Schwarzes Echo
Dunkeln.«
»Schlagen oder fangen?«
»Ich bin Schlagmann. Und ich hab’ auch meinen eigenen Handschuh dabei.«
Sharkey zögerte und warf einen Blick zu der Einfahrt hinüber, wo er die Kool hatte glimmen sehen. Sie war nicht mehr da. Sie schienen sich bereitgemacht zu haben. Er sah wieder die Uhr an.
»Cool«, sagte er und stieg ein.
Der Wagen fuhr in Richtung Westen an der Einfahrt vorbei. Sharkey beherrschte sich, nicht hinzusehen, aber er meinte, das Aufheulen und Knattern ihrer Maschinen zu hören. Sie kamen hinterher.
»Wohin fahren wir?« fragte er.
»Mh, ich kann dich nicht mit nach Hause nehmen, mein Freund. Aber ich weiß, wohin wir fahren können. Niemand wird uns stören.«
»Cool.«
Sie hielten vor der Ampel an der Flores, was Sharkey an den Typen neulich abends erinnerte. Sie waren in der Nähe seiner Wohnung. Arson schien jedesmal fester zuzuschlagen. Sie würden bald damit aufhören müssen, sonst brachten sie noch jemanden um. Er hoffte, der Mann würde die Rolex friedlich hergeben. Man konnte nie sagen, was die beiden tun würden. Voll auf PCP, waren sie zu Kampf und Blutvergießen bereit.
Plötzlich schlingerte der Wagen über die Kreuzung. Sharkey merkte, daß die Ampel noch rot war.
»Was soll das?« fragte er scharf.
»Nichts. Ich hab’ bloß keine Lust mehr zu warten.«
Sharkey hielt es für unverdächtig, jetzt nach hinten zu sehen. Er drehte sich um und sah nur zwei Autos hinten an der Kreuzung. Keine Motorräder. Dreckschweine, dachte er. Er spürte, wie seine Kopfhaut feucht wurde und er vor Angst leicht zu zittern begann. Hinter Barney’s Beanery bog der Wagen rechts ab und fuhr den Hügel zum Sunset hinauf. Sie fuhren östlich in Richtung Highland, und dann bog der Mann mit der Rolex nach Norden ab.
»Sind wir schon mal zusammen gewesen?« fragte der Mann. »Du kommst mir bekannt vor. Ich weiß nicht, vielleicht haben wir uns mal irgendwo gesehen.«
»Nein, ich hab’ noch nie … Ich glaube kaum.«
»Sieh mich an.«
»Was?« sagte Sharkey, erschrocken über die Frage und den barschen Ton des Mannes. »Wieso?«
»Sieh mich an. Kennst du mich? Hast du mich schon mal gesehen?«
»Was ist das hier? Werbung für Kreditkarten? Ich hab’ nein gesagt, Mann.«
Der Typ bog von der Straße auf den östlichen Parkplatz am Hollywood Bowl. Er war menschenleer. Ohne ein weiteres Wort fuhr der Mann zielstrebig zum dunklen, nördlichen Ende hinüber. Sharkey dachte: Wenn das dein verschwiegenes, kleines Versteck ist, dann hast du keine echte Rolex am Arm, Meister.
»Hey, was machen Sie da, Mann?« sagte Sharkey. Er überlegte, wie er sich aus dieser Sache rausziehen konnte. Er war ziemlich sicher, daß sich Arson und Mojo, bekifft wie sie waren, verfahren hatten. Er war mit dem Typen allein, und er wollte die Kurve kratzen.
»Das Stadion ist geschlossen«, sagte Rolex. »Aber ich habe einen Schlüssel für die Umkleidekabinen. Wir gehen nur durch den Tunnel unter dem Cahuenga, und da, wo er wieder rauskommt, gibt es einen kleinen Gang, durch den wir reinkommen können. Da ist heute keiner. Ich arbeite hier. Ich kenn’ mich aus.«
Einen Augenblick lang dachte Sharkey daran, den Mann allein zu übernehmen, dann kam er zu dem Schluß, daß er es nicht schaffen würde. Es sei denn, er konnte ihn überrumpeln. Mal sehen. Der Mann stellte den Motor ab und machte seine Tür auf. Sharkey öffnete die Beifahrertür, stieg aus und überblickte die dunkle Weite des leeren Parkplatzes. Er suchte nach den Lichtern der Motorräder, aber die waren nicht zu sehen. Ich schnapp’ mir den Kerl drüben auf der anderen Seite, beschloß er. Er wollte es versuchen. Entweder zuschlagen und weglaufen oder einfach nur weglaufen.
Sie gingen auf das Schild zu, auf dem »Fußgängerunterführung« stand. Dort gab es ein Nebengebäude aus Beton mit offenem Zugang und einer Treppe. Als sie die getünchten Stufen hinuntergingen, legte der Mann mit der Rolex seine Hand auf Sharkeys Schulter und krallte sie väterlich in seinen Nacken. Sharkey konnte das kalte Metall des Uhrenarmbands spüren.
Der Mann sagte: »Bist du sicher, daß wir uns nicht kennen, Sharkey? Vielleicht haben wir uns doch schon mal gesehen?«
»Nein, Mann, ich sag’ es Ihnen doch. Mit Ihnen war ich noch nicht los.«
Sie hatten den Tunnel halb hinter sich, als Sharkey bewußt wurde, daß er dem Mann seinen Namen gar nicht gesagt hatte.
FÜNFTER TEIL
Donnerstag, 24. Mai
Für ihn war es lange her. Und in Eleonores Schlafzimmer bewegte
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