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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gut, weil an dem Abend Bayern München vier zu eins gegen den FC Mailand verloren und sie sich mächtig darüber gefreut hat. Frau Ribeiro hat fünf Minuten vor Beginn der Halbzeit bei ihr geklingelt, und um ein Haar hätte sie deshalb das dritte Tor verpasst.«
    Ich warf einen Blick in den Kalender. »Der fünfundzwanzigste Juli war ein Freitag.«
    »Und einen Tag später hat sie halb tot im Wald gelegen.«
    »Warum hat sie denn im Erdgeschoss geklingelt und nicht oben?«
    »Ganz einfach.« Inzwischen atmete Balke wieder halbwegs normal. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Nunda stand natürlich nicht an der Klingel. Deshalb hat sie einfach irgendwo geläutet und gefragt. Die Alte kann zum Glück ein bisschen Spanisch, und irgendwie konnten sie sich verständigen. Sie hat ihr den Tipp gegeben, es doch mal bei dem Studentenpack unterm Dach zu probieren. Anscheinend hat sie keine besonders gute Meinung von ihren Hausgenossen. Sie klang ungefähr so, als würden die jeden zweiten Abend kleine Kinder grillen. Vor allem meinen speziellen Freund hat sie mächtig auf dem Kieker. Dem traut sie anscheinend jedes Verbrechen zu. Und sie ist ganz sicher, dass der an dem Abend zu Hause war.«
    »Dann sollten wir vielleicht wirklich mal ein paar ernste Worte mit diesem Pierre wechseln.«
    »Einen Haftbefehl kriege ich leider nicht bei der Faktenlage. Aber in Nundas Zimmer muss er uns lassen, auch ohne Durchsuchungsbefehl. Ich habe aber wenig Hoffnung, dass wir da irgendwas finden, was die Spurensicherung übersehen hat.«
    Ich erhob mich. »Sie sind ganz sicher, dass er mit Drogen dealt?«
    »So sicher, wie meine Oma Eierlikör im Schrank hat.«
    »Ich habe nämlich keine Lust auf die Schlagzeile, wir würden unschuldige Farbige schikanieren.« Ich angelte mein Jackett von der Garderobe. »Sehen wir uns den Herrn mal an.«
    »Vergessen Sie die glühenden Eisen nicht!«, meinte Balke beglückt.
    »Und was ist nun mit Rick aus Rostock?«, fragte ich, als wir zusammen die Treppe hinabstiegen. »Warum sitzt er in Italien im Gefängnis?«
    »Wollte einer deutschen Rentnerin die Kamera klauen und ist dabei an die Falsche geraten. Die gute Oma hat ihm mit ihrem Krückstock dermaßen eins übergebraten, dass die Carabinieri ihn nur noch aufsammeln mussten. Die Italiener wären ihn gerne los und sind bereit, ihn sofort herzugeben, wenn wir einen Antrag stellen. Ich setze mich auch gerne in den nächsten Flieger, wenn’s die Pflicht verlangt!«
    Auf Balkes Vorschlag hin hatten wir die Räder genommen, und so standen wir schon eine Viertelstunde später wieder in der auch heute gut gewärmten WG-Küche über den Dächern der Heidelberger Altstadt. An die Edelstahlspüle gelehnt, musterte mich ein schwarzhäutiger Hüne mit den Händen in den Taschen seiner ausgebeulten Jeans und aufsässiger Miene im Gesicht. Er war mindestens einsfünfundneunzig groß und hundert Kilo schwer. Sein massiger Kopf war glattrasiert. Pierre Duval musste stark sein wie ein Ochse. Und er war sehr, sehr wütend. Er studierte Jura, wusste ich von Balke, und stand kurz vor seinem Examen.
    Der Student knurrte französische Flüche. Das einzige Wort, das ich verstand, war: »Merde!«
    Ich setzte mich an den Tisch und wies freundlich lächelnd auf den gegenüberstehenden Stuhl. Pierre stopfte nur die Hände tiefer in die Taschen.
    »Sie haben überhaupt kein Recht, hier zu sein! Was Sie tun, ist Hausfriedensbruch. Paragraf hundertdreiundzwanzig StGB!«
    »Sie haben uns die Tür geöffnet. Und wir haben sehr wohl das Recht, das Zimmer eines Mordopfers zu besichtigen. Ich kann Ihnen auch gerne ein paar Paragrafen aufzählen.«
    Ich gab Balke einen Wink, und er verschwand. Ich hörte, wie er die Tür zu Nundas Zimmer öffnete und wieder schloss. Aber ich war sicher, dass er das Zimmer nicht betreten hatte.
    »Ich kann mich nicht erinnern, Sie hereingebeten zu haben«, bellte Duval. »Sie verlassen diese Wohnung auf der Stelle!«
    »Es heißt doch immer, die Menschen in Afrika seien so gastfreundlich.«
    »Nicht gegenüber Einbrechern.«
    »Vielleicht könnten wir uns trotzdem kurz unterhalten, wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht. Danach werden wir freiwillig wieder gehen.«
    »Warum sollte ich?«
    Ich hörte auf zu lächeln. »Weil es Ihnen und mir möglicherweise eine Menge Ärger erspart.«
    Er senkte den Blick, überlegte. Dann zog er im Zeitlupentempo die Hände aus den Taschen, setzte sich betont umständlich und starrte mich aus großen

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