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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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sind Sie, Captain?« fragte er aufgeregt.
    »Hier. In Oxford.«
    »Meine Güte. Wie sind Sie aus Deutschland herausgekommen? Haben Sie Nachricht von David?«
    Einige Sekunden lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Deshalb muß ich mit Ihnen reden, Doc. Könnten wir uns vielleicht heute nacht noch treffen?«
    »Aber natürlich, Captain. Sie können in mein Labor kommen. Oder ich könnte Sie auch irgendwo zum Abendessen einladen. Haben Sie schon gegessen?«
    »Ja. Ich würde lieber zu Ihnen kommen, wenn Ihnen das recht ist, und zwar je früher desto besser.«
    »Mein Labor ist auf dem Universitätsgelände versteckt. Glauben Sie, daß Sie es finden können?«
    »Ich komme aus New York. Ganz gleich, wie verwinkelt die Straßen sind, ich finde es. Es sind die Bäume und Wälder, die mir Angst einjagen.«
    McConnell mußte unwillkürlich lächeln. Was für ein merkwürdiges Paar Randazzo und David, das Landei aus Georgia, wohl abgegeben hatten. »Wo sind Sie jetzt, Captain?«
    »Im Mitre Inn.«
    McConnell gab Randazzo eine genaue Wegbeschreibung und legte auf. Was war da los? Wenn man Nachricht von Davids Mannschaft bekommen hatte, warum hatte die Air Force ihn dann nicht angerufen? Vor fünf Tagen hatte er den schwierigsten Anruf seines Lebens gemacht, als er seiner Mutter hatte erzählen müssen, daß ihr jüngster Sohn vermutlich gefallen war. Hatte sich das jetzt geändert? McConnnell ging unruhig durch den Raum, während er auf Randazzos Ankunft wartete. Was bedeutete das Überleben des Co-Piloten? Von den anderen Bomberbesatzungen waren bei dem Überfall keinerlei Fallschirme gesichtet worden, aber das mußte nicht unbedingt heißen, daß es keine gegeben hatte. In den letzten vier Jahren hatte Mark Geschichten über wundersame Rettungen gehört, die jeglicher Erklärung trotzten. Vielleicht war es David irgendwie gelungen, mit seinem Bomber bruchzulanden, statt einfach nur abzustürzen. Er war ein fantastischer Pilot. Es gab genug Orden, die das bezeugten.
    McConnell sprang hoch, als er ein Geräusch hörte. Bumm, bumm, rumms. Es war unregelmäßig, wurde aber immer lauter. Mark dachte, es müßte sich um einen Hausmeister handeln, der etwas Schweres die drei Treppen hinaufwuchtete. Vermutlich einen Mop und einen Eimer Wasser. Dann hörte er ein Klopfen an seiner Labortür.
    »Doc?« sagte eine gedämpfte Stimme. »He, Doc!«
    McConnell öffnete die Tür. Vor ihm stand ein kleiner junger Mann mit dunklen Augen, lockigem schwarzen Haar und einem Dreitagebart. Er stützte sich auf Krücken, und sein linkes Bein steckte vom Knöchel bis zur Hüfte in einem dicken Gips. Die Air Force Uniform war schweißnaß.
    »Captain Randazzo?«
    »Wop höchstpersönlich.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Sie verwundet sind. Tut mir leid.«
    »Kein Problem, Doc.«
    Randazzo humpelte lautstark durchs Zimmer und ließ sich auf einen Stuhl genau neben dem Fenster fallen, aus dem Mark vor einer Woche das Telegramm hatte gleiten lassen. »Ich hab mich immer noch nicht an diese Scheißdinger gewöhnt«, bemerkte er.
    »Was ist mit Ihrem Bein passiert?«
    »Ist an zwei Stellen gebrochen.«
    »Bei dem Absturz?«
    »Schlechte Fallschirmlandung. Ich hatte nicht viel Übung darin.«
    Mark konnte seine Aufregung nicht länger verbergen. »Sie meinen, Sie sind aus dem Flugzeug rausgekommen? David auch?«
    »Na klar.«
    »Aber die Air Force hat gesagt, es habe keine Fallschirme gegeben.«
    Randazzo schnaubte verächtlich. »Das überrascht mich nicht. Wir sind im toten Winkel der meisten Maschinen geflogen. Und außerdem waren wir zu der Zeit schon so niedrig, daß die ganze Staffel uns längst hinter sich gelassen hatte.« Der Italiener deutete mit einer Krücke auf den Gips. »So bin ich zu diesem Scheißding gekommen. Wir sind zu spät abgesprungen, aber das ist immer noch besser als zu sterben, denke ich.«
    McConnell musterte die olivfarbene Haut und die glasigen Augen seines Besuchers. Randazzo hatte getrunken und zwar vermutlich seit einigen Tagen. »Vielleicht sollten Sie mir einfach erzählen, was passiert ist, Captain.«
    Der junge Offizier sah aus dem Fenster und betrachtete die dunkle Silhouette von Oxford. »Ja«, sagte er. »Deshalb bin ich gekommen.«
    McConnell wartete.
    »Der Luftangriff lief gut. Als wir den Anflugpunkt erreichten, hatten wir nur zwei Maschinen verloren. Wir haben alle zehn Bomben innerhalb von 300 Metern über dem Hauptabwurfpunkt abgesetzt. Wir haben sie ganz schön platt gemacht. Eine Weile

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