Schwarzes Echo
seines leeren Weinglases und drehte das Glas abwesend auf dem Tisch herum.
»Tolle Übereinkunft«, sagte er nach einer Weile. »Und diese beiden IAD-Haie schwimmen immer noch frei rum und lauern auf ihre Gelegenheit.«
Dann saßen sie einen Augenblick lang schweigend da. Er wartete darauf, daß sie die Frage stellte, die ihr auf der Zunge lag. Hatte die Nutte gelogen? Sie sagte nichts, und nach einer Weile sah sie ihn nur an und lächelte. Und er fühlte sich, als hätte er den Test bestanden. Sie fing an, die Teller auf dem Tisch zusammenzustellen. Bosch half ihr in der Küche, und als die Arbeit getan war, standen sie nah beieinander, trockneten ihre Hände am selben Handtuch ab und küßten sich sanft. Dann, als folgten sie denselben geheimen Signalen, preßten sie sich aneinander und küßten sich mit dem Verlangen zweier einsamer Menschen.
»Ich möchte bleiben«, sagte Bosch, als er sich kurz von ihr löste.
»Ich bitte dich zu bleiben«, sagte sie.
Arsons bekiffte Augen glänzten und spiegelten die neonhelle Nacht wider. Er sog fest an seiner Kool und hielt den kostbaren Rauch in der Lunge. Die Zigarette war mit PCP bestrichen. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als der Rauch zwei Düsenstrahlen gleich aus seinen Nasenlöchern trat. Er sagte: »Ich hab’ noch nie gehört, daß man einen Hai als Köder benutzt.«
Er lachte und nahm noch einen tiefen Zug, bevor er die Zigarette an Sharkey weiterreichte, der abwinkte, weil er genug hatte. Dann nahm Mojo sie.
»Ich hab’ langsam genug von diesem Scheiß«, sagte Sharkey. »Jetzt ist mal ein anderer dran.«
»Ganz ruhig, Mann, du bist der einzige, der damit durchkommt. Mojo und ich, Mann, wir spielen die Rolle einfach nicht so gut wie du. Außerdem haben wir auch unsere Aufgabe. Du bist nicht groß genug, um diesen Schwuchteln eins überzubraten.«
»Na und wieso gehen wir nicht wieder zum 7-Eleven?« sagte Sharkey. »Gefällt mir nicht, wenn ich nicht weiß, wer es ist. Ich mag das 7-Eleven. Wir suchen uns die Leute aus, nicht umgekehrt.«
»Keine Chance«, meldete sich Mojo. »Wenn wir wieder dahin gehen, wissen wir nicht, ob dieser letzte Typ es dem Sheriff gemeldet hat oder nicht. Wir müssen uns ein bißchen zurückhalten. Wahrscheinlich beobachten sie den Laden von dem Parkplatz aus, auf dem wir waren.«
Sharkey wußte, daß sie recht hatten. Er fand nur, daß es da draußen auf dem Schwulenstrich am Santa Monica zu gefährlich war. Als nächstes, fürchtete er, ist den beiden Kiffern plötzlich nicht mehr danach einzugreifen. Dann wollen sie plötzlich, daß er richtig ran soll, um das Geld zu verdienen. Er würde sich von den beiden trennen müssen.
»Okay«, sagte er und trat vom Bordstein herunter. »Laßt mich nicht sitzen.«
Er lief über die Straße. Arson rief ihm hinterher: »BMW oder besser!«
Als ob man mir das sagen müßte, dachte Sharkey. Er ging einen halben Block zur La Brea und lehnte sich dann an die Tür einer geschlossenen Galerie. Er war immer noch einen halben Block vom Hot Rod’s entfernt, einem Pornoladen, in dem man sich für fünfundzwanzig Cents nackte Männer ansehen konnte. Aber er war nah genug, jedem in die Augen zu blicken, der herauskam. Falls diese Augen herübersahen. Er spähte in die andere Richtung und sah den Joint in der Einfahrt glimmen, in der Arson und Mojo auf ihren Motorrädern saßen.
Sharkey stand noch keine zehn Minuten da, als ein Wagen, ein neuer Grand Am, am Straßenrand hielt und die Scheibe herunterglitt. Sharkey wollte ihn weiterschicken, erinnerte sich an »BMW oder besser«, bis er Gold glänzen sah und näher herantrat. Sein Adrenalinhaushalt bekam einen Kick. Am Handgelenk, das der Fahrer am Lenkrad drapiert hatte, eine Rolex Presidential. Wenn die echt war, wußte Arson, wo man 3000 Dollar dafür bekommen konnte. Einen Riesen für jeden, ganz zu schweigen von dem, was der Typ zu Hause oder in der Brieftasche haben mochte. Sharkey sah sich den Mann an. Er sah aus wie ein Spießer, ein Geschäftsmann. Dunkles Haar, dunkler Anzug, Mitte Vierzig, nicht allzu groß. Vielleicht konnte Sharkey ihn allein schaffen. Der Mann lächelte ihn an und sagte: »Wie geht’s denn so?«
»Ganz gut. Was gibt’s?«
»Ach, ich weiß nicht. Ich fahr’ nur so in der Gegend rum. Kommst du mit?«
»Wohin?«
»Nichts Spezielles. Ich weiß, wohin wir können. Wo wir allein sind.«
»Haben Sie hundert Dollar bei sich?«
»Nein, aber ich hab’ fünfzig für Baseball im
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