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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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die schmutzige Decke seiner Gefängniszelle. Es war jetzt fünf Tage her, seit Brigadegeneral Duff Smith und er nach Oxford gefahren waren und mit dem amerikanischen Doktor gesprochen hatten. Stern hatte vier Tage in der Zelle verbracht. Wo zum Teufel steckte Smith? Nachdem McConnell das Ersuchen des Generals abgelehnt hatte, hatte Smith Stern nach London zurückgefahren und ihn in einer Pension abgesetzt, die von, wie er sagte, »einigen guten Freunden von mir« geführt wurde. Stern hatte bald herausgefunden, daß Smiths »gute Freunde« pensionierte Londoner Polizisten waren. Doch es war ihm zur zweiten Natur geworden, britische Polizisten zu umgehen, und die Londoner Variante erwies sich bei der Überwachung nicht fähiger als ihre Vettern im Nahen Osten.
    Stern hatte den größten Teil des ersten Tages in verschiedenen Londoner Pubs verbracht, wo er zahlreichen amerikanischen Soldaten begegnet war. Da sich die Alliierten für die Invasion zusammenzogen, stieß man überall auf GIs. Es hatte nicht lange gedauert, bis Stern versucht hatte, seinen Ärger über McConnell am nächstbesten Amerikaner auszulassen. Er überstand eine Schlägerei in Shoreditch ohne ernsthafte Schäden. Dann jedoch geriet er an eine Gruppe von Marines vor dem Eingang zur Bar des Strand Palace Hotels. Die reichlich betrunkenen Kerle reagierten nicht allzu freundlich darauf, pazifistische Dilettanten genannt zu werden, und schon gar nicht von einem sonnengebräunten Zivilisten mit eindeutig deutschem Akzent. Die Militärpolizei fand Stern flach auf dem Rücken liegend. Er hatte zwei satte Veilchen und um den Kopf ein Band aus Splittern eines zertrümmerten Stuhls.
    Jonas Stern war im Gefängnis aufgewacht. Seine Rippen schmerzten derart, daß er kaum atmen konnte, und er hatte seiner ständig wachsenden Vokabelliste einen neuen amerikanischen Slangausdruck hinzufügen können: Shitbird. Er bestürmte seine Wärter, Brigadegeneral Smith zu informieren, was sie angeblich längst getan hatten, aber der Schotte ließ sich einfach nicht blicken. Entweder belegen ihn die Polizisten, oder aber er war genau dort, wo Smith ihn haben wollte. Gestern hatte Stern Peter Owens Schlüssel benutzt, um seine Handschellen zu öffnen und einen Fluchtversuch unternommen, aber die Polizisten waren darauf vorbereitet gewesen. Diese kleine Eskapade hatte Sterns Verlegung in seine jetzige Unterkunft zur Folge gehabt.
    Beim lauten Knall von Metall auf Metall zuckte Stern unwillkürlich zusammen.
    »Schieb deinen Eimer durch die Stäbe, und zwar sofort!« bellte ein Wärter ihn an. »Wenn du was verschüttest, wischst du es mit deinem Hemd sauber!«
    Stern rollte sich auf die andere Seite zur Steinwand. Er wußte nicht, wen er mehr haßte: Brigadegeneral Smith oder Doktor McConnell.
    Zur gleichen Zeit sah McConnell in seinem Laboratorium in Oxford einige Notizen durch. Als das Telefon klingelte, versuchte er zunächst, nicht darauf zu achten, aber der Anrufer war hartnäckig. McConnell warf einen Blick auf die Uhr. Es war zehn Uhr abends. Vielleicht war es ja Mrs. Craig, die Hausbesitzerin, die ihm ein spätes Abendessen anbieten wollte. Er nahm den Hörer ab.
    »Ja?«
    »Ja, äh.« Die männliche Stimme besaß einen unverwechselbaren Brooklyn-Akzent. »Spreche ich mit Dr. McConnell?«
    »Ja.«
    »Ich muß Sie treffen, Doc. Ich habe ein Problem.«
    »Entschuldigen Sie. Ich fürchte, Sie haben die falsche Nummer. Ich bin zwar Arzt, aber ich empfange keine Patienten. Ich arbeite für die Universität.«
    »Das ist schon korrekt«, erwiderte der Anrufer. »Sie sind genau der Richtige. Zusammengeflickt hat man mich schon hinlänglich. Es geht um was anderes. Ich muß Sie wirklich treffen.« ,, McConnell fragte sich, wer ihm einen Kerl mit einem psychischen Problem auf den Hals gehetzt hatte. »Ich fürchte, ich bin auch kein Psychiater. Aber ich kann Ihnen einen guten Mann in London empfehlen.«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung wurde etwas deutlicher. »Sie haben das in den falschen Hals bekommen, Doc. Ich muß Sie sehen und nicht irgendeinen Kurpfuscher oder Seelenklempner.«
    »Wer sind Sie?« fragte McConnell verwirrt. »Kenne ich Sie?«
    »Nee. Aber ich kannte Ihren Bruder.«
    »Sie kannten David?« McConnell spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. »Wie heißen Sie?«
    »Captain Pascal Randazzo. Dave hat mich immer nur Wop genannt. Ich war sein Copilot auf der Shady Lady.«
    McConnells Puls legte noch zu. Ein Mitglied von Davids Crew hatte überlebt? »Wo

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