Schwarzer Tod
deutsch oder englisch?« McConnell wußte nicht genau, warum er diese Frage stellte, außer vielleicht aus dem Grund, daß Dave kein Deutsch verstand.
Randazzo schien kurz den Faden zu verlieren. »Deutsch«, sagte er schließlich. »Ja. Aber das spielte keine Rolle, weil Dave keine Antworten gab. Nach der dritten Frage hat der Offizier ihn geschlagen. Sehr hart. Und Dave hat dem Kerl ins Gesicht gespien.«
Mark schloß die Augen.
»Der Kraut-Offizier hat einfach zugestochen. Er ist verrückt geworden, richtig ausgeflippt.«
»Nein.«
Randazzos Gesichtsausdruck veränderte sich, als er weitersprach. »Die anderen Kerle haben Dave daraufhin losgelassen. Er ist hingefallen und lag etwa eine Minute auf dem Boden. Dann hat er sich auf den Rücken gerollt. Und dann ...«
Mark hob die Hand. »Erzählen Sie mir den Rest nicht, Captain. Ich glaube nicht, daß ich das wissen möchte.«
»Ich werde es Ihnen aber erzählen«, sagte Randazzo. »Es war mein gottverdammter Fehler!«
Jetzt erst begriff McConnell, daß der junge Pilot viel schwerer verletzt war als nur am Bein. »Einverstanden«, sagte er leise. »Was ist passiert?«
»Ich habe so etwas noch nie gesehen. Dave war immer noch am Leben, aber sie haben angefangen, ihm Dreck in den Mund zu stopfen. Dreck! Dann hat einer der SS-Leute einen Stock genommen und angefangen, ihm den Dreck die Speiseröhre hinunterzuschieben.« Randazzo weinte, und Mark konnte die Tränen auch nicht mehr zurückhalten. »Genauso ist er gestorben, Doc. Diese miesen Krauls haben ihn mit Dreck erstickt, und ... und ich lag nur da und habe zugesehen!«
McConnell vermochte sich kaum noch zu bewegen. Er zwang sich dazu, die Hand auszustrecken und Randazzo die Schulter zu drücken. »Sie hätten nichts tun können, Captain nichts, außer einfach nur Ihr Leben wegzuwerfen.«
Der Italiener sah mit tränenüberströmten Augen zu ihm empor. »Dave hätte etwas getan.«
McConnell wollte das abstreiten, aber er wußte, daß es stimmte.
»Dieses verdammte Landei wäre brüllend aus den Büschen gestürmt wie eine ganze gottverdammte Division, bewaffnet oder nicht.« Randazzo schluchzte und lachte gleichzeitig. »Aber nicht ich.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach nur wie ein gottverdammter mieser Feigling liegengeblieben und habe mir in die Hose gepißt.«
McConnell wartete, bis der Mann seine Fassung wiedererlangt hatte. »Captain?«
»Verdammt noch mal ...!«
»Captain, ich würde auch gerne den Rest hören. Wie sind Sie rausgekommen?«
»Na ja ... Nachdem Dave tot war, schienen die SS-Leute das Interesse verloren zu haben. Sie haben noch eine Weile im Feld herumgestochert, aber als sie endlich zum Waldrand kamen, war es schon dunkel. Und ich krabbelte, was das Zeug hielt. Ich hatte verdammtes Glück. Am nächsten Morgen sind ein paar Kerle von der Resistance über mich gestolpert. Sie waren halb verrückt und stritten sich die ganze Zeit wie ein Rudel Senatoren, aber schließlich haben sie mich zu Leuten gebracht, die schon vorher Flieger herausgeschmuggelt haben.« Randazzo schüttelte den Kopf. »Also bin ich schließlich wieder hier gelandet, und Dave ist immer noch in Frankreich. Ich weiß nicht, Doc. Das Hauptquartier mag es nicht, wenn solche Geschichten ans Licht kommen, aber ... Ich mußte einfach dafür sorgen, daß Sie die Wahrheit erfahren. Ihr Bruder war der tapferste Hurensohn, den ich jemals kennengelernt habe. Er war ein gottverdammter Held.«
»Sie haben wahrscheinlich recht, Captain«, sagte McConnell und versuchte absurderweise, so etwas wie professionelle Distanz zu wahren. »Aber Sie sind auch kein Feigling.« Sein Blick wanderte zum Fenster. »Was werden Sie jetzt tun?«
Randazzo beugte sich vor, nahm seine Krücken und rappelte sich mühsam auf. »Wenn das Bein richtig verheilt ist, melde ich mich sofort wieder zum Einsatz.«
McConnell sah ihn an. »Sie machen wohl Scherze.«
Randazzos Gesicht war wie versteinert. »Ich mache keine Scherze, Doc. Ich werde solange Bomben auf diese Mistkerle werfen, bis ganz Deutschland nur noch eine verdammte Fußnote in irgendeinem verstaubten Buch in einem abgehalfterten College wie dem hier ist.«
McConnell fühlte sich plötzlich unendlich leicht, als flöge er gleich an die Decke hinauf. Ich stehe unter Schock, dachte er.
»Danke, daß Sie gekommen sind, Captain. Es bedeutet mir sehr viel, die ... die Wahrheit zu kennen. Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
Randazzo humpelte zur Tür. Er salutierte, drehte sich dann
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