Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Reservoir aufgehalten hatte.
    Aber was, wenn es kein Cop gewesen war, der den Sprayer dazu gebracht hatte, seine Sachen über den Zaun zu werfen? Was, wenn der Sprayer beobachtet hatte, wie die Leiche hergeschafft wurde? Bosch dachte daran, was Crowley über den anonymen Anrufer gesagt hatte. Ein Junge, weiter nichts. Hatte der Sprayer angerufen? Bosch brachte die Dose zurück zum SID-Wagen und reichte sie Donovan.
    »Nimm hiervon Abdrücke, wenn du mit dem Besteck und der Pfanne fertig bist«, sagte er. »Ich glaube, das könnte einem Zeugen gehören.«
    »Wird gemacht«, sagte Donovan.

    Bosch verließ die Hügel und nahm am Barham Boulevard die Auffahrt zum Hollywood Freeway. Nachdem er den Cahuenga Pass hinter sich gelassen hatte, fuhr er über den Ventura Freeway nach Westen, dann auf dem San Diego Freeway in Richtung Norden. Für die zehn Meilen brauchte er knapp zwanzig Minuten. Es war Sonntag, und so herrschte nicht viel Verkehr. An der Roscoe bog er ab und fuhr zwei Blocks weit ostwärts in Meadows’ Wohnviertel an der Langdon hinein. Wie in den meisten Vororten im Raum Los Angeles gab es in Sepulveda sowohl gute als auch schlechte Viertel. Bosch erwartete von Meadows’ Straße weder getrimmte Rasenflächen noch Rinnsteine, vor denen sich Volvos aneinanderreihten, und er wurde auch nicht enttäuscht. Es war mindestens zehn Jahre her, daß die Apartments ansehnlich gewesen waren. Vor den Fenstern der Erdgeschoßwohnungen sah man Gitter, und Graffiti an allen Garagentoren. Der scharfe Gestank der Brauerei an der Roscoe wehte in das Viertel hinein. Die Gegend roch wie eine Bar um vier Uhr morgens.
    Meadows hatte in einem U-förmigen Apartmenthaus gewohnt, das aus den Fünfzigern stammte, als noch nicht der Gestank von Hopfen in der Luft lag, an den Straßenecken noch keine Gangbanger herumlungerten und es noch Hoffnung für das Viertel gab. In der Mitte des Hofes war ein Pool, den man aber schon lange mit Sand und Erde zugeschüttet hatte. Jetzt bestand der Innenhof aus einem nierenförmigen Beet mit braunem Gras, eingefaßt von schmutzigem Beton. Meadows’ Wohnung lag an einer Ecke im ersten Stock. Bosch konnte das gleichmäßige Summen vom Highway hören, als er die Treppe nahm und den Korridor vor den Apartments entlang ging. Die Tür zu 7B war unverschlossen und führte in ein kleines, kombiniertes Wohn- und Eßzimmer mit Kochnische. Edgar stand an einen Tresen gelehnt und schrieb etwas in sein Notizbuch. Er sagte: »Hübsch hier, hm?«
    »Ja«, sagte Bosch und sah sich um. »Keiner zu Hause?«
    »Nein. Ich hab’ eine Nachbarin von nebenan gefragt, und sie hat seit vorgestern niemanden hier gesehen. Sie hat gesagt, daß der Mann, der hier gewohnt hat, Fields hieß, nicht Meadows. Nett, hm? Sie hat gesagt, er hätte hier ganz allein gewohnt. Wäre seit etwa einem Jahr hier und meistens für sich allein gewesen. Das war alles, was sie wußte.«
    »Hast du ihr das Bild gezeigt?«
    »Ja, sie hat ihn erkannt. Hat ihr aber nicht gefallen, sich das Foto von einem toten Mann anzusehen.«
    Bosch trat in einen kleinen Flur, der zum Badezimmer und ins Schlafzimmer führte. Er sagte: »Hast du die Tür aufgebrochen?«
    »Nichts da … die war offen. Ohne Scheiß, ich klopf zweimal an und will gerade meine Tasche aus dem Wagen holen und das Schloß knacken, da denk’ ich, egal, versuch’ dein Glück und dreh’ am Knopf.«
    »Und die Tür geht auf.«
    »Sie geht auf.«
    »Hast du mit dem Vermieter gesprochen?«
    »Die Vermieterin ist nicht da. Sollte sie sein, aber vielleicht ist sie essen gegangen oder H besorgen. Ich glaube, alle, die ich bisher hier gesehen hab’, sind Fixer.«
    Bosch kam ins Wohnzimmer zurück und sah sich um. Da gab es nicht viel. Eine Couch mit grünem Vinylbezug stand an der einen Wand, ein Polstersessel an der gegenüberliegenden, daneben auf dem Teppich ein kleiner Farbfernseher. Im Eßzimmer gab es einen Resopaltisch mit drei Stühlen. Der vierte Stuhl stand einsam an der Wand. Bosch betrachtete einen alten, mit Brandflecken übersäten Kaffeetisch vor der Couch, auf dem ein übervoller Aschenbecher stand und ein Buch mit Kreuzworträtseln lag. Karten waren zu einer unvollendeten Patience gelegt. Es gab einen TV Guide. Bosch hatte keine Ahnung, ob Meadows rauchte, aber er wußte, daß man bei der Leiche keine Zigaretten gefunden hatte. Er machte sich im Geiste eine Notiz, dies später nachzuprüfen.
    Edgar sagte: »Harry, die Wohnung wurde gefilzt. Nicht nur, daß die Tür offen stand

Weitere Kostenlose Bücher