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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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mal was mit ’ner netten Lady aus der Gegend.« Der Riese kicherte keuchend, woraufhin er einen Hustenanfall bekam.
    Das Motel bestand aus einer Ansammlung von Bungalows um einen sonnenverbrannten Innenhof.
    »Ich brauch Schnaps«, sagte Drum.
    Gene ließ ihn im Auto sitzen und betrat die Rezeption. Ein vergilbtes, handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift ZIMMER FREI klebte im Fenster.
    Ein Mann unbestimmten Alters mit gelblicher Haut starrte in einen alten Schwarz-Weiß-Fernseher. Das unscharfe Bild flackerte so stark, dass es einen epileptischen Anfall hätte auslösen können. Der Mann sah zu Gene auf.
    »Ich brauche für ein paar Stunden ein Zimmer«, sagte Gene.
    »Ein paar Stunden kosten dasselbe wie die ganze Nacht. Dreißig Dollar.« Der Mann schob Gene ein zerfleddertes Gästebuch hin. »Sie müssen sich ausweisen.«
    Gene legte einen Fünfziger auf das Buch. »Lassen wir die Formalitäten, okay?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern und ließ den Fünfziger verschwinden. Er reichte Gene einen Schlüssel, an dem mit braunem Gummiband ein fleckiger verknitterter Pappanhänger befestigt war.
    »Nummer siebzehn«, sagte er.
    »Haben Sie zufällig eine Flasche Whiskey da?«
    »Ich hätte ein Fünftel Jack hier.«
    »Das würde reichen.«
    »Das macht dann noch mal dreißig.«
    Gene bezahlte, nahm die Flasche und ging zum Auto zurück. Er gab Drum den Bourbon und fuhr zu dem Bungalow hinüber, dessen Fenster vom Highway abgewandt und auf eine Reihe schmutzig aussehender Hügel gerichtet waren.
    Gene sperrte auf. Drum wuchtete sich aus dem Auto, taumelte über die Veranda und direkt ins Badezimmer.
    »Kleiner, ich werd deine Hilfe brauchen.«
    Gene wollte schon protestieren, doch dann dachte er an Timmy und folgte dem großen Mann in das enge, nach Schimmel stinkende Bad.
    »Schneid mein Hemd auf«, sagte Drum und setzte sich auf den Rand der schmutzigen Badewanne.
    Gene streifte ein Paar Latexhandschuhe über und machte sich an die Arbeit. Die Wunde in Drums Schulter blutete immer noch, doch der stetige Strom hatte sich in ein Rinnsal verwandelt. Drum öffnete den Whiskey, trank direkt aus der Flasche und murmelte weitere Anweisungen am Flaschenhals vorbei.
    Der Sheriff wieherte wie ein kastriertes Pferd und kippte sich die Hälfte des Whiskeys auf einmal hinter die Binde, als Gene die Wunde mit Wasserstoffperoxid säuberte. Schnaps tropfte von Drums Kinn. Gene drückte die Mullbinde fest und fixierte sie mit dem Verband. Dann knotete er eine Schlinge für den linken Arm des Sheriffs. Nach getaner Arbeit wischte er das Blut weg und warf den Müll in eine Plastiktüte, die er ins andere Zimmer hinübertrug, wo Drum bereits auf dem Bett lag und am letzten Rest Whiskey nuckelte.
    »Und jetzt?«, fragte Gene.
    Drum schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. »Ich muss mich ein bisschen ausruhen«, sagte er mit von Schmerz und Alkohol etwas undeutlicher Stimme. »Bei Sonnenuntergang fahren wir weiter.« Er schaltete durch die Programme, bis er den Pornokanal gefunden hatte, und seufzte. »Ich weiß nicht, wieso, aber nackige Mädels haben irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich.«
    Gene setzte sich auf den einsamen Stuhl neben dem Fenster und blendete das Stöhnen und Grunzen aus dem Fernseher aus. Er rief Sally Heck an, um sich nach Timmy zu erkundigen. Ihr gutmütiges Geplapper beschwichtigte ihn ein wenig. Er steckte das Handy weg, starrte durch die Gardinen auf die weit entfernten Hügel und wartete auf die Dämmerung.

34
    Tante Sally führte Timmy an der halb geöffneten Tür zum Zimmer des toten Babys vorbei. Er konnte gerade so einen Blick auf das Kind in der Wiege erhaschen. Die nackten Beinchen strampelten in der Luft. Es wedelte mit den Händen. Außerdem schrie es wie am Spieß.
    Timmy blieb wie angewurzelt stehen und kniff die Augen zusammen. »Was ist?«, fragte Tante Sally.
    »Nichts«, sagte er und ließ sich in die Küche ziehen. Jetzt würden sie was richtig Tolles machen, behauptete sie. Timmy spielte tapfer mit und setzte sich schnell mit dem Rücken zum Flur auf einen Stuhl. Er versuchte, die kalten Finger auf seiner Wirbelsäule nicht zu beachten und die Horrorshow zu verdrängen, indem er sich auf Tante Sally konzentrierte, die beim Keksebacken unaufhörlich vor sich hin quasselte.
    Sie war natürlich nicht seine richtige Tante. Genau wie Onkel Bobby nicht sein richtiger Onkel war, sondern nur ein Mann, der für seinen Vater arbeitete. Doch immer, wenn Timmy sie

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