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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ihm da gegenüber saß. Ein Blick in ihre harten, braunen Augen hatte es ihm gezeigt. Er wollte dahinter sehen. Sie hatten sich geliebt, aber er wollte verliebt sein. Er wollte sie.
    Und als könnte sie seine Gedanken lesen, fragte sie: »Kommst du heute abend mit zu mir?«

    Lewis und Clarke befanden sich im zweiten Geschoß der Parkgarage, die auf der anderen Straßenseite und einen halben Block vom Broadway Bar & Grill entfernt lag. Lewis war ausgestiegen, hockte am Geländer und spähte durch die Kamera. Das Dreißig-Zentimeter-Objektiv ruhte auf einem Ständer und war auf die Eingangstür des Restaurants gerichtet. Er hoffte, das Licht über der Tür des Lokals würde genügen. Er hatte einen High-Speed-Film in der Kamera, aber der blinkende, rote Punkt im Sucher zeigte ihm an, besser nicht zu fotografieren. Es war immer noch nicht genug Licht. Er beschloß, es trotzdem zu versuchen, ohne Automatik.
    »Du wirst nichts draufkriegen«, sagte Clarke hinter ihm. »Nicht bei dem Licht.«
    »Laß mich meine Arbeit machen. Wenn ich es nicht draufkriege, krieg’ ich es eben nicht drauf. Wen interessiert’s?«
    »Irving.«
    »Der kann mich mal. Er sagt, er will mehr Dokumentation. Die kann er haben. Ich versuch’ nur, es dem Mann recht zu machen.«
    »Wir sollten vielleicht da runter zu dem Lebensmittelladen gehen, etwas näher ran …«
    Clarke brach den Satz ab und drehte sich um, weil er Schritte hörte. Lewis blieb mit dem Auge an der Kamera, wartete auf seine Gelegenheit. Die Schritte stammten von einem Mann in der blauen Uniform eines Sicherheitsbeamten.
    »Darf ich mal fragen, was Sie beide da machen?« fragte der Wachmann.
    Clarke zeigte ihm die Marke und sagte: »Wir sind hier bei der Arbeit.«
    Der Wachmann, ein junger Schwarzer, trat näher heran, um sich Marke und Ausweis anzusehen und griff danach. Clarke riß seine Marke zurück.
    »Nicht anrühren, Bruder. Niemand rührt meine Marke an.«
    »Da steht LAPD. Haben Sie sich mit dem Revier von Santa Monica abgesprochen? Wissen die, daß Sie hier draußen sind?«
    »Scheiß doch der Hund drauf. Laß uns einfach in Ruhe.«
    Clarke wandte sich ab. Als der Wachmann nicht gehen wollte, drehte er sich wieder um und sagte: »Kleiner, kann ich was für dich tun?«
    »Diese Garage ist mein Revier, Detective Clarke. Hier kann ich tun, was ich will.«
    »Du kannst die Fliege machen. Ich kann …«
    Clarke hörte den Verschluß der Kamera und das automatische Weiterspulen. Er wandte sich zu Lewis um, der grinsend aufstand.
    »Ich hab’ ihn – per Hand«, sagte Lewis, als er sich aufrichtete. »Sie sind unterwegs. Gehen wir.«
    Lewis schob die Teleskopbeine des Stativs zusammen und setzte sich eilig auf den Beifahrersitz des grauen Caprice, den sie gegen den schwarzen Plymouth eingetauscht hatten.
    »Bis bald mal, Bruder«, sagte Clarke zu dem Wachmann. Er klemmte sich hinters Lenkrad.
    Der Wagen setzte zurück, zwang den Sicherheitsbeamten, aus dem Weg zu springen. Clarke sah grinsend in den Rückspiegel, als er die Rampe zur Ausfahrt ansteuerte. Er sah, daß der Wachmann in sein Walkie-Talkie sprach.
    »Da kannst du quatschen, soviel du willst«, sagte er.
    Der IAD-Wagen hielt vor dem Häuschen an der Ausfahrt. Clarke reichte dem Mann im Häuschen den Parkschein und zwei Dollar. Der nahm alles entgegen, hob aber nicht die schwarzweiß gestreifte Schranke.
    »Benson sagt, ich soll Sie beide hier festhalten«, sagte der Mann im Häuschen.
    »Was? Wer zum Teufel ist Benson?« sagte Clarke.
    »Der Wachmann. Er sagt, Sie sollen einen Moment warten.«
    In diesem Augenblick sahen die IAD-Detectives, wie Bosch und Wish in Richtung Fourth Street am Parkhaus vorbeifuhren. Sie würden sie verlieren. Clarke hielt dem Kassierer seine Marke hin.
    »Wir sind im Dienst. Machen Sie das gottverdammte Tor auf. Sofort!«
    »Er wird gleich kommen. Ich muß tun, was er sagt. Sonst bin ich meinen Job los.«
    »Mach das Tor auf, sonst bist du ihn ganz bestimmt los, du Pfeife«, schrie Clarke.
    Er trat aufs Gas und ließ den Motor aufheulen, um zu zeigen, daß er durchfahren wollte.
    »Was meinen Sie, wieso wir da eine feste Schranke haben und kein dünnes Stück Holz? Fahren Sie ruhig zu. Das wird Sie die Windschutzscheibe kosten, Mister. Machen Sie, was Sie wollen, aber er wird gleich kommen.«
    Im Rückspiegel sah Clarke, daß der Sicherheitsbeamte die Rampe herunterkam. Clarkes Gesicht bekam vor Wut ganz rote Flecken. Er spürte Lewis’ Hand an seinem Arm.
    »Ganz ruhig, Partner«,

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