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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Sally legte Laura in die Wiege zurück. Das Baby trat und schlug und kreischte. Tante Sally ließ sich gegen die Wand sinken und fuhr mit der Hand durch die von ihrem Kopf abstehende schwarze Mähne.
    »Herr im Himmel, jetzt gib doch endlich Ruhe«, sagte Tante Sally und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    Das schien die Kleine verstanden zu haben. Laura holte ein paarmal tief Luft und hustete.
    »Gott sei Dank«, seufzte Tante Sally.
    Doch dann, als hätte man einen Schalter umgelegt, ging es wieder los. Noch lauter. Noch quengeliger. Noch fordernder.
    Da nahm Tante Sally ein rosa Kissen aus der Wiege und drückte es auf den Kopf des Babys. Die kleinen Fäuste schlugen, die Beinchen traten um sich, doch es herrschte Stille. Und nach einer Weile bewegte sich das Baby überhaupt nicht mehr.
    Tante Sally hob das Kissen und starrte Laura an. Sie legte einen Finger auf ihren Hals. Dann hob sie sie hoch und schüttelte sie, doch sie lag leblos wie eine Puppe in ihren Armen.
    Jetzt fing Tante Sally an zu heulen.
    Die sich ausbreitende warme Nässe holte Timmy wieder in das leere Kinderzimmer zurück. Er hatte sich in die Hose gemacht. Das Pipi lief seine Hosenbeine hinunter und in seine Turnschuhe. Es war zu spät. Er konnte nur zitternd und ängstlich dastehen, während sich seine Blase auf den Teppich entleerte.
    Als er fertig war, entdeckte er ein staubiges Handtuch, das über einem Stuhl hing. Er wischte die Pfütze damit auf, faltete es zusammen, schob es unter die Wiege, ging wieder in den dunklen Flur und schlich sich in die Küche.
    Tante Sally saß mit dem Rücken zu ihm am Tisch und sah fern. Oprah sagte erst etwas zu einer sehr dicken und dann zu einer sehr dünnen Frau. Timmy schlüpfte an ihr vorbei ins Wohnzimmer, öffnete vorsichtig die Haustür und trat in die Nacht. Als er die Straße erreichte, rannte er los.
    Auf die Neonschilder von Earl’s Diner zu, die über die Dächer hinweg blinkten.
    Zu Skye.

35
    Die weiße Linie erstreckte sich schnurgerade im Licht der Scheinwerfer des Lincoln und lotste Gene immer näher zum schwachen Schimmer am Horizont. Zu Timmy.
    Drum schlief auf der Rückbank, auf die er seinen massigen Körper wie ein Schlangenmensch gezwängt hatte. Er atmete rasselnd, aber regelmäßig. Der Gestank nach geronnenem Blut, Schnaps und Schweiß stieg in Schwaden von ihm auf.
    Genes Handy klingelte in seiner Tasche. Er holte es heraus. Bobby Hecks Name erschien auf dem Display.
    »Ja?«, fragte er.
    »Gene, dein Junge …«
    Gene setzte sich auf. Eine kalte Hand griff nach seinen Eingeweiden. »Was ist passiert?«
    »Er ist weg.«
    »Wie, weg?«
    »In einem Augenblick war er noch bei Sally, im nächsten einfach verschwunden. Es tut ihr wirklich leid, Gene.«
    »Bobby, du musst eine Großfahndung ausrufen.«
    »Schon geschehen.«
    »Ich bin gleich da. Ruf mich an, wenn du was Neues hörst.«
    Gene legte auf und trat auf die Bremse. Quietschend fraßen sich die Reifen in den Asphalt, das Auto schlingerte und brach aus. Drum wurde gegen die Vordersitze geschleudert und fluchte. Der Lincoln kam quer auf der Straße zum Stehen. Noch bevor der Wagen zu schaukeln aufgehört hatte, zog Gene seine Waffe, steckte sie durch die Sitze hindurch und drückte sie gegen Drums Stirn.
    »Wo ist er?«, fragte Gene.
    »Wer?«
    »Mein Junge.«
    »Scheiße, woher soll ich das wissen?«
    Genes Finger fuhr zum Abzug. »Drum, wenn du mir nicht sofort sagst, was deine Leute mit meinem Sohn gemacht haben, werd ich dich erschießen.«
    »Verflucht, Martindale. Ich hab überhaupt keine Leute.«
    »Was?«
    »Gottverdammt, hast du noch nie Poker gespielt? Ich hab geblufft, Scheiße noch mal. Um meinen Arsch zu retten.«
    »Du hast gewusst, dass er bei Bobby ist.«
    »Weil du mit Heck telefoniert hast. Da braucht man kein Genie sein, um das rauszufinden.«
    »Du lügst«, sagte Gene und presste den Lauf der Waffe brutal gegen Drums Schädel. Mit der freien Hand packte er die verwundete Schulter und drückte zu.
    Drum verbiss sich den Schmerz und funkelte ihn über den Lauf hinweg an. Ein frischer Schweißfilm hatte sich auf seiner Stirn gebildet. »Dann schieß doch, Martindale. Wenn du den Mumm dazu hast.«
    Gene ließ ihn los, drehte sich um und sah wieder Skyes Augen vor sich, als sie seinen Jungen vom Gehweg vor der Schule gehoben hatte.
    Er wendete das Auto und jagte in Richtung Stadt davon. Hoffentlich kam er noch rechtzeitig.
    Das Diner war verlassen. In der Küche hörte Earl Willie dabei zu, wie dieser

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