Schwarzes Gold Roman
Kalle und Anders Überstunden
machen. Sie bekamen einen Essensgutschein, der für das Wimpy in der
Rådhusgaten galt. Der Gutschein reichte für einen Hamburger und ein Glas
Cola. Hamburger kannte Anders nur aus Comicheften.
Anschließend nahm Kalle ihn in seinem VW mit. Erst hielten
sie im Wergelandsveien, weil Kalle sich noch ein bisschen Dope besorgen wollte.
Sie überquerten die Wiese im Schlosspark und schlenderten zu einer Gruppe, die
oben auf der Treppe vom Nisseberget saßen. Kalle kaufte einen schwarzen
Klumpen Hasch von einem dürren Jungen mit Topfhaarschnitt und Jeansjacke.
Gemütlich stiegen sie die Treppe wieder hinunter, bogen nach rechts ab
Richtung Schloss und betraten den Dronningsparken. Dort fanden sie eine Bank.
»Fett«, sagte Kalle und rollte den schwarzen Brocken zu einer Kugel.
»Schwarzer Afghane, fette Bohne.«
Es war das erste Mal, dass Anders Hasch rauchte. Aber er
spürte nichts. Er lachte nur wahnsinnig viel. Später machte Kalle noch Faxen
mit den Wachsoldaten. Er marschierte vor den Schilderhäuschen der Gardewachen
auf und ab, verlor einen Holzschuh und humpelte barfuß an ihnen vorbei. Anders
sah ihm kichernd zu.
Kalle hatte Achtspur-Kassetten im Auto und zwei gigantische
Lautsprecher unter der Hutablage. Er hatte Led Zeppelin II und IV, und aus der
Anlage tönte
Stairway to Heaven,
während sie die Tollbugata
entlangcruisten. Als sie an der Ampel beim Kontraskjæret auf Grün warteten,
spielte Kalle Luftgitarre. Zwei Mädchen standen vor dem Westbahnhof und
trampten. Beide hatten blonde Haare. Und beide waren ziemlich hübsch,
allerdings wesentlich älter als Anders. Ungefähr in Kalles Alter. Sie trugen
Plateauschuhe, Synthetikhosen und glänzende Disco-Jacken, die ihnen bis zur
Taille reichten. Sie seien auf dem Heimweg nach Hønefoss, erzählten sie, nach
einer Tour mit der Fähre nach Dänemark. Sie fragten, ob Anders und Kalle in
diese Richtung unterwegs seien. Kalle kicherte und alberte mit den Mädchen
herum, doch Anders fühlte sich beklommen und ausgeschlossen. Es war
unangenehm, der Jüngste zu sein. Kalle verstaute die Rucksäcke der Mädchen
unter der Haube des Käfers. Als Anders wieder einsteigen wollte, war der
Beifahrersitz bereits von einem der Mädchen besetzt. Anders kletterte hinten
hinein, zu der anderen, die ihn augenblicklich überfiel und ihm eine
voluminöse, nasse Zunge in den Hals steckte. Er saß in einem VW-Käfer auf
der Autobahn fest. Es gab keinen Ausweg. Das Letzte, was er mit vollem
Bewusstsein wahrnahm, war das Gitarrenriff in
Whole Lotta Love,
das
aus den Lautsprechern hinter seinem Kopf dröhnte.
An einem ruhigen Schotterweg am Tyrifjorden hielt Kalle den
Wagen an. Die Sonne schien an diesem Nachmittag von einem klaren und
dunkelblauen Himmel auf die Wiese, auf der die Mädchen ihre Schlafsäcke
ausgerollt hatten.
Später watete Anders nackt ins Wasser, das spiegelblank
zwischen den grünen Wiesen im Krokskogen lag. Er sah hinunter auf seinen
Schwanz, er war noch immer halb erigiert, rötlich, fast violett.
Ich
habe gebumst,
dachte er und spürte, wie er bei diesem Gedanken
wuchs. Er schwamm ein paar Züge in dem kühlen Süßwasser, rollte auf den
Rücken und paddelte mit den Beinen. Das Mädchen kam nackt ins Wasser. Ihre
Haut war cremeweiß, ihre Brüste wogten hin und her. Sofort stand Anders Glied
unter Wasser wie ein Speer, und er fragte sich, wie er unentdeckt an Land
kommen sollte. Mit dünner Stimme rief er seinem Kameraden zu: »Komm mit rein,
Kalle!« Aber Kalle schüttelte den Kopf und faltete die Hände um die
Haschpfeife, die zwischen seinen Fingern hervorschaute. Anders hatte noch nie
eine so konzentrierte Rauchzeremonie gesehen. Mit seinen langen Haaren, im Gras
hockend, hatte Kalle Ähnlichkeit mit einem Neandertaler, der ins Feuer blies.
Das Mädchen kam mit tanzenden Brüsten auf ihn zugelaufen. Tausend
Wassertropfen spritzten. Anders geriet in Panik. Es gelang ihm gerade noch,
Grund unter die Füße zu bekommen, ehe sie über ihm war.
Es war weit nach Mitternacht, als Kalle den VW vor dem Haus
in Labben anhielt. Anders sah dem Wagen nach, bis die roten Rücklichter in der
Kurve verschwanden, dann öffnete er das Tor und ging hinein. Die Tür war
nicht verschlossen. Auf der Treppe saß Per Ole und wartete. Per Ole war
wütend. Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut.
»Warum hast du nicht angerufen? Du solltest doch
anrufen.«
»Anrufen?«
»Die Aktienkurse, du
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