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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Gas betrifft.«
    »Wer?«
    »Ein Amerikaner. Er ist der führende Experte für Giftgase außerhalb von Nazi-Deutschland. Und nicht nur das ... Er spricht darüberhinaus auch fließend Deutsch.«
    »Sagten Sie nicht, daß die Amerikaner gegen diesen Einsatz wären?«
    »Das sind sie auch. Aber dieser Mann ist Zivilist ... und perfekt für den Job geeignet.«
    Stern kniff die Augen zusammen. »Klingt so, als wollten Sie ihn mir andienen.«
    »Leider ist es so, daß er derjenige ist, dem wir diese Operation andienen müssen. Und dummerweise ist er Pazifist.«
    »Ein Pazifist? Auf keinen Fall!«
    »Sie werden ihn trotzdem akzeptieren«, erwiderte Smith in barschem Ton. »Sie werden genau das tun, was ich Ihnen sage, verdammt noch mal! Und wir fangen damit an, daß Sie mir helfen, ihm unseren Auftrag schmackhaft zu machen. Werfen Sie dieses sentimentale Zeug über die Leiden der Juden in die Waagschale. Faseln Sie was von wegen moralischer Pflicht und dem ganzen Mist.«
    Sterns Stimme war seine Empörung deutlich anzuhören. »Sie wollen ernsthaft, daß ich Ihnen helfe, einen Pazifisten dazu zu überreden, wehrlose Gefangene zu ermorden?«
    General Smith lächelte zynisch. »Niemand muß irgend jemand etwas über Mord erzählen. Die erste Verkaufsregel lautet: Lerne dein Opfer kennen. In diesem Fall können Sie das sogar wörtlich nehmen.«
    »Was meinen Sie damit? Um wen handelt es sich?«
    Brigadegeneral Smith lehnte sich auf dem Autositz zurück und schloß die Augen. »Mark McConnell, Doktor der Medizin. Und eins kann ich Ihnen jetzt schon verraten, Stern: Sie werden ihn von ganzem Herzen hassen.«
    In einem Wald mitten in Norddeutschland kam zwei Stunden später ein schwarzer Kübelwagen rutschend neben einem dichten Tannenwäldchen zum Stehen. Zwei Gestalten, eine Frau und ein Mann, stiegen aus und liefen rasch ins Gehölz. Die Frau trug einen dicken Wollmantel über einer weißen Schwesterntracht, und ihr blondes Haar steckte unter einer Pelzmütze. Der Mann trug ein zerrissenes, knopfloses Jackett, um sein gestreiftes Gefängnishemd zu verbergen.
    Der Mann blieb am Rand einer Lichtung stehen und bezog dort Posten. Die Frau ging weiter vor und sagte etwas auf Polnisch. Sofort tauchten zwei Männer zwischen den Bäumen auf und traten ins Mondlicht heraus. Der eine war groß, fast ein Riese, und trug einen dichten schwarzen Bart. In der einen Hand hielt er eine Maschinenpistole, und in seinem Gürtel steckte ein schweres Messer. Der junge Mann neben ihm wog kaum die Hälfte seines Kameraden und hatte nur einen Koffer dabei. Mit seinen langen, dünnen Armen und den schlanken Fingern wirkte er wie ein Bilderbuch-Flüchtling.
    »Du hast dich verspätet, Anna«, sagte der Riese. »Wir haben die Antenne schon abgebaut.«
    »Dann baut ihr sie eben wieder auf«, erwiderte die Frau. »Fast hätten wir es gar nicht geschafft.«
    Der Riese grinste und sagte etwas in Polnisch zu seinem Kameraden. Der Dünne öffnete den Koffer und nahm eine Drahtrolle heraus. Der Riese verband ein Ende des Drahts mit seinem Gürtel und kletterte auf die nächste Tanne.
    Die Frau, die die Polen Anna gerufen hatten, zog ein kleines Notizbuch aus ihrem Mantel und kniete sich neben den Koffer auf den Boden. Die Einfachheit der Anlage faszinierte sie. Sender, Empfänger, Batterie, Antenne, all das fand in einem einfachen, abgenutzten Lederkoffer Platz. Dieses Funkgerät war von polnischen Partisanen aus den unterschiedlichsten Einzelheiten zusammengebastelt worden, doch es funktionierte genauso gut wie die in einer Fabrik gebaute Anlage der Deutschen, an der Anna arbeitete. Sie klopfte dem jungen Mann auf den Arm, während dieser eine Frequenz einstellte.
    »Glaubst du, daß wir zu spät dran sind, Miklos?«
    Der Mann sah sie an. Seine Augen waren tief eingesunken, doch er lächelte. »Mein Bruder nimmt dich gern auf den Arm, Anna. London wartet immer.« Er zog ein Codebuch aus der Tasche, öffnete es, und blickte dann in die dunklen Zweige empor. »Fertig, Stani?«
    »Los!« rief der Riese. »Aber mach's kurz!«
    Miklos rieb sich die Hände, um sie zu wärmen, und lockerte die Finger wie ein Klavierspieler. Die blonde Frau öffnete ihr Notizbuch an einer vorgemerkten Stelle und reichte es ihm.
    »Das ist alles?« fragte Miklos und überflog die beinahe leeren Seiten. »Das soll die ganze Mühe wert sein?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Das wollten sie wissen.«
    Meilen von London entfernt ruhte auf einem ehemaligen Römerlager ein scheußlicher

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