Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
Vom Netzwerk:
»Kennen Sie den Unterschied zwischen Betrug und
Diebstahl, Sachs?«
    Erling schwieg.
    »Ich habe Sie etwas gefragt!«
    »Wie war die Frage?«
    »Hören Sie schlecht?«, fragte Gråtun eiskalt.
    Erling senkte den Blick.
    »Die Frage war, ob Sie, Sachs, den Unterschied zwischen
Betrug und Diebstahl kennen.«
    »Juristisch gesehen?«
    Gråtun schäumte vor Wut. »Welche Definition sollte es denn
sonst sein?«
    »Eine moralische. Aber wir können uns sicher darauf
einigen, die Moral auszuschließen, wenn es um Kauf und Verkauf geht.«
    »Keineswegs!«, bellte Gråtun aufgebracht. In seinen
Mundwinkeln sammelte sich weißer Schaum, und er schrie weiter: »Bei Kauf und
Verkauf geht es in höchstem Maße um Moral, vor allem, wenn der Handel über
einen Dritten läuft. Betrug, Sachs, Betrug bedeutet, sich auf Kosten anderer
zu bereichern. Eine solche Tätigkeit ist in höchstem Maße mit Moral
verbunden. Sich auf Kosten anderer zu bereichern, ist dasselbe wie
Diebstahl.«
    Erling räusperte sich. »Könnten Sie vielleicht zur Sache
kommen, Gråtun?«
    Der schluckte. »In der letzten Zeit hat es, wie Sie sehr
wohl wissen, einen beträchtlichen Umsatz von Hydroaktien gegeben, die von uns
in der DnC verwaltet wurden. In diesem Zusammenhang ist mir etwas
untergekommen, das mir den Schock meines Lebens versetzt hat. Ich verstehe mich
als einen redlichen Mann, ein Mann, der ein hochgeschätztes Institut leitet,
eine Geschäftsbank, die das Vertrauen der norwegischen Geschäftswelt und der
internationalen Wirtschaft genießt. Eine Geldmaschine im ökonomischen Herzen
des Landes, dem Ort, wo die REDLICHKEIT jedes Einzelnen eine tragende Säule
des finanziellen Systems ist. Ich hatte ein Erlebnis, das ich meinem
schlimmsten Feind nicht wünsche, als ich mit eigenen Augen sehen musste, wie
Sie, Sachs, in Ihrer Funktion als Fondsverwalter alle ETHISCHEN WERTE dieser
Bank mit Füßen getreten haben. Sie haben im Auftrag großer Investoren aus
Frankreich, Saudi-Arabien, Kuwait und dem Jemen Aktien von Norsk Hydro gekauft
und verkauft. Sie sind als Zwischenhändler in jede einzelne Transaktion
eingestiegen und haben sich auf Kosten der Käufer und Verkäufer bereichert.
Sie sind ein Dieb, Sachs, ein einfacher, dreckiger Krimineller. Sie haben mit
Ihren niederträchtigen, berechnenden und langfingrigen Machenschaften unser
Unternehmen besudelt. Mit der Vollmacht der DnC haben Sie die Kunden der Bank
betrogen, Sie haben Ihre eigenen Vorgesetzten betrogen, die Besitzer der Bank,
das System, das Sie angestellt, Ihnen vertraut und alle Möglichkeiten der Welt
gegeben hat. Sie haben Ihre Kollegen hintergangen, Kollegen der ganzen Branche,
und nicht nur in unserer Fondsabteilung, nein, die ganze Osloer Börse, die
norwegische Finanzwelt. Sie haben gelogen und betrogen, das Vertrauen anderer
missbraucht und hart erkämpfte Ressourcen ausgenutzt. Sie haben gestohlen,
Ihren Arbeitgeber betrogen und Ihre Auftraggeber. Ich habe demnach einen
Diebstahl aufgedeckt. Einen einfachen, simplen Diebstahl. Und ich habe nur eine
einzige letzte Frage: Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
    Erling starrte Gråtun bleiern an. Er war innerlich erfroren.
Trotzdem war er sicher, dass sein Anwalt, Kyrre Hvalstad, dichtgehalten hatte.
Doch da Gråtun so harte Bandagen anlegte, musste er irgendeinen Beweis haben.
Erling rechnete. Er wählte seine Strategie. Er handelte. Er sagte:
    »Sie sind also Moralist, Gråtun. Wie alle Moralisten sind
auch Sie lächerlich, Sie sind ein Clown, und Sie passen nicht in dieses
Spiel.«
    Gråtun erbleichte zusehends. Er hustete und war so erregt,
dass seine bebende Stimme kaum über den Schreibtisch trug. »Sie sind
entlassen. Sie verlassen dieses Haus noch heute – sobald dieses Gespräch
beendet ist. Ich mache mir keine Illusionen, aber ich hoffe, dass Sie eines
Tages verstehen werden, dass weder ich noch die Bank mit dem, was Sie getan
haben, leben können. Die Bank wünscht ebenfalls keinerlei Belastung durch
einen Rechtsstreit …«
    Er hielt inne, als Erling den Zeigefinger hob und mit dem
Wolfsgrinsen in den Mundwinkeln sagte: »Sie vergessen nur eins, Sie stellen
den gesamten Ablauf völlig negativ und auf eine wenig schmeichelhafte Weise
dar. Ich möchte mir dennoch anmaßen, Sie daran zu erinnern, dass es in diesem
Land kein Gesetz gibt, das das Geschehene untersagt.«
    Gråtun schnappte erneut nach Luft. »Was sagen Sie da? Ihnen
muss doch klar sein,

Weitere Kostenlose Bücher