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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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angreifen.
    Aber ich will das Schicksal der menschlichen Rasse nicht für das Leben von vier Personen aufs Spiel setzen.
    »Fast wäre es mir lieber, du würdest auf Menschen schießen«, grummelt Ray und zieht sich wieder unter die dreckige, orangefarbene Decke zurück. Seine Decke ist die Gabe eines Obdachlosen aus der Gegend. Ich habe dem Burschen fünfhundert Dollar dafür hingeblättert und ihm geraten, sich schleunigst aus dem Staub zu machen.
    »Wenn es dich tröstet«, sage ich, »diese Hunde hier sind schlimmer als tollwütig.«
»Was heißt das?«
»Er hat ihnen von seinem Blut gegeben.«
»Das kann doch nicht sein. Vampirhunde?«
»Schlimmer noch. Vampirfische. Stell dir einen Schwarm von ihnen vor, der im Meer herumschwimmt. Wir würden nie alle von ihnen erwischen.«
Ray lächelt matt. »Können wir nicht angeln gehen, wenn das hier vorbei ist?«
»Na klar. Wir gehen Lachse angeln in den Flüssen von Washington. Und du wirst dich darüber freuen, daß du noch nicht einmal eine Angelrute dafür brauchst.«
»Ich werd’ trotzdem eine mitnehmen.« Dann sagt er: »Ich bin mit meinem Papa immer angeln gegangen.«
»Ich mit meinem auch«, sage ich. Das stimmt auch. Bevor Yaksha meinen Vater umgebracht hat. Wo kann die Leiche von Yaksha nur sein? In welchem Zustand ist sie? Ich nehme den ersten Hund ins Visier und flüstere zu Ray hinüber: »Ich brauche nicht lange. Sei einen Moment lang ruhig, bitte.«
»Ist gut.«
Durch das Zielfernrohr hindurch spähe ich in das grausame Auge des Hundes. Als ich den Abzug drücke, gibt es ein leichtes Zischen. Das Kaliber der Waffe ist klein, die Schädelplatte des Hundes fliegt trotzdem weg. Ohne ein Geräusch wankt und fällt er. Seine Gefährten bekommen kaum etwas davon mit. Das wird sich bald ändern. Sie werden das Blut wittern und vielleicht durchdrehen – infiziert von Eddies Blut, wie sie sind. Ich gebe ihnen aber gar nicht erst groß eine Chance dazu. Fast ohne Pause zwischen den einzelnen Schüssen nehme ich mir ein Biest nach dem anderen vor und töte alle neun in noch nicht mal einer Minute. Schließlich lege ich das Gewehr zu Boden und nehme die Drahtschere in die Hand.
»Bleib hier, bis ich zurück bin«, sage ich. »Dann halte dich bereit. Wenn alles nach Plan verläuft, sind wir hier in zehn Minuten wieder raus.«
Barfuß und ohne ein Geräusch von mir zu geben, haste ich zum großen Zaun hin. Das Glück scheint uns weiterhin hold. Es ist noch früh, und die Straßen sind menschenleer. Wir befinden uns in einem heruntergekommenen Gewerbegebiet, nicht allzuweit vom Kolosseum entfernt. Wenn wir das Lagerhaus bloß rammen und uns dann fluchtartig in Sicherheit bringen wollten, brauchte ich kein Loch in den Zaun zu schneiden. Diese Idee habe ich aber verworfen, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen habe ich Sorgen, daß Ray – schwach, wie er ist –, dabei getötet werden könnte. Zum anderen bin ich davon überzeugt, daß ein geschickteres Vorgehen sicherstellen wird, daß wir auch wirklich alle Vampire erwischen. Mein empfindlicher Geruchssinn sagt mir, daß das Lagerhaus früher als Sammelstelle für Schaumgummi benutzt worden ist und auch jetzt noch große Mengen an Polyurethan-Matten enthält. Polyurethan ist extrem feuergefährlich. Unser Plan ist der, die Tankwagen unbemerkt an beiden Enden des Gebäudes abzustellen, die Zehn-Sekunden-Zündschnüre anzustecken, die ich aus meinem Haus in Los Angeles mitgebracht habe, und uns dann zu verdrücken. Wer immer sich im Haus aufhält, wird so zwischen zwei vernichtenden Feuerwänden eingeklemmt werden. Hinter dem Lagerhaus richtet sich die hohe Steinwand eines anderen verlassenen Gebäudes empor. Das Feuer wird gegen diese Wand anstürmen und jede Flucht nach hinten vereiteln. Sollte einer der Vampire dennoch dem Inferno entkommen, erwarte ich ihn hier außerhalb des Geländes mit meinem Gewehr. Sie werden so locker und leicht zu Boden gehen wie vorhin die Hunde. Ein guter Plan, und ich denke, er wird auch funktionieren.
Trotzdem sorge ich mich.
Ich knie mich am Zaun nieder und gehe rasch daran, die Drähte zu zerschneiden. Dabei achte ich darauf, ob Wächter erscheinen, ob an einem der verdreckten Fenster ein Kopf auftaucht oder ob es drinnen irgendein Zeichen von Bewegung gibt. Aber alles bleibt ruhig. Bestimmt sind Eddies frischgebackenen Vampire sonnenempfindlich und können nach Sonnenaufgang gar nicht mehr Wache schieben. Vielleicht überschätzt er seine Kräfte – und das wäre dann eine echte

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