Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
saß an Schreibtischen, und drei weitere sammelten sich hinten um einen Aktenschrank, auf dem ein Karton mit Donuts stand. Er sah einen Fernseher und einen Videorecorder auf einem Rollwagen an der Rückwand des Büros. Der war am Tag vorher noch nicht da gewesen.
    »Sie sagten was von einem Video«, sagte er zu Wish.
    »Oh, ja, ich stelle das Gerät an, und Sie können sich den Film ansehen, während ich ein paar Telefonate erledige.«
    Sie nahm eine Videokassette aus einer Schreibtischschublade, und sie gingen in den hinteren Teil des Raumes. Die drei Männer zogen sich schweigend mit ihren Donuts zurück, beunruhigt von der Anwesenheit eines Fremden. Sie schob das Video ein und ließ ihn allein zurück.
    Das Video war eine verwackelte, unprofessionelle Aufnahme des Weges, den die Diebe genommen hatten. Es begann mit etwas, von dem Bosch vermutete, daß es sich um den Hochwasserkanal handelte, einen viereckigen Tunnel, den das Licht der Kamera nicht erreichen konnte. Wish hatte recht gehabt: Er war groß. Ein Lastwagen hätte hindurchgepaßt. Ein Wasserrinnsal floß langsam in seiner Mitte über den Beton. Schimmel und Algen breiteten sich auf dem Boden und am unteren Teil der Wände aus, und Bosch konnte die Feuchtigkeit beinahe riechen. Die Kamera schwenkte auf den gräulich-grünen Betonboden. Man sah Reifenspuren im Morast. Die nächste Videoszene zeigte den Eingang zum Tunnel, den die Diebe gegraben hatten: ein sauber ausgeschnittenes Loch in der Wand des Abwasserkanals. Ein paar Hände kamen ins Bild und hielten die runde Sperrholzplatte, von der Wish gesagt hatte, mit ihr wäre das Loch tagsüber verdeckt gewesen. Die Hände kamen weiter ins Bild, dann folgte ein dunkelhaariger Kopf. Es war Rourke. Er trug einen dunklen Overall mit weißen Buchstaben auf dem Rücken. FBI. Er hielt die Sperrholzplatte an das Loch. Sie paßte perfekt.
    Dann kam ein Schnitt und man befand sich im Inneren des Tunnels. Bosch war der Anblick unheimlich und weckte Erinnerungen an die von Hand gegrabenen Gänge, durch die er in Vietnam gekrochen war. Der Tunnel machte eine Rechtskurve. Alle sechs bis sieben Meter standen Kerzen in Nischen in der Wand und verbreiteten flackerndes, unwirkliches Licht. Nachdem der Tunnel seiner Schätzung nach etwa zwanzig Meter lang eine Kurve beschrieben hatte, bog er scharf nach links ab. Dann folgte eine Gerade von gut dreißig Metern. Nach wie vor flackerten Kerzen an den Wänden. Schließlich kam die Kamera in eine Sackgasse, wo ein Haufen aus Bauschutt, verbogenen Eisenstäben und Platten lag. Die Kamera schwenkte zu einem Loch in der Decke des Tunnels. Licht fiel aus dem Tresorraum herab. Oben stand Rourke in seinem Overall, blickte nach unten in die Kamera. Er strich mit einem Finger über seinen Hals, und es folgte ein Schnitt. Diesmal befand sich die Kamera im Inneren des Tresors, eine Weitwinkelaufnahme des gesamten Raumes. Wie auf dem Zeitungsfoto, das Bosch gesehen hatte, standen die Türen Hunderter Schließfächer offen. Die Kisten stapelten sich leer am Boden. Zwei Tatortspezialisten staubten die Türen nach Fingerabdrücken ab. Eleanor Wish und ein weiterer Agent standen vor der stählernen Wand der Schließfächer und schrieben in ihren Notizbüchern. Die Kamera schwenkte auf den Boden und das Loch, das zum Tunnel führte. Dann wurde der Bildschirm schwarz. Er spulte zurück, nahm das Video und legte es auf ihren Schreibtisch.
    »Interessant«, sagte er. »Ein paar Dinge davon hab’ ich schon mal gesehen. In den Tunneln drüben. Aber nichts, woraufhin ich speziell nach Tunnelratten gesucht hätte. Wie sind Sie auf Meadows gekommen, auf Leute wie mich?«
    »Vor allem durch das C-4«, sagte sie. »Das Department für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen, ATF, hat ein Team rübergeschickt, das sich den Beton und den Stahl aus dem Sprengloch ansehen sollte. Es fanden sich Spuren des Sprengstoffs. Die ATF-Leute haben ein paar Tests durchgeführt und C-4 gefunden. Das kennen Sie ja sicher. Es wurde in Vietnam verwendet. Tunnelratten haben es besonders dafür benutzt, Tunnel implodieren zu lassen. Die Sache ist: Inzwischen kann man viel besseres Zeug bekommen, konzentrierter in der Sprengwirkung, leichter zu handhaben und sogar billiger. Darüber hinaus ungefährlicher und einfacher zu beschaffen. Also haben wir uns gedacht – ich meine, die ATF-Leute haben sich gedacht –, der Grund, warum C-4 verwendet wurde, ist der, daß der Benutzer damit vertraut war, es früher schon benutzt hatte. Also

Weitere Kostenlose Bücher