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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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wie Asche. In der Ferne hoben sich graue Türme über den Dunststreifen, die sich über die Felder zogen – Schlettstadt.
     
     
    Er konnte kaum mehr stehen, als er die Torwache nach dem Haus des Kaufmanns Twinger fragte.
    Christoph wartete frierend, bis ihm geöffnet wurde. Die Füße brannten, er konnte die Augen schwer offen halten. Als Herr Twinger endlich verwundert die Türe öffnete, sah er nicht aus, als hätte er jemand erwartet.
    Es schien Christoph, als lese der Kaufmann den Brief, den er ihm mit dem Bündel gab, erstaunt und dann sehr bedrückt. Einige Male schaute der Kaufmann ihn über den Brief hinweg mitleidig an.
    Es sei sehr, sehr wichtig, und Herr Twinger, der seltsam unsicher wirkte, sei dankbar, dass er den weiten Weg in der Nacht gemacht habe. Die Antwort an seinen Freund Löb Baruch brauche viel Zeit.
    Frau Twinger kam und wurde von ihrem Mann am Arm auf die Seite gezogen, worauf er mit ihr flüsterte. Sie blickten dabei mehrfach zu Christoph. Sie war eine rundliche Frau mit mütterlichem Gesicht. Zuerst schaute sie Christoph nicht recht in die Augen, war dann aber besorgt um ihn – ob der Weg nicht zu weit gewesen sei und dazu in der Nacht, ob er denn keine Angst gehabt habe. »Jakob, wir müssen – « Sie stockte mitten im Satz.
    Er bekam zu essen und zu trinken, er durfte sich ausruhen: »Du hast noch viel Zeit, bis alles vorbereitet ist und du nach Straßburg zurückwandern kannst. Ruh dich aus, du kannst den verlorenen Schlaf in der Kammer nachholen, dann hast du Kraft für den Rückweg.« Frau Twinger strich Christoph über die Haare, als sie die Türe zu einer kleinen Kammer öffnete.
    Christoph schlief ein, während er noch kaute.
    Er sah den Mönch, der bei Benfeld im Mondlicht unter den drei Kreuzen gebetet hatte. Der Mönch selbst war der Gekreuzigte und es war, als wolle er ihm mit den ausgespannten Armen etwas zeigen. Christoph war es aber unmöglich, dorthin zu blicken, wohin der Gekreuzigte deutete. Etwas Entsetzliches, etwas völlig Unerträgliches musste dort sein.
    Sein Herz klopfte so stark, dass er erwachte. Das Grauen, das er im Schlaf empfunden hatte, war geblieben.
    Er hatte nicht lange geschlafen, kaum eine Stunde, wie Frau Twinger besorgt feststellte.
    Aber um keinen Preis wollte er noch einmal zurück in die Kammer. Er sei nicht mehr müde und habe genug geschlafen, sagte er mit brennenden Augen und steifem Genick und unterdrückte ein Gähnen. Er wolle sich in Schlettstadt umsehen, meinte er schließlich, als Herr Twinger von einigen Stunden sprach, die er noch warten müsse.
    Der Himmel war weiß. Nur wenige Menschen waren unterwegs. Die Gassen waren grau. Christoph fror so sehr, dass er die Zähne zusammenbeißen musste, damit sie nicht klapperten, als er zur Kirche und zum Rathaus schlenderte. Dabei war der Reif schon wieder getaut. Er nahm wenig wahr von der Stadt. Der prächtige Eindruck der Kirche verflog gleich wieder; es fiel ihm schwer, seine Gedanken auf etwas Bestimmtes zu richten. Er schob es auf die Müdigkeit; es war schließlich keine Kleinigkeit, eine ganze Nacht hindurch ohne Schlaf zu wandern. Abraham und Herr Twinger konnten mit ihm zufrieden sein.
    Obwohl er fror, setzte er sich auf eine steinerne Bank beim Rathaus und schlief offenbar sofort wieder ein.
    Als er frierend erwachte, fuhr er heftig zusammen. Ein Mönch saß neben ihm. Er wollte sofort aufspringen und weggehen. Aber eine eigenartige Neugier zwang ihn auf seinem Platz zu bleiben.
    Der Mönch beachtete ihn nicht. Er flüsterte vor sich hin.
    Christoph, der ihn von der Seite ansah, war überzeugt, dass es der nächtliche Mönch war, den er auch im Schlaf gesehen hatte. Die Kutte war braun, die bloßen Füße verkrustet von Schlamm und Staub; er hatte einen Stab neben sich liegen. Sein Gesicht, das er im Mondlicht bei Benfeld deutlicher gesehen hatte, konnte er jetzt nicht recht erkennen, weil dem Mann die Haare ins Gesicht fielen, auch hielt er den Kopf gesenkt. Sein wirrer Bart lag auf einer Kutte, die speckig war und voller Flecken.
    Christoph versuchte das Gemurmel zu verstehen – das meiste war lateinisch, was Christoph nicht so schnell übersetzen konnte. Dazwischen waren deutsche Brocken gemischt: »Herr, wie lange sollen die Gottlosen prahlen? Witwen und Fremdlinge erwürgen sie und töten die Waisen und sagen: Der Herr sieht es nicht und der Gott Jakobs achtet es nicht.«
    Seine Stimme blieb leise, als er sich zu Christoph drehte: »Sie hören nicht das Weinen der Kinder und

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