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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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erwarte mich schon und freue sich auf meinen Besuch. Dann führte sie mich humpelnd weiter, um das Gebäude herum, das mit jedem Schritt verwinkelter und größer zu werden schien, zur Frontseite.
    Als ich endlich vor Fahlenbergs Villa stand, fiel mir Tucholsky ein, der zu Schloss Gripsholm geschrieben hatte: »Ich weiß nichts vom Stil dieses Schlosses – ich weiß nur: wenn ich mir eins baute, so eines baute ich mir.«
    Der Architekt dieses einstöckigen Gebäudes mit vor- und zurückspringender, fast nur aus Glas bestehender Fassade hatte es fertiggebracht, es zugleich bescheiden und großzügig wirken zu lassen. Dies war genau das Haus, das an diese Stelle gehörte. Jedes andere wäre eine Beleidigung der Natur gewesen.
    Durch eine bis auf zwei schwarze Ledersesselchen und eine würdige, alte Standuhr leere Halle wurde ich in einen weitläufigen, lichtdurchfluteten Raum geführt. Natürlich ging der Blick aufs Meer, die Küste und Castelsardo, und schon im ersten Moment hatte ich das Gefühl, alles, was ich sah, gehöre ganz selbstverständlich zu diesem Anwesen. Den Wert des unaufdringlichen, modernen Mobiliars mochte ich nicht einmal schätzen.
    Erst als ich mich daran erinnerte, auf welche Weise der Besitzer das Geld für all das verdient hatte, schwand meine Begeisterung, und ich kehrte in die Gegenwart zurück. Zum deprimierenden Anlass meines Besuchs.
    Fahlenberg kam mir mit ausgestreckter Hand und strahlendem Lächeln entgegen.
    »Herr Gerlach, wie schön! Wie geht es Ihren bezaubernden Töchtern? Nehmen wir doch hier Platz. Draußen ist es noch ein wenig heiß für meinen Geschmack.«
    Sabina, so hieß die alte Frau, lächelte jetzt verlegen wie ein Backfisch, drückte mir verschreckt die Hand. Dann verschwand sie, um kurze Zeit später eine Kanne Orangensaft und zwei duftende Cappuccini zu bringen und sich schließlich in die Tiefen des Hauses zurückzuziehen. Nun saßen Fahlenberg und ich auf bequemen Sesseln, beide so, dass wir die Aussicht genießen konnten ohne uns zu verrenken.
    Ein zweiter Bediensteter, Sabinas Mann, sei im Städtchen unten, Besorgungen machen, erklärte Fahlenberg mir aufgeräumt. Die beiden treuen Seelen waren seit einer halben Ewigkeit in seinen Diensten. Er erzählte noch ein wenig von den Umständen, unter denen er und seine Frau diesen göttlichen Flecken Erde entdeckt hatten, von den Problemen mit sardischen Behörden und Baufirmen, und dann sagte er, ohne jede Überleitung: »Es geht um den armen Sebastian, sagte mir Ihre Sekretärin.«
    Sönnchen hatte mich mit der Begründung angemeldet, die Heidelberger Polizei habe einige Fragen betreffend seinen unter Mordanklage stehenden Angestellten Sebastian Schlindwein. So konnte ich das Gespräch mit einem unverfänglichen Thema beginnen, um im passenden Moment zum Eigentlichen vorzustoßen.
    In knappen Worten fasste ich zusammen, was er natürlich längst wusste.
    »Schade«, sagte er mit gesenktem Blick. »Das ist alles, was ich dazu sagen kann: schade. Ich hatte wirklich gehofft, Sebastian hätte es geschafft. Und nun so etwas. Nach all den Jahren, in denen er sich nichts hat zuschulden kommen lassen.«
    Sollte Fahlenberg von Schlindweins Tat gewusst haben, dann war er ein guter Schauspieler.
    »Sie müssen nämlich wissen, Sebastian kam damals durch die Vermittlung seines Bewährungshelfers zu mir. Er war der Ansicht, Sebastian brauche nichts als eine Aufgabe, der er gewachsen sei, eine Bleibe und jemanden, der ein Auge auf ihn habe. Und so war es dann ja auch. Ich hätte Sebastian mit einem Koffer voller Bargeld zur Bank schicken können, und kein einziger Schein wäre abhandengekommen.«
    »Er hält große Stücke auf Sie.«
    »Mehr als das. Er hängt an mir wie ein – verzeihen Sie das Wort – Hund. Manchmal war mir das schon peinlich. Auf der anderen Seite, ich bin ja alles, was er hat auf der Welt. Er verlässt das Grundstück praktisch nur zum Einkaufen oder für eine seiner Touren mit dem Auto. Kontakt zu anderen Menschen hat er kaum. Sein Mercedes ist sein Ein und Alles.«
    Obwohl er in Hirschberg gewesen war, als Schlindwein Nunda zusammenschlug, wollte er von den unerfreulichen Geschehnissen nichts mitbekommen haben.
    »Und dieser Herr – wie sagten Sie – Nunda wollte mich erpressen?«, fragte er eher amüsiert als beunruhigt. »Wie denn? Und womit?«
    Meine Vermutungen zu diesem Punkt behielt ich vorläufig für mich. Stattdessen stellte ich Fahlenberg noch einige harmlose Fragen zum Vorleben seines

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