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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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verloren, vor allem für Soldaten wie Little, die miterleben mußten, wie ihre Kameraden zu Tausenden im Großen Krieg dahingemetzelt wurden. Für solche Menschen sind tote Zivilisten zwar bedauerlich, aber bedeutungslos, weil sie keine direkte Beziehung zum Ablauf oder zum Ausgang des Krieges haben.«
    »Sie können nicht alle wie Little sein«, entgegnete Stern. »Davon können Sie mich nicht überzeugen.«
    »Sie haben recht. Die weit größere Zahl ist wie Major Dickson.«
    Er machte eine Pause, um sich eine handgeschnitzte Pfeife anzuzünden.
    »Es muß doch auch noch andere Männer in England geben.«
    »Aber natürlich gibt es die, Junge«, sagte Smith und paffte vorsichtig an seiner Pfeife. »Churchill ist einer der größten Anwälte Ihres Volkes. Er setzt sich leidenschaftlich für einen jüdischen Staat in Palästina nach dem Krieg ein. Nicht, daß das etwas zu bedeuten hätte. Diese Mistkerle im Parlament werden Winston wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, sobald er den Krieg für sie gewonnen hat.«
    Nachdem er Stern von der völligen Sinnlosigkeit seiner Reise nach England überzeugt hatte, kam Duff Smith endlich auf seinen Vorschlag zu sprechen. »Was ich eben über das Töten von Nazis in Deutschland gesagt habe«, erklärte er. »Das war kein Scherz.«
    »Was haben Sie vor?« fragte Stern mißtrauisch.
    Smiths Gesichtsausdruck wurde plötzlich hart und kalt. »Ich werde Sie nicht anlügen, Junge. Ich versuche nicht, die bedauernswerten Reste der europäischen Juden zu retten.
    Offengestanden ist das nicht mein Terrain.«
    »Was versuchen Sie denn zu tun?«
    Smith wich seinem Blick aus. »Nicht viel, außer vielleicht den Verlauf des Krieges zu ändern.«
    Stern lehnte sich auf dem luxuriösen Sitz zurück. »Herr General ... Wer sind Sie? Und für wen arbeiten Sie?«
    »Ah. Offiziell sind wir als SOE bekannt. Special Operations Executive. Wir verursachen Schaden in den besetzten Ländern, hauptsächlich in Frankreich. Sabotage und dergleichen. Aber da die Invasion unmittelbar bevorsteht, hat das nachgelassen. Jetzt werfen wir hauptsächlich Nachschub ab.«
    »Und wie könnten Sie den Verlauf des Krieges ändern?«
    Smith lächelte ihn geheimnisvoll an. »Kennen Sie sich mit chemischer Kriegsführung aus?«
    »Atem anhalten und Gasmaske aufsetzen. Das ist alles.«
    »Nun, Ihre früheren Landsleute kennen sich da allerdings ziemlich gut aus. Ich meine die Nazis.«
    »Ich weiß, daß sie Giftgas benutzen, um Juden zu ermorden.«
    Der General winkte höhnisch mit der Pfeife. »Zyklon B ist ein gewöhnliches Insektenvernichtungsmittel. Sicher, in einem geschlossenen Raum ist es tödlich, aber es ist nichts im Vergleich zu dem, worüber ich rede.«
    Innerhalb von zwei Minuten gab Smith Stern einen groben Überblick über das Nervengasprogramm der Nazis, einschließlich Himmlers privater Schirmherrschaft. Er betonte vor allem zwei Punkte: die alliierte Hilflosigkeit im Angesicht von Sarin und Soman, und die Vorliebe der Nazis, ihre Kampfgase an jüdischen Gefangenen auszuprobieren.
    »Wir haben Teile ihres Testprogrammes in drei Gefangenenlagern orten können«, schloß Smith. »Natzweiler im Elsaß, Sachsenhausen in der Nähe von Berlin und Totenhausen bei Rostock.« »Rostock?« rief Stern. »Ich bin in Rostock geboren!«
    Smith hob die Augenbrauen. »Ach, wirklich?«
    »Was soll ich für Sie tun? Eine dieser Fabriken außer Gefecht setzen? Ein Überfall mit einem Kommandotrupp?«
    »Nein. Ich hatte eigentlich etwas Komplexeres im Sinn. Etwas mit ein wenig Flair.« Der General knackte mit den Fingern. »Ich will die Nazis so sehr erschrecken, daß sie es nicht wagen, ihr Nervengas einzusetzen, und zwar nicht einmal dann, wenn ihnen ihr Reich unter dem Arsch in Stücke fällt.«
    »Wie wollen Sie das bewerkstelligen?«
    »Eines habe ich Ihnen über das alliierte Gasprogramm noch nicht erzählt, Stern. Nach intensiver Analyse der gestohlenen Sarinprobe ist es einem Team von britischen Chemikern gelungen, ein ähnliches Nervengas zu produzieren.«
    Sterns Atem beschleunigte sich. »Wieviel davon haben Sie?«
    »Eins Komma sechs metrische Tonnen.«
    »Ist das viel?«
    Smith seufzte. »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Wieviel haben die Nazis?«
    »Unsere vorsichtigste Schätzung beläuft sich auf 5 000 Tonnen.«
    Stern wurde bleich. »Fünftausend ...? Mein Gott. Wieviel braucht man, um eine Stadt ernsthaft zu gefährden?«
    »250 Tonnen würden genügen, um eine Stadt wie Paris vollkommen

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