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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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muß.«
    »Binh war einer der Captains«, sagte Bosch. »Wer waren die anderen beiden?«
    »Man hat mir gesagt, einer von ihnen hätte Van Nguyen geheißen. Angeblich soll er tot sein. Er hat Vietnam nie verlassen. Ermordet von den anderen beiden oder vielleicht von der Nordarmee. Jedenfalls ist er nie rausgekommen. Das wurde von unseren Agenten in Ho-Chi-Minh-Stadt nach dem Sturz bestätigt. Die anderen beiden sind hergekommen. Beide hatten Pässe, beschafft mit Hilfe von Beziehungen und Geld, nehme ich an. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen … Der eine war Binh, den Sie scheinbar gefunden haben, der andere war Nguyen Tran. Er ist mit Binh gekommen. Wohin sie gegangen sind und was sie jetzt machen, kann ich Ihnen nicht sagen. Es ist fünfzehn Jahre her. Nachdem sie hier angekommen waren, gingen sie uns nichts mehr an.«
    »Wieso hat man ihnen die Einreise gestattet?«
    »Wer sagt, daß man es ihnen gestattet hat? Sie müssen sich klarmachen, Detective Bosch, daß diese Informationen zum größten Teil im nachhinein zusammengestellt wurden.«
    Ernst erhob sich. Das waren alle Informationen, die er für heute dezentralisieren wollte.

    Bosch wollte nicht wieder rauf zum FBI. Ernsts Informationen waren Amphetamine in seinem Blut. Er wollte laufen. Er wollte reden, weiterkommen. Als sie am Fahrstuhl waren, drückte er auf den Knopf für die Lobby und erklärte Eleanor, sie würden nach draußen gehen. Das FBI war wie ein Aquarium. Er brauchte Platz.
    Bei jeder Ermittlung kam es Bosch so vor, als würden sich die Informationen langsam sammeln, ähnlich wie Sand, der gleichmäßig durch die enge Mitte einer Sanduhr lief. Irgendwann gab es im unteren Teil des Glases mehr Informationen als im oberen. Und dann schien der Sand schneller durch die enge Mitte zu rieseln und ans Ziel zu kommen. An diesem Punkt waren sie mit Meadows, dem Bankraub, der ganzen Sache. Die Fakten fügten sich aneinander.
    Sie gingen durch die vordere Lobby hinaus auf den Rasen, wo im Halbkreis träge acht US-Flaggen und das kalifornische Banner an Masten hingen. Heute gab es hier keine Demonstranten. Die Luft war warm und ungewöhnlich feucht.
    »Müssen wir hier draußen reden?« fragte Eleanor. »Ich wäre lieber oben in der Nähe der Telefone. Du könntest Kaffee trinken.«
    »Ich möchte rauchen.«
    Sie liefen Richtung Norden zum Wilshire Boulevard.
    Bosch sagte: »Es ist 1975. Saigon geht gerade vor die Hunde. Captain Binh bezahlt Leute, die ihn und seinen Anteil an den Diamanten rausbringen. Wen er bezahlt, wissen wir nicht. Was wir wissen, ist, daß er die ganze Zeit über wie ein VIP behandelt wird. Die meisten Leute sind mit Booten rausgekommen. Er ist geflogen. Vier Tage von Saigon in die Staaten. Er wird begleitet von einem amerikanischen Zivilberater, der manches vereinfachen soll. Das ist Meadows. Er …«
    »Er wird möglicherweise begleitet«, sagte sie. »Du hast das Wort ›möglicherweise‹ vergessen.«
    »Wir sind hier nicht vor Gericht. Ich sage es, wie ich glaube, daß es gewesen sein könnte, okay? Hinterher kannst du – wenn es dir nicht gefällt – sagen, was du glaubst«
    Sie hob beschwichtigend die Arme, und Bosch fuhr fort.
    »Also, Meadows und Binh sind zusammen. 1975. Meadows arbeitet bei der Rückzugssicherung oder so was. Schließlich ist er selbst auf der Flucht. Vielleicht kennt er Binh von seinem alten Nebenjob, der Heroindealerei. Die Möglichkeit besteht. Wahrscheinlich hat er sogar für Binh gearbeitet. Also, kann sein, daß er gewußt hat, was Binh in die Staaten bringt. Die Möglichkeit besteht, daß er zumindest eine Ahnung davon hatte.«
    Bosch blieb stehen, um seine Gedanken zu ordnen, und widerstrebend übernahm Eleanor.
    »Binh ist mißtrauisch, seine kulturell bedingte Abneigung hindert ihn, Geld in die Hände von Banken zu geben. Aber er hat noch ein weiteres Problem. Sein Geld ist nicht koscher. Es ist nicht deklariert, keiner weiß davon. Er besitzt es illegal. Er kann es nicht anmelden oder irgendwo einzahlen, denn es würde auffallen und müßte dann deklariert werden. Also bewahrt er sein ansehnliches Vermögen an einem ungefährdeten Ort auf: einem Tresor mit Schließfächern. Wohin gehen wir?«
    Bosch antwortete nicht. Er war zu sehr in Gedanken. Sie kamen an den Wilshire. Als das grüne Licht über dem Zebrastreifen blinkte, ließen sie sich mit der Menge treiben. Auf der anderen Straßenseite bogen sie nach Westen ab, liefen an den Hecken entlang, die den Veteranenfriedhof säumten. Bosch

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