Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Reihe geschoben hatten. Sie sahen aus wie Zähne, die auf einen Kieferorthopäden warteten.
    »Erklär mir, was du gerade gesagt hast«, sagte Eleanor.
    »Sie bohren mehrere Fächer auf, um zu tarnen, daß sie in Wirklichkeit Binhs Box haben wollen. Okay?«
    Sie nickte. Noch immer gingen sie nicht weiter.
    »Okay. Also, um diese Tarnung aufrechtzuerhalten, was würde man da tun? Das Zeug aus den anderen Fächern loswerden, damit es nie wieder auftauchen kann. Und ich meine nicht, es an Hehler zu verkaufen. Ich meine, es loszuwerden, zu vernichten, versenken, vergraben, irgendwo, wo man es nie wieder finden kann. Denn in dem Augenblick, in dem der erste Edelstein oder die erste alte Münze oder Aktie auftaucht und die Polizei davon erfährt, gibt es eine Spur, der man folgen kann.«
    »Du glaubst also, Meadows wurde ermordet, weil er das Armband versetzt hat?« sagte sie.
    »Nicht nur deshalb. Es muß noch etwas anderes geben, das diese ganze Sache verbindet. Wenn Meadows einen Teil von Binhs Diamanten hatte, warum sollte er sich die Mühe machen, ein Armband zu versetzen, das ein paar tausend Dollar wert ist? Warum sollte er so leben, wie er gelebt hat? Es macht keinen Sinn.«
    »Ich kann dir nicht folgen, Harry.«
    »Ich kann mir selbst nicht folgen. Aber betrachte es mal einen Moment lang so. Angenommen, Meadows und die anderen wissen, wo Binh und der andere Captain, Nguyen Tran, sind und wo die beiden den Rest ihrer Diamanten versteckt haben. Angenommen, es gibt zwei Banken, und die Diamanten befinden sich in zwei Schließfächern. Und angenommen, sie wollen in beide einbrechen. Also nehmen sie zuerst Binhs Bank. Und dann nehmen sie Trans.«
    Sie nickte, daß sie ihm folgen konnte. Bosch spürte, wie seine Aufregung wuchs.
    »Okay. Also, die Planung solcher Dinge braucht Zeit, um die Strategie zu entwickeln. Die Sache muß für einen Zeitpunkt geplant werden, an dem die Bank drei Tage in Folge geschlossen ist, denn soviel Zeit brauchen sie, um genug Fächer aufzubohren, damit es echt aussieht. Und dann ist da noch die Zeit, die sie für den Tunnelbau brauchen.«
    Er hatte vergessen, sich eine Zigarette anzuzünden. Das merkte er jetzt und steckte sich eine in den Mund, fing aber an zu reden, bevor er sie anzündete.
    »Kannst du mir noch folgen?«
    Sie nickte. Er steckte die Zigarette an.
    »Okay, was tut man am besten, wenn man die erste Bank geknackt, sich aber noch nicht an die zweite rangemacht hat? Man hält sich bedeckt und gibt auf keinen Fall etwas preis. Man schafft das ganze andere Zeug weg, die Tarnung, die Sachen aus den anderen Fächern. Man behält nichts davon. Und man sitzt auf den Diamanten aus Binhs Fach. Man darf sie nicht verkaufen, denn damit könnte man die Aufmerksamkeit auf sich lenken und den zweiten Coup gefährden. Wahrscheinlich hatte Binh außerdem seine Fühler ausgestreckt und war auf der Suche nach den Diamanten. Im Laufe der Jahre hat er sicher angefangen, sie nach und nach zu Geld zu machen und war mit der Hehlerei von Edelsteinen vertraut. Auf ihn mußten sie daher auch noch achten.«
    »Meadows hat also gegen die Regeln verstoßen«, sagte sie. »Er hat etwas für sich behalten. Das Armband. Seine Partner haben es rausgefunden und ihn umgelegt. Dann sind sie in die Pfandleihe eingebrochen und haben das Armband zurückgeholt.« Sie schüttelte den Kopf vor Bewunderung über den Plan. »Der Coup wäre nach wie vor perfekt, wenn er es nicht getan hätte.«
    Bosch nickte. Sie standen da und blickten über das Friedhofsgelände. Bosch ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus. Hinten am Hügel waren die schwarzen Mauer n des Vietnam Veterans Memorial zu sehen.
    »Was soll das da oben?« fragte sie. »Ich weiß nicht. Es ist eine Kopie. Marmorimitat. Ich glaube, sie fahren damit über L and, falls jemand es sehen möchte und dafür nicht extra nach Washington fahren kann.«
    Eleanor hielt kurz die Luft an und drehte sich zu ihm um.
    »Harry, nächsten Montag ist Memorial Day.«
    »Ich weiß. Die Banken haben zwei Tage geschlossen, manche drei. Wir müssen Tran finden.«
    Sie kehrte um und wollte zum FBI zurück. Er warf einen letzten Blick auf das Ehrenmal. Die lange Mauer mit all den Namen darauf war in den Hang des Hügels eingelassen. Ein Mann in grauer Uniform fegte auf dem Weg davor einen Haufen violetter Blüten von einem Jakarandabaum zusammen.
    Harry und Eleanor schwiegen, bis der Friedhof hinter ihnen lag und sie über den Wilshire zum Federal Building gingen. Sie stellte

Weitere Kostenlose Bücher