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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sind wir darauf gekommen, daß es ein Vietnamveteran sein muß.
    Ein weiterer Hinweis auf Vietnam waren die Sprengfa llen. Wir glauben, daß sie, bevor sie in den Tresor gestiegen sind und angefangen haben, die Fächer aufzubohren, den Tunnel verdrahtet haben, um ihren Rückzug zu sichern. Sehen Sie, wir haben zur Sicherheit einen ATF-Hund durchgeschickt, um festzustellen , ob da noch mehr scharfes C-4 rumliegt. Das Tier hat eine Fährte aufgenommen und Sprengstoff angezeigt – an zwei Stellen im Tunnel. In der Mitt e und am Eingang in der Wand des Abwasserkanals. Aber es war nichts mehr da. Die Täter hatten es mitgenommen. Allerdings haben wir Löcher von Stiften im Boden des Tunnels gefunden und an beiden Stellen Reste von Draht – so als ob man Draht mit einer Zange abgeknipst hätte.«
    »Stolperdraht«, sagte Bosch.
    »Genau. Wir glauben, daß sie den Tunnel gegen Eindringlinge gesichert haben. Falls jemand reingekommen wäre, hätte er den Tunnel gesprengt. Er wäre unter der Hill Street begraben worden. Wenigstens haben die Tunnelgräber den Sprengstoff mitgenommen, als sie gingen. Das hat uns immerhin erspart, darüber stolpern zu müssen.«
    »Aber bei so einer Explosion wären die Täter wahrscheinlich genauso umgekommen wie die Eindringlinge«, sagte Bosch.
    »Das wissen wir. Diese Leute sind nicht einfach nur ein Risiko eingegangen. Sie waren schwer bewaffnet, bereit, sich zu verteidigen und alles auf eine Karte zu setzen. Friß oder stirb …
    Egal, speziell auf die Tunnelratten sind wir erst gekommen, als wir bei näherer Betrachtung der Reifenspuren im Hauptabwasserkana l auf etwas gestoßen sind. Es gab Spuren hier und da, aber keine war vollständig. Deshalb haben wir zwei Tage gebraucht, bis wir sie zum Eingang beim Flußbett zurückverfolgen konnten. Das war kein leichtes Spiel. Da unten ist ein Labyrinth. Man muß sich auskennen. Wir hatten uns überlegt, daß diese Leute bestimmt nicht jeden Abend mit Taschenlampe und Karte auf ihren ATVs gehockt haben.«
    »Hänsel und Gretel? Sie haben Brotkrumen auf den Weg gestreut?«
    »So ungefähr. Die Wände da unten sind voller Farbe. Sie wissen schon, Markierungen vom DWP, damit die wissen, wo sie sind, welcher Kanal wohin führt, Inspektionsdaten und so weiter. So farbenfroh sehen manche aus wie ein 7-Eleven im Barrio von East-L. A. Also haben wir uns überlegt, daß die Täter den Weg markiert haben müssen. Wir sind den Spuren gefolgt und haben nach wiederkehrenden Symbolen gesucht. Es gab nur eins. So etwas wie ein Peace-Zeichen ohne Kreis. Nur drei schnelle Striche.«
    Er kannte das Zeichen. Er hatte es selbst vor zwanzig Jahren in den Tunneln benutzt. Drei hingeworfene Striche mit dem Messer an der Tunnelwand. Es war das Symbol, das sie benutzten, um ihren Weg zu markieren, damit sie wieder nach draußen fanden.
    Wish sagte: »Einer der Cops, die an dem Tag da waren – das war, bevor uns das LAPD die ganze Sache überstellt hat – einer vom Raubdezernat sagte, er würde das Zeichen aus Vietnam kennen. Er war keine Tunnelratte, aber er hat uns davon erzählt. Daraufhin sind wir zum Verteidigungsministerium und zum Veteranenamt und haben Namen bekommen. Den von Meadows. Ihren. Und andere.«
    »Wie viele andere?«
    Sie schob einen fünfzehn Zentimeter dicken Stapel mit Akten über ihren Schreibtisch.
    »Das sind alle. Werfen Sie einen Blick drauf, wenn Sie wollen.«
    Da kam Rourke heran.
    »Agent Wish hat mir von dem Brief erzählt, den Sie haben wollen«, sagte er. »Nichts dagegen einzuwenden. Ich hab da was entworfen, und wir wollen sehen, daß Senior Special Agent Whitcomb es heute unterschreibt.«
    Als Bosch nichts dazu sagte, redete Rourke weiter.
    »Vielleicht haben wir gestern etwas überreagiert, aber ich hoffe, ich habe mit Ihrem Lieutenant und den Leuten vom IAD alles soweit geregelt.« Er zeigte ein Lächeln, um das ihn ein Politiker beneidet hätte. »Und übrigens wollte ich Ihnen noch sagen, wie sehr ich Ihre Akte bewundere. Ihre Militärakte. Ich selbst bin drei Dienstzeiten geblieben. Aber ich bin nie in einen dieser grauenhaften Tunnel gestiegen. Trotzdem, ich war bis zum bitteren Ende da. Was für eine Schande.«
    »Was ist die Schande … daß es vorbei war?«
    Rourke starrte ihn lange an, und Bosch sah, wie sich das Rot von der Stelle, an der seine Augenbrauen aneinanderstießen, auf seinem Gesicht ausbreitete. Rourke war ein sehr blasser Mann mit fahlem Teint, der den Eindruck vermittelte, als wäre er ein scheußlicher

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