produktionsanlagen. Nervengase sind außerordentlich schwer in Massenproduktion herzustellen. Wir würden eine Menge lernen, wenn wir Aufnahmen der deutschen Anlagen studieren könnten.«
    »General«, erwiderte Stern, »ich bin kein Wissenschaftler. Ich kann zwar eine Kamera bedienen, aber ich könnte eine Gasfabrik nicht von einer Heringskonservenfabrik unterscheiden.«
    »Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ihr Job ist es, das Lager zu neutralisieren. Jemand anders wird Ihnen die technischen Anweisungen geben, was das

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