Schwarzes Echo
reicht für einen Haftbefehl, aber Franklin ist nicht da«, sagte sie. »Rourke hat zwei Trupps zu den Adressen geschickt, die das Verkehrsamt für ihn und Delgado registriert hat. Die haben gerade eben zurückgerufen. Entweder sind sie umgezogen, oder sie haben nie dort gewohnt. Sieht aus, als wären sie ausgeflogen.«
»Und was jetzt?«
»Ich weiß nicht. Rourke redet davon, den Fall beiseite zu legen, bis wir sie haben. Du wirst dann wahrscheinlich wieder zu deinen Morden in Hollywood kommen. Wenn wir einen von ihnen fassen, holen wir dich her, damit du ihn zu dem Mord an Meadows befragen kannst.«
»Und zu dem Mord an Sharkey. Nicht vergessen.«
»Dazu auch.«
Bosch nickte. Es war vorbei. Das FBI wollte den Fall abschließen.
»Ach, übrigens, da ist eine Nachricht für dich«, sagte sie. »Jemand hat angerufen, sagte, sein Name sei Hector. Das war alles.«
Bosch setzte sich an den Schreibtisch neben ihrem und wählte Hector Villabonas Nummer. Nach dem zweiten Klingeln nahm er ab.
»Hier ist Bosch.«
»Hey, was machst du beim FBI?« fragte er. »Ich ruf die Nummer an, die du mir gegeben hast, und da meldet sich einer mit FBI.«
»Ja, das ist eine lange Geschichte. Ich erzähl’ sie dir später. Hast du irgendwas rausgefunden?«
»Nicht viel, Harry, und es wird auch nicht mehr werden. Ich kann die Akte nicht bekommen. Dieser Binh – wer immer er sein mag – hat echte Beziehungen. Wie wir uns gedacht haben. Seine Akte ist nach wie vor geheim. Ich hab’ jemanden angerufen, den ich da drüben kenne, und ihn gebeten, sie herzuschicken. Er hat zurückgerufen und gesagt, es ginge nicht.«
»Warum könnte sie immer noch geheim sein?«
»Wer weiß, Harry. Deswegen ist sie ja geheim. Damit keiner rausfindet, warum.«
»Tja, vielen Dank. Es scheint inzwischen nicht mehr so wichtig zu sein.«
»Falls du eine Quelle im Außenministerium hast, jemanden mit Befugnissen, der könnte mehr Glück haben als ich. Ich bin nur die Alibierbse im Erbsenzähler-Department. Aber warte mal, da ist eine Sache, die diesem jemand, den ich da kenne, in gewisser Weise rausgerutscht ist.«
»Was?«
»Na ja, weißt du, ich hab’ ihm Binhs Namen genannt, und als er zurückruft, sagt er: ›Tut mir leid, Captain Binhs Akte ist geheim.‹ Genau so hat er es gesagt. ›Captain‹ hat er ihn genannt. Der Typ muß also beim Militär gewesen sein. Deswegen haben sie ihn wahrscheinlich so schnell da rausgeholt. Wenn er beim Militär war, haben sie ihm ganz sicher den Arsch gerettet.«
»Ja«, sagte Bosch, dann dankte er Hector und legte auf.
Er drehte sich zu Eleanor um und fragte, ob sie irgendwelche Kontakte zum Außenministerium hätte. Sie schüttelte den Kopf. »Militärischer Geheimdienst, CIA, irgendwas in der Art?« sagte Bosch. »Irgend jemanden mit Zugangsbefugnis zu Computerakten?«
Sie überlegte einen Moment und sagte: »Na ja, da ist jemand auf dem Stockwerk vom Außenministerium. Den kenne ich ein bißchen aus D. C. Aber was ist los, Harry?«
»Kannst du ihn anrufen und sagen, er soll dir einen Gefallen tun?«
»Er redet nicht am Telefon, nicht übers Geschäft. Wir müßten zu ihm runtergehen.«
Er stand auf. Draußen vor dem Büro, während sie auf den Fahrstuhl warteten, erzählte Bosch ihr von Binh, dessen Rang und dem Umstand, daß er Vietnam am selben Tag wie Meadows verlassen hatte. Der Fahrstuhl ging auf, sie stiegen ein und Eleanor drückte auf sieben. Sie waren allein.
»Du hast die ganze Zeit gewußt, daß ich observiert werde«, sagte Bosch. »Internal Affairs.«
»Ich hab’ sie gesehen.«
»Aber du hast es gewußt, bevor du sie gesehen hast, stimmt’s?«
»Macht das einen Unterschied?«
»Ich glaub’ schon. Warum hast du es mir nicht gesagt?«
Sie brauchte eine Weile. Der Fahrstuhl hielt.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Es tut mir leid. Erst wollte ich nicht, und als ich es dann doch sagen wollte, konnte ich nicht. Ich dachte, es würde alles verderben. Und das hat es dann ja auch.«
»Wieso wolltest du erst nicht, Eleanor? Weil es immer noch Zweifel an mir gab?«
Sie sah in die stählerne Ecke des Fahrstuhls. »Am Anfang, ja, wir waren uns mit dir nicht sicher. Das will ich nicht abstreiten.«
»Was war nach dem Anfang?«
Die Tür öffnete sich im siebten Stock. Eleanor ging hinaus, sagte: »Du bist noch immer hier, oder?«
Bosch trat hinter ihr hinaus. Er nahm sie am Arm und hielt sie fest. Sie standen sich gegenüber, als zwei Männer in fast identischen grauen Anzügen durch die
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