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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Terje Plesner
merkte sich Erling Sachs, doch die beiden sprachen nicht miteinander, sie
grüßten einander nur höflich. Ab und zu grinsten sie sich kurz an, wenn der
eine dem anderen zu einem lukrativen Abschluss verhalf. Oder sie nickten sich
gemessen zu. Viele Worte wechselten sie jedoch nicht. Sie sprachen erst
miteinander, als Erling ahnte, dass die Möglichkeit reif war.
    Es war das Jahr 1975. Bette Line und Erling waren vor kurzem
in das Haus in Asker gezogen. Sie waren rundum zufrieden, denn es war, wie
Bette Line sagte:
    »Denk doch nur an die Bedingungen in den Ballungsgebieten.
Ich wünsche mir Kinder, und die sollen in einer sicheren Umgebung
aufwachsen!«
    Oder wie Vebjørn Lindeman sagte: »Jetzt kann Erling sich
endlich täglich im Glanz des Kronprinzenpaars sonnen.«
    Erling bekleidete seinen Posten inzwischen seit einem Jahr.
Es waren sieben Jahre vergangen, seit das norwegische Ölmärchen mit den
ersten Funden auf dem Ekofisk-Feld begonnen hatte. Die Rahmenbedingungen
stimmten, jetzt musste man nur noch abwarten: In der Welt herrschte
Ölknappheit. Gleichzeitig machte Norsk Hydro plötzlich abenteuerliche Funde
in der Nordsee, und diese Ölfunde lockten einige ungewöhnlich finanzstarke
Investoren an die Osloer Börse. Sie spielten ein Spiel, wie es die kleine
Börse in der norwegischen Hauptstadt noch nie gesehen hatte. Man hatte es mit
einer neuen Sorte Investoren zu tun – reiche Investoren, die bereit waren,
sehr viel Geld einzusetzen. Die Franzosen gaben für Hydro ein stehendes Gebot
ab. Daraus ergab sich in den Mindest- und Höchstansprüchen der Käufer und
Verkäufer eine gewaltige Spannbreite. Erling erkannte augenblicklich, dass
hier Geschichte geschrieben wurde. Er war der richtige Mann zur rechten Zeit am
rechten Ort. Ein ganzes Jahr hatte er darauf verwendet, sich einen guten Ruf zu
erarbeiten. Die französischen und bald auch die arabischen Aktionäre, die
sich in den norwegischen Ölboom stürzten, wählten die Makler von DnC für
ihre Geschäfte, und die Bank hatte ihnen Erling Sachs als Schildträger zur
Seite gestellt. Erling wusste, dass der Augenblick gekommen war. Erst rief er
den Anwalt Kyrre Hvalstad an. Dann schaltete er sich als Zwischenglied in die
Transaktion ein und schöpfte im Laufe eines Tages einen persönlichen Gewinn
in Höhe von 3850000 Kronen ab.
    Es gab keinen Weg zurück. Er hatte A gesagt, jetzt musste er
auch B sagen. Es ging nur um zweierlei: Erstens musste er das Eisen schmieden,
solange es noch heiß war, zweitens musste er den Franzosen gegenüber die
Fassade aufrechterhalten. Sie sollten ein gleichmäßiges Plus verzeichnen –
kein Auf und Ab der Preise. Erling begann, täglich die Kurse zu manipulieren.
Innerhalb von zehn Tagen hatte er annähernd vier Millionen Kronen in die
eigene Tasche gewirtschaftet.

9
    Punkt 12.30 Uhr ging Erling zum Essen. Er stellte sein
Tablett auf dem Tisch ab, ehe er es sich mit den aktuellen Ausgaben von
VG
und
Dagbladet
gemütlich machte. Er hatte sich ein
Frikadellenbrötchen mit Zwiebeln und eine Scheibe Brot mit Ei und
italienischem Salat auf den Teller getan, dazu hatte er sich ein Glas
Orangensaft und eine Tasse schwarzen Kaffee eingegossen.
    Er fing mit dem Frikadellenbrötchen an. Da er nur ungern mit
dem weißen Plastikbesteck der Cafeteria aß, brachte er Messer und Gabel von
zu Hause mit, eingerollt in eine weiße Serviette. Terje Plesner tauchte
plötzlich neben ihm auf, als er gerade das Besteck aus der Serviette
rollte.
    »Ist hier noch frei?«
    Erling sah sich zunächst einmal abschätzend im Raum um. Es
gab noch mehrere freie Tische. Dann suchte er Plesners Blick und sah, dass die
Frage von etwas anderem als Einsamkeit motiviert war. Da nickte er stumm und
begann, sein Frikadellenbrötchen zu essen, wie er es immer tat: Erst schnitt
er die Stücke vom Brötchen ab, die über die Bulette überstanden. Auf jedes
kleine trockene Stückchen gab er ein wenig der gebratenen Zwiebelmasse – aus
Geschmacksgründen.
    »Jetzt kocht’s.«
    Das war Börsensprache. Von Makler zu Makler.
    Erling sah auf. Er tupfte sich die Mundwinkel mit der
Serviette ab.
    »Wer jetzt kein Geld verdient, wird es nie schaffen.«
    Das war wieder so ein Börsensatz. Doch es schwang ein
Unterton mit. Erling antwortete nicht. Er nahm die Bulette in Angriff.
Genauestens verteilte er die Zwiebeln über der Frikadelle, sodass jedes
Stück, das er abschnitt, aus einem Stück Brot, einem

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