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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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habt gesehen, daß ich ihn da abgeliefert habe. Stand das im Bericht?«
    »Ja, stand im Bericht.«
    Bosch ging wieder näher ran. »Und jetzt kommt die große Frage. Wenn keine Beschwerde vom FBI gegen mich vorliegt, wieso ist das IAD noch immer hinter mir her? Das FBI hat Pounds angerufen und die Beschwerde zurückgenommen. Und dann tut ihr Jungs, als hättet ihr den Fall gar nicht mehr, aber ihr habt ihn doch noch. Wieso?«
    Lewis wollte etwas sagen, aber Bosch schnitt ihm das Wort ab. »Ich möchte, daß Clarke es mir erzählt. Du denkst mir viel zu schnell, Lewis.«
    Clarke sagt e kein Wort.
    »Clarke, der Junge, mit dem du mich gesehen hast, ist tot. Jemand hat ihn umgelegt, weil er mit mir geredet hat. Und die einzigen, die wußten, daß er mit mir geredet hat, wart ihr beiden. Irgendwas geht hier vor sich, und wenn ich nicht die Antworten kriege, die ich brauche, werde ich einfach alles erzählen, es an die Öffentlichkeit bringen. Ihr werdet noch feststellen, daß ihr bald selbst vom IAD untersucht werdet.«
    Clarke sagte seine ersten beiden Worte seit fünf Minuten. »Du kannst mich mal.«
    Da sprang Lewis ein.
    »Hör zu, Bosch. Ich will es dir sagen. Das FBI traut dir nicht. Das ist es. Sie sagen, sie haben dich mit dem Fall betraut, sind sich bei dir aber nicht sicher. Sie sagen, du hast dich mit Gewalt in den Fall gedrängt, und sie müssen dich im Auge behalten und aufpassen, daß du nicht irgendwas abziehst. Das ist alles. Deshalb hat man uns gesagt, wir sollten uns zwar zurückhalten, aber dranbleiben. Das haben wir getan. Mehr nicht, Mann. Jetzt mach’ uns los. Ich krieg kaum Luft, und langsam tun mir die Handgelenke weh. Du hast die Dinger echt fest gemacht.«
    Bosch wandte sich Clarke zu. »Wo ist dein Schlüssel?«
    »Rechte Hosentasche«, sagte er. Er blieb ganz ruhig, sah Bosch nicht in die Augen. Bosch ging hinten um ihn herum und faßte mit beiden Händen um seine Taille. Er zog einen Schlüsselring aus Clarkes Tasche, dann flüsterte er ihm ins Ohr: »Clarke, solltest du noch einmal in mein Haus einbrechen, leg’ ich dich um.«
    Dann riß er ihm die Hosen und Boxershorts mit einem Ruck bis auf die Knöchel und ging. Den Schlüssel warf er in den Wagen.
    »Du Drecksau!« schrie Clarke. »Vorher leg’ ich dich um, Bosch.«

    Solange er die Wanze und das Nagra hatte, war Bosch einigermaßen sicher, daß Lewis und Clarke keine disziplinarischen Maßnahmen gegen ihn einleiten würden. Sie hatten mehr zu verlieren als er. Nach einem Prozeß und öffentlichem Skandal würde ihre Karriere an der Schwelle zum sechsten Stock enden. Bosch stieg in seinen Wagen und fuhr zum Federal Building zurück.
    Zu viele Leute wußten über Sharkey Bescheid oder hätten Bescheid wissen können, merkte er, als er versuchte, die Situation einzuschätzen. Es gab keine Möglichkeit, den Informanten einfach »auszuwaschen«. Lewis und Clarke hatten den Jungen gesehen und die Information an Irving und Pounds und wer weiß wen weitergegeben. Rourke und der Mann im FBI-Archiv wußten es ebenfalls. Die Leute auf der Straße, die Sharkey mit Bosch beobachtet oder gehört hatten, daß Bosch ihn suchte, noch gar nicht mitgerechnet. Bosch wußte, daß er warten mußte, wie sich die Dinge entwickelten.
    Im Federal Building ließ ihn die rothaarige Empfangsdame hinter der Glasscheibe auf dem FBI-Stockwerk warten, bis sie in der Gruppe 3 angerufen hatte. Wieder betrachtete er den Friedhof durch die Gaze-Vorhänge und sah mehrere Leute in dem Graben arbeiten, der den Hügel durchschnitt. Sie säumten die Wunde in der Erde mit schwarzen Steinblöcken, die das grelle, weiße Licht der Sonne reflektierten. Endlich glaubte Bosch zu wissen, was sie taten. Der Türsummer hinter ihm ging, und Bosch trat ein. Es war halb eins, und die Gruppe komplett unterwegs, bis auf Eleanor Wish. Sie saß an ihrem Schreibtisch und aß ein Eiersalatsandwich, eins von denen, die in der Cafeteria jedes Regierungsgebäudes verkauft werden. Die Plastikflasche mit dem Wasser und ein Pappbecher standen auf dem Tisch. Sie tauschten kurze Hallos aus. Bosch spürte, daß sich ihr Verhältnis geändert hatte, aber er wußte nicht, wie sehr.
    »Bist du seit heute morgen hier?« fragte er.
    Sie verneinte. Sie sagte, sie sei mit den Fotos von Franklin und Delgado bei den Angestellten im Tresor der WestLand National gewesen, und eine der Frauen habe Franklin eindeutig als Frederic B. Isley, den Inhaber eines Schließfachs, identifiziert. Der Kundschafter.
    »Es

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