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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und bekam einen kleinen Invaliditätsscheck von der Veteranenfürsorge. Das war alles.«
    »Wieso haben Sie die Observation nach einem Monat abgebrochen?«
    »Wir haben nichts gefunden, und wir waren nicht mal sicher, ob er überhaupt was damit zu tun hatte. Wir …«
    »Wer hat die Sache abgeblasen?«
    »Das war Rourke. Er konnte nicht …«
    »Der Administrator.«
    »Lassen Sie mich zu Ende erzählen. Er konnte die Kosten einer so ergebnislosen Observation nicht länger rechtfertigen. Wir sind einer Ahnung gefolgt, mehr nicht. Sie sehen das Ganze im nachhinein. Aber seit dem Raub waren fast zwei Monate vergangen. Es gab nichts, was auf ihn deutete. Ehrlich gesagt, haben wir es irgendwann nur noch der Form halber gemacht. Wir dachten: Wer auch immer es getan hat, sitzt längst in Monaco oder Argentinien. Der läuft nicht mit Heroin in den Hosentaschen am Strand von Venice rum und wohnt in einem schäbigen Apartment im Valley. Zu dem Zeitpunkt machte Meadows einfach keinen Sinn. Rourke hat die Observation abgebrochen. Und ich habe zugestimmt. Ich denke, inzwischen wissen wir, daß wir es versaut haben. Zufrieden?«
    Bosch antwortete nicht. Er wußte, daß Rourke recht gehabt hatte, die Observation abzubrechen. Nirgendwo war man hinterher schlauer als bei der Polizeiarbeit. Er wechselte das Thema.
    »Wieso diese Bank? Haben Sie darüber mal nachgedacht? Wieso die WestLand National? Wieso nicht eine Wells Fargo oder ein Tresor bei einer Bank in Beverly Hills? Wahrscheinlich liegt sowieso mehr Geld auf den Banken drüben in den Hills. Sie haben doch gesagt, diese Tunnel wären überall?«
    »Sind sie auch. Ich kann das nicht beantworten. Vielleicht haben sie eine Bank in der Innenstadt ausgesucht, weil sie die ganzen drei Tage Zeit haben wollten, die Schließfächer aufzubrechen, und wußten, daß die Banken in der Innenstadt geschlossen sind. Vielleicht kennen nur Meadows und seine Freunde die Antwort. Was suchen wir in dieser Gegend? In Ihren Berichten stand nichts von einem möglichen Zeugen. Ein Zeuge wovon?«
    Sie waren im Viertel. In der Straße reihten sich heruntergekommene Motels aneinander, die schon am Tag ihrer Fertigstellung deprimierend gewesen sein mußten. Bosch deutete auf eines davon, das Blue Chateau, und sagte, sie solle anhalten. Es war nicht weniger deprimierend als die anderen Häuser in dieser Straße. Ein Betonklotz, Anfang Fünfziger Jahre. Hellblau gestrichen, dunkelblau abgesetzt, und die Farbe blätterte. Es war ein zweigeschossiges Gebäude mit einem Innenhof, aus dessen offenen Fenstern fast überall Handtücher und Kleidungsstücke hingen. Bosch wußte, daß das Haus drinnen noch heruntergekommener aussehen würde als draußen. Ausreißer drängten sich zu acht oder zu zehnt in einem Zimmer. Der Stärkste im Bett, die anderen am Boden oder in der Wanne. Solche Motels gab es überall in der Nähe des Boulevard. Hatte es schon immer gegeben und würde es immer geben.
    Während sie im FBI-Wagen saßen und sich das Motel ansahen, erzählte Bosch von dem halbfertigen Schriftzug, den er an der Röhre oben beim Reservoir gefunden hatte, dann von dem anonymen Notruf auf 911. Er erklärte ihr, er wäre überzeugt davon, daß die Stimme zu dem Schriftzug gehörte. Edward Niese, alias Sharkey.
    »Diese Kids, Ausreißer, bilden Cliquen«, sagte Bosch, als er aus dem Wagen stieg. »Nicht wie Gangs. Sie wollen kein Revier verteidigen. Es geht um Selbstschutz und Geschäfte. Den CRASH-Akten zufolge hat Sharkeys Bande die letzten beiden Monate hier im Chateau verbracht.«
    Als Bosch die Tür zuschlug, fiel ihm auf, daß einen halben Block entfernt ein Wagen am Rinnstein hielt. Er warf einen kurzen Blick darauf, aber der Wagen kam ihm nicht bekannt vor. Er meinte, zwei Gestalten darin sehen zu können, aber er war zu weit weg und konnte nicht erkennen, ob es sich vielleicht um Lewis und Clarke handelte. Er lief über die Steinplatten zur Eingangshalle unter einem kaputten Neonschild durch, das auf das Büro des Motels hinwies.
    Im Büro saß hinter einer Glasscheibe ein alter Mann an einem Schalter. Der Mann las in der aktuellen Rennzeitung von Santa Anita. Er blickte erst auf, als Bosch und Wish direkt vor der Scheibe standen.
    »Ja, Officer, was kann ich für Sie tun?«
    Er war ein ausgemergelter Mann, dessen Augen aufgehört hatten, sich um irgend etwas anderes zu scheren als die Quoten der Dreijährigen. Er erkannte Cops, bevor sie ihre Marken zogen. Und er war klug genug, ihnen ohne große Umstände

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