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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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übernahm die Geschichte.
    »Okay, Binh versteckt seinen Anteil also in dem Tresor. Er fängt den amerikanischen Traum als Flüchtling an. Nur ist er ein reicher Flüchtling. Inzwischen kehrt Meadows aus dem Krieg zurück, findet sich im normalen Leben nicht zurecht, wird seine Sucht nicht los und fängt an, Dinger zu drehen, um die Sucht zu finanzieren. Nur ist es hier nicht so einfach wie in Saigon. Er wird geschnappt, verbringt einige Zeit im Bau. Er kommt raus, geht wieder rein, kommt raus, dann wird er von einem Bundesgericht wegen zweier Bankeinbrüche zu mehreren Jahren verurteilt.«
    Es gab einen Durchgang in der Hecke und dahinter einen gepflasterten Weg. Bosch folgte ihm, und sie standen da und überblickten die Weite des Friedhofs. Reihen behauener Steine, wettergegerbtes Weiß in einem Meer von Grün. Die hohe Hecke hielt den Lärm der Straße ab. Augenblicklich war es still.
    »Es ist wie ein Park«, sagte Bosch.
    »Es ist ein Friedhof«, flüsterte sie. »Gehen wir.«
    »Du mußt nicht flüstern. Laufen wir etwas. Es ist so friedlich.«
    Eleanor zögerte, aber dann ging sie hinterher, als er dem Plattenweg unter eine Eiche folgte, in deren Schatten einige Gräber von Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg lagen. Sie holte ihn ein und nahm das Gespräch wieder auf.
    »Jetzt haben wir Meadows also auf TI. Irgendwoher hört er von dieser Charlie Company. Er macht den Ex-Soldaten und Welterneuerer, der den Laden leitet, auf sich aufmerksam, sichert sich dessen Unterstützung und wird vorzeitig von TI entlassen. In der Charlie Company hat er Kontakt zu zwei alten Kriegskameraden. Das nehmen wir zumindest an. Delgado und Franklin. Allerdings waren sie nur einen Tag zu dritt in der Charlie Company. Nur einen Tag. Willst du mir erzählen, sie haben sich das ganze Ding an einem Tag ausgedacht?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Bosch. »Könnte sein, aber ich bezweifle es. Es könnte später geplant worden sein, nachdem sie wieder Kontakt aufgenommen hatten. Wichtig ist, daß wir sie zusammen haben oder zumindest in unmittelbarer Nähe: 1975 in Saigon. Dann sind sie wieder zusammen in der Charlie Company. Danach wird Meadows entlassen, nimmt zur Tarnung ein paar Jobs an, bis seine Bewährung zu Ende geht. Dann kündigt er und verschwi ndet von der Bildfläche.«
    »Bis?«
    »Bis zum Einbruch bei der WestLand National. Sie gehen rein, brechen die Fächer auf, bis sie Binhs gefunden haben . Vielleicht wußten sie auch, welches seins war. Als sie die Sache geplant haben, müssen sie ihm gefolgt sein, um rauszufinden, wo er seinen Anteil der Diamanten versteckt hat. Wir sollten uns noch mal an die Tresorakten setzen und nachsehen, ob dieser Frederic B. Isley den Tresor irgendwann zur selben Zeit wie Binh besucht hat. Ich möchte wetten, daß es so war. Er hat Binhs Box gesehen, weil er zur selben Zeit im Tresor war.
    Und bei dem Einbruch haben sie sich zuerst sein Fach vorgenommen, dann zur Tarnung alle anderen. Das Geniale daran war, daß Binh nicht melden konnte, was man ihm gestohlen hatte, weil es rechtlich gar nicht existierte. Das wußten sie. Es war perfekt. Besonders, weil sie das ganze andere Zeug auch mitgenommen haben, nur um das eigentliche Ziel zu vertuschen: die Diamanten.«
    »Das perfekte Verbrechen«, sagte sie, »bis Meadows das Armband mit den Jade-Delphinen versetzt. Es kostet ihn das Leben. Was uns zurück zu der Frage bringt, die wir uns schon vor einigen Tagen gestellt haben. Wieso? Und noch etwas macht keinen Sinn: Warum – wenn er beim Raub im Tresor dabei war – wohnte Meadows in diesem Loch? Er war ein reicher Mann, der sich nicht wie ein reicher Mann benahm.«
    Bosch lief ein Stück weit schweigend. Es war die Frage, die ihn schon seit dem Treffen mit Ernst beschäftigte. Er dachte über Meadows’ Miete nach, die er für elf Monate im voraus bezahlt hatte. Wäre er noch am Leben, würde er in der kommenden Woche ausziehen. Während sie durch den Park mit den weißen Steinen spazierten, schien plötzlich alles zu einem Ganzen zu werden. Im Oberteil der Sanduhr war kein Sand mehr.
    Schließlich sagte er: »Weil das perfekte Verbrechen erst zur Hälfte vollendet war. Mit dem Versetzen des Armbands gab er es zu früh preis. Also mußte er weg, und sie mußten das Armband zurückholen.«
    Sie blieb stehen und sah ihn an. Sie befanden sich auf der Zufahrtsstraße neben Gräbern aus dem Zweiten Weltkrieg. Bosch bemerkte, daß die Wurzeln einer alten Eiche ein paar von den verwitterten Steinen aus der

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