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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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offene Fahrstuhltür stürmten.
    »Ja, ich bin noch immer hier, aber du hast mir nichts von ihnen gesagt.«
    »Harry, können wir später darüber reden?«
    »Die Sache ist, daß sie uns mit Sharkey gesehen haben.«
    »Ja, das dachte ich mir.«
    »Na, und wieso hast du nichts gesagt, als ich von dem Informanten gesprochen habe, und als ich dich gefragt habe, wem du von dem Jungen erzählt hast?«
    »Ich weiß nicht.«
    Bosch starrte seine Füße an. Er fühlte sich wie der einzige Mensch auf dem Planeten, der nicht verstand, was vor sich ging.
    »Ich hab’ mit ihnen gesprochen«, sagte er. »Sie behaupten, sie hätten uns mit dem Jungen nur beobachtet. Sie hätten sich nie darum gekümmert, worum es ging. Sie sagten, sie wußten nicht, wer er war. Sharkeys Name stand nicht in ihren Berichten.«
    »Und glaubst du ihnen?«
    »Bisher nie. Aber ich glaube nicht, daß sie in diese Sache verwickelt sind. Die sind nur hinter mir her, und sie werden alles tun, um mich zu kriegen. Aber sie würden keinen Zeugen umlegen. Das wäre verrückt.«
    »Vielleicht leiten sie die Informationen an jemanden weiter, der darin verwickelt ist, und sie merken es gar nicht.«
    Bosch dachte wieder an Irving und Pounds.
    »Eine Möglichkeit. Der Punkt ist, daß es einen Informanten gibt. Irgendwo. Wir wissen es. Und er könnte auf meiner Seite sitzen. Oder auf deiner. Wir müssen also sehr vorsichtig sein, mit wem wir reden und was wir tun.«
    Einen Moment später sah er ihr offen in die Augen und sagte: »Glaubst du mir?«
    Es dauerte sehr lange, aber schließlich nickte sie. Sie sagte: »Mir fällt sonst nichts ein, womit sich erklären ließe, was hier passiert.«

    Eleanor ging auf eine Empfangsdame zu, während Bosch etwas zurück blieb. Einen Augenblick später trat eine junge Frau aus einer verschlossenen Tür und führte sie durch zwei Korridore in ein kleines Büro. Hinter dem Schreibtisch saß niemand. Sie nahmen die beiden Sessel vor dem Tisch und warteten.
    »Wen besuchen wir hier?« flüsterte Bosch.
    »Ich werde dich ihm vorstellen, und er kann dir selbst sagen, was er dir von sich erzählen möchte«, sagte sie.
    Gerade wollte Bosch sie fragen, was das heißen sollte, als sich die Tür öffnete und ein Mann hereinkam. Er sah aus wie etwa fünfzig, mit silbrigem, sorgfältig gekämmtem Haar und kräftiger Statur unter dem Blazer. Seine grauen Augen waren matt wie Asche. Er setzte sich und sah Bosch nicht an. Er hielt seinen Blick ausschließlich auf Eleanor Wish gerichtet.
    »Ellie, schön, Sie wiederzusehen«, sagte er. »Wie geht es Ihnen?«
    Sie sagte, es ginge ihr gut, tauschte mit ihm ein paar Freundlichkeiten aus und ging dann dazu über, Bosch vorzustellen. Der Mann stand auf und beugte sich über den Tisch, um ihm die Hand zu geben.
    »Bob Ernst, Berater für Handel und Entwicklung. Nett, Sie kennenzulernen. Ist das ein offizieller Besuch, oder kommen Sie nur vorbei, um einen alten Freund wiederzusehen?«
    »Ja, es tut mir leid, Bob, aber wir arbeiten an etwas, und wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Was immer ich für Sie tun kann, Ellie«, sagte Ernst. Er ging Bosch auf die Nerven, und dabei kannte er ihn erst eine Minute.
    »Bob, wir brauchen Informationen über jemanden, dessen Name in einem Fall aufgetaucht ist«, sagte Wish. »Ich glaube, Sie sind in der Lage, uns diese Information ohne große Umstände und Zeitaufwand besorgen zu können.«
    »Das ist genau unser Problem«, fügte Bosch hinzu. »Es handelt sich um einen Mordfall. Wir haben nicht die Zeit, den üblichen Weg zu nehmen. Darauf zu warten, bis aus Washington was kommt.«
    »Ein ausländischer Staatsbürger?«
    »Vietnamese«, sagte Bosch.
    »Wann eingereist?«
    »4. Mai 1975.«
    »Ah, gleich nach dem Sturz. Ich verstehe. Sagen Sie, was ist das für ein Mord, an dem FBI und LAPD zusammenarbeiten und der mit einer so alten Geschichte und dann noch mit einem fremden Land zu tun hat?«
    »Bob«, begann Eleanor, »ich glaube …«
    »Nein, antworten Sie nicht«, unterbrach Ernst sie. »Ich glaube, Sie haben recht. Es ist sicher das beste, wenn wir die Informationen dezentralisieren.«
    Ernst machte sich daran, die Schreibunterlage und die Sachen auf seinem Schreibtisch zu ordnen. Eigentlich war überhaupt nichts unordentlich.
    »Wie schnell brauchen Sie die Information?« sagte er schließlich.
    »Sofort«, sagte Eleanor.
    »Wir warten«, sagte Bosch.
    »Sie sind sich darüber im klaren, daß ich vielleicht überhaupt nichts finde, vor allem so

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