Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
Vom Netzwerk:
dass Sie unserer Konzession ebenso verpflichtet sind wie
alle anderen in dieser Bank! Sie haben Vollmachten gehabt, Sachs, die Vollmacht
der Bank. Sind Sie so verkrüppelt im Kopf, dass Sie nicht mehr denken können,
oder sind Sie einfach vollständig von Sinnen?«
    Erling räusperte sich, doch Gråtun donnerte weiter, ehe er
etwas sagen konnte.
    »Es bedarf keines Gesetzes. Der Börsenhandel basiert auf
Ethik, Transparenz …«
    »Ja, das haben Sie alles schon einmal gesagt.«
    Gråtuns Gesicht war, falls das überhaupt möglich war, noch
bleicher geworden. Er wollte etwas erwidern, doch Erling ließ ihn nicht zu
Wort kommen.
    »Sie sollen wissen, dass ich Ihre Entscheidung verstehe und
respektiere. Ich bin bereit, noch heute zu gehen, wenn Sie einverstanden sind,
hier und jetzt eine kleine Übereinkunft zwischen uns beiden zu
unterzeichnen.« Er ging hinüber zum Bord unter dem Fenster, wo ein Stapel
DIN-A4-Blätter lag. Er zog einen Stift aus der Brusttasche.
    »Wie bitte?«, flüsterte Gråtun, inzwischen weiß wie sein
nahezu lippenloser Mund.
    Erling hatte sich gesetzt. Er schrieb und antwortete ohne
aufzublicken: »Ein Vertrag zwischen Ihnen und mir, nichts weiter.«
    »Ein Vertrag? Sie sind wirklich völlig von Sinnen!«
    »Sie unterschreiben, dass das Arbeitsverhältnis in
beiderseitigem Einvernehmen beendet worden ist und dass keine Einzelheiten
über die Gründe veröffentlicht werden dürfen, sondern schlicht und
ergreifend unter uns bleiben. Sollten Sie damit nicht einverstanden sein,
weigere ich mich, Ihre Kündigung anzunehmen, und werde rechtliche Schritte
dagegen einleiten.«
    Stille senkte sich über den Raum. Das einzige Geräusch war
das Kratzen des Stifts auf dem Papier.
    Gråtuns Lippen zitterten. »Das ist ein Bluff. Ich glaube
nicht, dass Sie so abgebrüht sind.«
    »Lassen Sie es drauf ankommen«, sagte Erling und schob das
Blatt über die Schreibtischplatte.
    Gråtun ließ den Blick verweilen, musterte Sachs von Kopf
bis Fuß, versuchte, den leblosen Blick hinter den großen Brillengläsern zu
durchdringen. Gråtuns Wangenmuskulatur zuckte. »Sie versuchen zu bluffen«,
wiederholte er.
    Erling schüttelte den Kopf. »Ich spiele nicht. Nennen wir
das Kind beim Namen: Es ist eine Übereinkunft, die das Ganze versiegelt hält.
Wenn Sie die Sache an die Öffentlichkeit bringen wollen, dann passiert das
sofort, noch heute. Dafür sorge ich. Ich habe Kontakte zur
Aftenposten,
Handel og Sjøfart
und zum
Arbeiderbladet.
Da sitzen Leute, die
mehr als willig sind, diese Sensation zu drucken. Aber dann wird es meine
Version sein, und darin wird die DnC nicht gut aussehen. Die Fondsabteilung
ist, wie Sie selbst gesagt haben, abhängig vom Vertrauen der Kunden. Das sieht
doch nicht gut aus, wenn da mal Zahlen rauskommen. Außerdem würde eine
Beweisführung von Seiten der Bank Dritte hineinziehen, die nicht unbedingt
freiwillig in den Zeugenstand treten.«
    Erling tippte mit dem Zeigefinger auf das Dokument.
»Unterschreiben Sie ganz unten.«
    Es vergingen noch ein paar Minuten. Erling legte die Hände
auf den Rücken und atmete tief ein. Der Sekundenzeiger von Gråtuns Armbanduhr
tickte. Der Klang einer Straßenbahnklingel draußen auf der Tollbugata drang
leise durch die dicken Fenster. Das war eine Art Signal. Gråtun atmete aus. Er
streckte die Hand aus und griff nach dem Füllfederhalter auf dem Tisch.
    Aftenposten, 15. Juni 1975
    Makler bringen neuen Wind ins alte
Maklerhaus
    Der Fondsmakler Erling Sachs verlässt DnC. In
Zusammenarbeit mit dem Fondsmakler Terje Plesner, der das Maklerbüro Pari AS
verlässt, eröffnet er die Maklerfirma Kapitalinvest. Der Name ist nicht
zufällig gewählt, so Sachs zu Aftenposten. Kapitalinvest war vor dem Krieg
eine der führenden Maklervereinigungen Norwegens. Sowohl Sachs als auch
Plesner haben den Ruf, gute Fachleute zu sein. Erling Sachs betont, dass die
Zeit reif sei für neue Akteure an der Osloer Börse. Die Bohrungen auf dem
Ekofisk-Feld und die beständig steigende Aktivität in der Nordsee seien nur
der Anfang einer neuen Ära in der norwegischen Finanzwelt, so Sachs
weiter.
Er spielt damit auf die Rekorde des Vorjahres
an, als die Osloer Börse weltweit unter den Börsen mit der größten
Wertsteigerung rangierte. Der Wertzuwachs sei kein Zufall, sagt Sachs. Der
Umsatz der Osloer Börse habe im Jahr 1968 bei mageren 155 Millionen gelegen,
im Vorjahr hingegen sei der Umsatz auf eine Milliarde

Weitere Kostenlose Bücher