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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Mai beantragt. Hat einen vermutlich sogar echten Pass vorgelegt, konnte nachweisen, dass er genug Geld hat, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, hatte die vorgeschriebene Krankenversicherung abgeschlossen, und so stand seiner Einreise in Deutschland nichts im Weg.«
    »Und Frau de Santos?«
    »Am selben Tag. Ich hab hier eine Kopie von ihrem Pass. Soll ich sie Ihnen aufs Fax legen?«
    Augenblicke später begann es in meinem Vorzimmer geschäftig zu summen. Das Foto im Pass von Frau de Santos hatte natürlich sehr unter dem wiederholten Kopieren gelitten, aber die Frau, die mich so ernst und ein wenig erschrocken anblickte, war eindeutig die, welche nicht weit von meinem Büro im Krankenhaus lag und immer noch schwieg.
    Es war an der Zeit, sie mit meinen neuen Erkenntnissen zu konfrontieren. Vielleicht würde sie reden, wenn ich sie mit ihrem Namen ansprach? Eigentlich hatte ich sie schon am Freitagnachmittag damit überfallen wollen, aber ständig war etwas dazwischengekommen, und so hatte ich es auf heute verschieben müssen.
    Ich rief das Krankenhaus an, ließ mich mit der Station verbinden und erfuhr, dass man im Lauf des Vormittags irgendwelche zeitraubenden Untersuchungen mit Mrs Miller plante. Die Schwester versprach jedoch, mir sofort Bescheid zu geben, wenn die Patientin wieder in ihrem Zimmer war. Bis zu meinem ersten Termin um neun blieben mir noch zwanzig Minuten. Zeit, etwas zu erledigen, was ich auf keinen Fall vergessen durfte. Ich griff zum Telefon.
    Am Morgen hatte ich meine Töchter nicht, wie seit Neuestem üblich, in der Küche angetroffen. Vermutlich hatten sie in der letzten Nacht keine Sekunde geschlafen vor Aufregung, Vorfreude und Pläneschmieden.
    Am Wochenende hatte ich sie kaum zu Gesicht bekommen. Sie hatten zum Verkauf stehende Pferde besichtigt. Plötzlich entwickelten sie ungeahnte geografische Kenntnisse, strampelten klaglos per Rad nach Leimen und Wiesloch, vergaßen dabei aber nicht, Donna zu füttern und betütern. Später ging es mit dem Zug nach Weinheim, Lampertheim und Sonstwoheim.
    Noch nie in ihrem Leben hatten sie mit solcher Energie ein Ziel verfolgt, und mir wurde ganz schwindlig vom Zusehen und Zuhören. Fast hatten sie mich angesteckt mit ihrem Fieber, und gestern Abend hatten sie mir nach unserer Heimkehr im Gewitterregen drei in ihren Augen akzeptable Angebote vorgelegt. Alle drei Pferde hatten sie schon besichtigt und beschnuppert und aus jeder denkbaren Perspektive fotografiert. Da gab es einen elfjährigen Wallach in Weinheim, Bruno, der einen recht brauchbaren Eindruck machte, soweit ich das beurteilen konnte. Die rappenschwarze Stute aus Wiesloch hingegen wirkte auf mich eher zickig mit ihrem misstrauischen Blick, und der zweijährige Isländer, der in Speyer stand, war eindeutig zu jung und ungezogen für unerfahrene Reiter, worauf der Verkäufer sogar ausdrücklich hinwies.
    »Frau Herzberger meint auch, ein Wallach wäre okay für uns. Die sind besonders brav.«
    Bruno sollte zweitausendachthundert kosten, was mir günstig erschien, da er ein wirklich adretter, schlanker Kerl war, der aufgeweckt in die Kamera blickte. Nur mit dem Verkäufer zu sprechen, hatten sie sich nicht getraut.
    »Du könntest doch einfach mal anrufen, Paps«, hatten sie aufgeregt gemeint. »Vielleicht kriegen wir Bruno ja auch ein bisschen billiger?«
    »Selbst wenn er die Hälfte kosten würde, wie viel habt ihr bisher?«
    »Du bist so gemein!«
    »Du musst ihn mal sehen«, quengelte Louise. »Du wirst ihn bestimmt auch mögen!«
    »Und vielleicht, wenn wir ganz, ganz nett sind zum Besitzer …«
    Der mir jetzt schon leidtat. Ein bisschen würde er vermutlich mit sich handeln lassen, da hatten sie natürlich recht. Obwohl da nichts von Verhandlungsbasis stand.
    »Kinder, ich sehe beim besten Willen nicht, wie ihr das Geld zusammenkriegen wollt, bevor das arme Tier an Altersschwäche stirbt.«
    »Das weißt du doch gar nicht!«
    »Bitte, bitte! Nur mal angucken! Das kostet doch nichts.«
    »Außerdem haben wir noch gar nicht über die Unterhaltskosten geredet.«
    Mit diesem Einwand hatten sie gerechnet, denn sie legten mir einen Computerausdruck vor, auf dem alles haarklein aufgelistet war. Stallmiete, Futter, Versicherungen, Impfkosten, selbst der Posten »Pferdeleckerli« fehlte nicht.
    »Wir besorgen uns auch wirklich Arbeit!«
    »Außerdem werden wir nächsten Monat fünfzehn.«
    Der Wink mit der Zaunlatte.
    »Wir wünschen uns diesmal nichts.«
    »Also, keine

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