Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Instinkt, zog sich in die Schatten zurück, weg von den geschäftigen Straßen und hin zu einer Reihe von Bretterbuden. Ein Mann pisste neben einem verrosteten Auto in den Sand. Der saure Geruch seines Fleisches und der Chemikalien in seinem Urin stachen in Skyes Nase.
Als sie sich heranschlichen, um zu töten, blickte Skye in die Seele des Mannes. Sie sah schreiende Frauen in Käfigen, ein verletztes, blutendes Kind, einen fetten Priester, der mit seinem eigenen Kruzifix geschändet wurde.
Der Andere packte den Mann und riss ihm die Kehle heraus, bevor er schreien konnte. Er zerrte ihn an den Autowracks vorbei aus dem Licht und in einen Graben, der mit aufgeplatzten Müllsäcken gefüllt war.
Skye beobachtete als stumme Zeugin, wie der Andere fraß, die Brust des Mannes öffnete, die Rippen so leicht wie einen Drahtzaun zur Seite drückte und die klebrigen, feuchten Eingeweide herausholte. Er drückte den Kot aus den Därmen und fraß sie dann gierig, wühlte nach der Leber, wälzte sich in Blut und Müll, riss Fleischfetzen von den Knochen, schluckte sie und hielt schließlich die eigentliche Beute in den Händen – das fettige Herz, von dem die Adern wie Makkaroni herunterbaumelten. Er verschlang es in einem Bissen.
22
»Daddy! Daddy!« Gene öffnete die Augen und blickte in das Gesicht seines Sohnes, das wie ein niedliches, sorgloses Abbild seiner selbst wirkte. »Daddy, wo ist Skye? Sie muss mir mit dem Turm helfen.«
Als Gene aufstand – wie um alles in der Welt hatte er nur einschlafen können? –, rutschte die Remington hinter dem Vorhang auf den Boden und warf dabei eine von Timmys Actionfiguren um. Timmy starrte die Waffe an. Eine einzelne Falte bildete sich auf seiner Stirn.
»Hast du wegen dem Monster hier geschlafen?«, fragte Timmy. Er war barfuß und trug nichts außer seinem Schlafanzug. Sein Haar war zerzaust. Marybeths Haar.
Gene zwang sich zu einem Lächeln. »Es gibt keine Monster, Timmy. Los, zieh dich an. Wir fahren zu Onkel Bob.«
Dieser Einfall war Gene im Dunkeln gekommen, bevor ihn der Schlaf übermannt hatte. Er würde heute mit Dellbert Drum diesen sinnlosen Ausflug in die große Stadt machen. Da war es ihm lieber, wenn Timmy nicht zur Schule ging, sondern in Hecks Haus war, wo dessen Frau auf ihn aufpassen konnte.
Wieder runzelte Timmy sorgenvoll die Stirn. »Aber Daddy, ich muss doch in die Schule. Ich muss den Turm herzeigen.«
Timmy stand vor einem niedrigen Tisch, auf dem eine bunte, spiralförmige Konstruktion aus Draht, Pappmaché, Perlen und kleinen Spiegelscherben stand. Der Turm. Skye und der Junge hatten tagelang daran gearbeitet. Es war die krude Nachbildung eines fantastischen Ortes aus einem von Timmys Videospielen.
»Wann musst du das Ding denn präsentieren?«, fragte Gene.
»Ganz zu Anfang.«
»Okay, dann fahren wir direkt hin. Aber danach geht’s gleich weiter zu Tante Sally, okay?«
»Warum kann ich nicht bei Skye bleiben?«
»Skye ist für eine Weile weggefahren«, sagte Gene.
»Wohin denn?«
»In die Stadt.«
»Und was macht sie da?«
»Marsch, zieh dich an. Sonst kommst du noch zu spät.«
Der Junge kramte in einem Klamottenhaufen. Gene half ihm beim Anziehen, dann stellte er sich unter die Dusche und schlüpfte anschließend in eine Levi’s und ein Karohemd, das er nicht in die Hose stopfte. So verdeckte es die Glock, die in einem Holster an der rechten Hüfte steckte.
Gerade als sie das Haus verließen, klingelte Genes Handy. Er setzte Timmy in den Streifenwagen, schnallte ihn an und nahm den Anruf entgegen. Es war Diego Suarez, ein Cop von jenseits der Grenze, der sein Englisch mithilfe von Hollywoodfilmen gelernt hatte.
»Gene, hab läuten hören, dass man bei euch Hackfleisch aus ein paar Typen gemacht hat.«
»Dann hast du mehr gehört als ich«, sagte Gene, ließ den Motor an und stieß aus der Einfahrt.
»Hier ist ganz was Ähnliches passiert.«
»Ja?«, fragte Gene und fuhr los.
»Das Opfer war ’n echter Hurensohn. Hat Frauen und Organe verkauft, Drogen, alles, was man sich vorstellen kann. Aber so, wie’s den erwischt hat, Mann, das hab ich noch nie gesehen. Der wurde in Einzelteile zerlegt. Aufgefressen.«
Gene versuchte, so unbeteiligt wie möglich zu wirken. »Waren das die Kartelle?«
»Die Leute sagen Nein, das war was anderes.«
»Nämlich?«
»Scheiße, jetzt lachst du mich gleich aus.«
»Schieß los.«
Suarez zögerte. »Ein Ungeheuer. Ein Dämon.«
»Okay, ich lache.«
»Leck mich. Sag mir wenigstens, was
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