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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Zettel gehen an jede Polizeidienststelle im County.«
    »Ich glaube, solche Spekulationen sind äußerst gewagt.«
    Sie waren da. Bosch hielt den Wagen an einer Kieseinfahrt unter einem Holzschild mit grünem Adler und den Worten Charlie Company. Das Tor stand offen, und sie fuhren einen Kiesweg hinunter, an dessen Seiten schlammige Bewässerungskanäle verliefen. Die Straße durchschnitt das Ackerland, Tomaten auf der rechten Seite und etwas, das wie Paprika roch, auf der linken. Geradeaus standen eine große Scheune mit Aluminiumwänden und ein langgestreckter Bungalow. Dahinter sah Bosch einen kleinen Hain aus Avocadobäumen. Sie fuhren auf einen kreisförmigen Parkplatz vor der Ranch, und Bosch stellte den Motor ab.

    Ein Mann mit einer weißen Schürze, so akkurat sauber wie sein blankrasierter Schädel, erschien hinter dem Fliegengitter der Haustür.
    »Ist Mr. Scales da?« fragte Bosch.
    »Colonel Scales, meinen Sie? Nein, ist er nicht. Aber es ist bald Zeit zum Essenfassen. Dann kommt er vom Feld.«
    Der Mann lud sie nicht ein, aus der Sonne nach drinnen ins Kühle zu kommen, und so liefen Bosch und Wish wieder zurück und setzten sich in den Wagen. Ein paar Minuten später kam ein staubiger, weißer Pick-up heran. Ein Adler in einem großen C war auf der Fahrertür zu sehen. Drei Männer stiegen aus und sechs weitere kletterten von der Ladefläche. Eilig steuerten sie das Haus an. Altersmäßig lagen sie zwischen Ende Dreißig und Ende Vierzig. Sie trugen olivgrüne Hosen und schweißnasse, weiße T-Shirts. Keiner von ihnen hatte ein Halstuch oder eine Sonnenbrille oder die Ärmel aufgekrempelt. Bei keinem war das Haar länger als einen halben Zentimeter. Die weißen Männer waren braungebrannt wie gebeiztes Holz. Der Fahrer trug dieselbe Uniform, war aber mindestens zehn Jahre älter als der Rest. Er blieb stehen und ließ die anderen hineingehen. Während er herüberkam, schätzte Bosch ihn auf Anfang Sechzig, wenn auch fast noch so kräftig gebaut, als wäre er zwanzig. Sein Haar, oder was auf dem schimmernden Schädel davon noch übrig war, war weiß, seine Haut wirkte wie eine Walnuß. Er trug Arbeitshandschuhe.
    »Kann ich helfen?« fragte er.
    »Colonel Scales?« sagte Bosch.
    »Stimmt genau. Sie sind von der Polizei?«
    Bosch nickte und stellte sich und Wish vor. Scales wirkte nicht sonderlich beeindruckt, auch nicht, als er vom FBI hörte.
    »Erinnern Sie sich, daß das FBI Sie vor sieben, acht Monaten um Informationen über einen gewissen William Meadows gebeten hat, der hier bei Ihnen war?« fragte Wish.
    »Sicher tu’ ich das. Ich erinnere mich an jedes Mal, wenn einer von Ihnen anruft oder herkommt, um mich nach einem von meinen Jungs auszufragen. Es paßt mir nicht, also merk’ ich es mir. Sie wollen noch mehr Informationen über Billy? Hat er Probleme?«
    »Nicht mehr«, sagte Bosch.
    »Was soll das denn heißen?« sagte Scales. »Hört sich an, als wollten Sie sagen, er wäre tot.«
    »Sie wußten es nicht?« sagte Bosch.
    »Natürlich nicht. Erzählen Sir mir, was passiert ist.«
    Bosch meinte, erst ehrliche Überraschung und dann so etwas wie Trauer auf Scales’ Gesicht zu sehen. Die schlechte Nachricht hatte ihm weh getan.
    »Er wurde vor drei Tagen in L. A. gefunden. Mord. Wir glauben, die Tat steht im Zusammenhang mit einem Verbrechen, das letztes Jahr verübt wurde. Möglicherweise haben Sie beim letzten FBI-Kontakt davon gehört«
    »Die Tunnelsache? In dieser Bank in L. A.?« fragte er. »Ich weiß nur das, was das FBI mir gesagt hat. Mehr nicht.«
    »Mehr muß auch nicht sein«, sagte Wish. »Was wir von Ihnen brauchen, sind vollständige Informationen darüber, mit wem Meadows bei Ihnen zusammen war. Wir waren zwar schon mal hier, aber wir checken alles noch mal durch, suchen nach allem, was weiterhelfen könnte. Würden Sie mit uns zusammenarbeiten?«
    »Ich arbeite doch immer mit Ihnen zusammen. Es paßt mir nur nicht, weil ich glaube, daß Sie sich die Hälfte der Zeit kurzschließen. Die meisten meiner Jungs handeln sich keinen Ärger mehr ein, wenn sie hier entlassen werden. Wir erreichen gute Resultate. Falls Meadows getan hat, was Sie sagen, ist er eine Ausnahme.«
    »Darüber sind wir uns im klaren«, sagte sie. »Und das alles wird streng vertraulich behandelt.«
    »Also schön, kommen Sie in mein Büro, und Sie können Ihre Fragen stellen.«
    Als sie durch die Haustür traten, sah Bosch zwei lange Tische in einem Raum, der wahrscheinlich das ehemalige Wohnzimmer der

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