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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gehört haben.«
    Er nickte nur, und sie verschwand durch die Tür. Bosch ging hinüber zu den Fahrstühlen, drückte auf den Knopf und wartete auf sie. Sie hatte ihre Handtasche bei sich, als sie herauskam, und das erinnerte ihn daran, daß er unbewaffnet war. Und im stillen schämte er sich dafür, daß es ihn einen Moment lang beunruhigt hatte. Auf dem Weg nach unten sprachen sie nicht, erst als sie das Gebäude verlassen hatten und in Richtung Wilshire liefen. Bosch überlegte genau, was er sagen wollte, fragte sich, ob das Auffinden der Diamanten etwas zu bedeuten hatte. Sie schien darauf zu warten, daß er das unangenehme Schweigen durchbrach.
    »Mir gefällt die blaue Schlinge«, sagte sie schließlich. »Wie geht es dir überhaupt? Ich staune, daß sie dich so bald entlassen haben.«
    »Ich bin einfach gegangen. Es geht mir gut.« Er blieb stehen, um sich eine Zigarette in den Mund zu stecken. In der Lobby hatte er ein Päckchen aus dem Automaten gezogen. Mit seinem Feuerzeug steckte er sie an.
    »Weißt du«, sagte sie, »jetzt wäre eine gute Gelegenheit, mit den Dingern aufzuhören. Mach einen neuen Anfang.«
    Er ignorierte den Vorschlag und atmete den Rauch tief ein.
    »Eleanor, erzähl mir von deinem Bruder.«
    »Von meinem Bruder? Ich hab’ es dir schon erzählt.«
    »Ich weiß. Ich möchte es noch einmal hören. Was mit ihm passiert ist und was dir passiert ist, als du an der Mauer in Washington warst. Du hast gesagt, es hätte für dich alles verändert. Wieso hat es alles verändert?«
    Sie waren am Wilshire. Bosch deutete auf die andere Straßenseite, und sie gingen hinüber zum Friedhof. »Mein Wagen steht da drüben. Ich fahr’ dich zurück.«
    »Ich mag keine Friedhöfe. Das weißt du.«
    »Wer mag die schon?«
    Sie schoben sich durch die Lücke in den Büschen, und der Verkehr wurde leiser. Vor ihnen breitete sich grüner Rasen aus, übersät mit weißen Steinen und amerikanischen Flaggen.
    »Meine Geschichte ist wie die tausend anderer auch«, sagte sie. »Mein Bruder ist da rübergegangen und nicht wiedergekommen. Das ist alles. Und dann, an diesem Ehrenmal, na ja, da habe ich sehr gegensätzliche Gefühle gehabt.«
    »Wut?«
    »Ja, auch.«
    »Empörung?«
    »Ja, ich glaube schon. Es war sehr persönlich. Was ist los, Harry? Was hat das mit … mit irgendwas zu tun?«
    Sie waren auf dem Kiesweg, der neben den Reihen weißer Steine verlief. Bosch führte sie zu der Mauer.
    »Du hast gesagt, dein Vater war Karrieresoldat. Habt ihr die Einzelheiten erfahren, was den Tod deines Bruders angeht?«
    »Er ja, aber er und meine Mutter haben mir nie irgendwas erzählt. Was die Einzelheiten betrifft, meine ich. Sie haben nur gesagt, er würde bald nach Hause kommen, und ich hatte einen Brief von ihm, in dem stand, daß er käme. Dann, vielleicht eine Woche später, sagten sie, er sei tot. Er hat es nicht mehr bis nach Hause geschafft. Harry, du gibst mir das Gefühl … Was willst du? Ich versteh’ dich nicht.«
    »Du verstehst sehr gut, Eleanor.«
    Sie blieb stehen und starrte zu Boden. Bosch sah, daß eine leichte Blässe ihr Gesicht überzog, und sie wirkte resigniert. Es war unterschwellig, aber zu bemerken. Wie Mütter und Frauen, denen man den Tod eines nahen Verwandten mitteilte. Man mußte ihnen nicht sagen, daß jemand gestorben war. Sie machten die Tür auf und wußten, was los war. Und jetzt war es Eleanor anzusehen. Sie wußte, daß Bosch ihr Geheimnis kannte. Sie sah auf und in die Weite, weg von ihm. Ihr Blick blieb an dem schwarzen Ehrenmal hängen, das oben auf dem Hügel in der Sonne glänzte.
    »Das ist es, nicht? Ich soll es mir ansehen.«
    »Ich könnte dich bitten, mir zu zeigen, wo der Name deines Bruders steht. Aber wir wissen beide, daß er nicht da ist.«
    »Nein … ist er nicht.«
    Wie angewurzelt stand sie da und starrte die Mauer an. Bosch sah an ihrem Gesicht, daß ihr Widerstand gebrochen war. Das Geheimnis wollte heraus.
    »Dann erzähl mir davon«, sagte er.
    »Ich hatte tatsächlich einen Bruder, und er ist gestorben. Ich habe dich nie angelogen, Harry. Ich habe nie gesagt, er wäre da drüben gefallen. Ich habe gesagt, er ist nie zurückgekommen, und das ist er auch nicht. Es stimmt. Aber er ist hier in L. A. gestorben. Auf dem Heimweg. 1973.«
    Sie schien sich in die Erinnerung zu vertiefen. Dann tauchte sie wieder auf.
    »Erstaunlich. Ich meine, einen solchen Krieg zu überleben und dann die Heimreise nicht zu schaffen. Es macht keinen Sinn. Auf dem Weg zum

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