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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Penner!«
    »Hatte keine Zeit.«
    »Keine Zeit? Wir hätten Tausende Kronen verdienen können.
Ist dir klar, was du da vermasselt hast?«
    »Per Ole«, sagte Anders und gähnte, »hast du schon mal
gebumst?«
    Per Ole kniff die Lippen zusammen, atmete schwer durch die
Nase aus, als koste es ihn viel Energie, sich zusammenzureißen: »Anders, ich
war perfekt vorbereitet«, sagte er ernst. »Ich hatte alle Kurse und
Kursentwicklungen im Kopf. Hättest du angerufen und den Trend durchgegeben,
hätte ich mit zwei voneinander unabhängigen Maklern gekauft und verkauft. Wir
hätten die Differenz gehabt. Wir hätten einen Haufen Geld verdienen und
teilen können, begreifst du das?«
    »Ich habe gebumst«, sagte Anders kalt, wandte dem Bruder
den Rücken zu und ging in sein Zimmer.
    Am Freitag war Kalle krank. Der blinde Postbote erschien
ebenfalls nicht. Anders musste die Post verteilen. Es dauerte den halben Tag.
Er kannte die Namen nicht, wusste nicht, wie er seine Sache richtig machen
sollte. Er legte die Briefe falsch ab und musste sagen: »Verzeihung, aber ich
mache das zum ersten Mal. Der Bote ist heute nicht da.«
    Er betrat ein Eckbüro in der obersten Etage. Ein junger Mann
mit dunklem Anzug saß hinter einem braunen Schreibtisch. Er sagte: »Du
brauchst die Briefe nicht hier abzugeben, gib sie der Sekretärin.« Er nickte
zu seiner Vorzimmerdame hinüber, die sich schon erhob. Er machte eine
abwehrende Handbewegung. »Ist schon in Ordnung, Gerda.«
    An Anders gewandt sagte er: »Bist du der Junge von Vebjørn
Lindeman?«
    Anders nickte.
    »Du wirst sehr gelobt. Fast so wie dein Vater.«
    Der Mann streckte die Hand aus. »Brede Gran. Gefällt es dir
bei uns?«
    Anders nickte. Ihm fiel auf, dass der junge Mann eine ganze
Reihe kleiner Pickel am Kinn hatte. Er hatte versucht, die auffallende
Rotfärbung mit Puder abzudecken.
    Anders war enttäuscht. Es war keine unbekannte Schönheit
gewesen, die für ihn die Fäden gezogen hatte, der Hintergrund seines
Ferienjobs war auch keine romantische Intrige gewesen. Der Vater hatte einfach
bei Brede Gran angerufen – einem Typen mit Pickeln am Kinn. Anders trödelte
zurück in die Druckerei, blieb am Fenster stehen und betrachtete die
umliegenden Bürogebäude: eine Fensterreihe neben der anderen, dahinter
Büros, wo sich in Anzüge gekleidete Männer über Papiere beugten oder
telefonierten. Ein fülliger Mann mit zerzaustem Pony streckte sich und
gähnte. Hinter dem Fenster daneben bohrte einer in der Nase und betrachtete
seine Ausbeute im Licht der Schreibtischlampe. Ein dritter bedeckte die
Sprechmuschel des Telefons mit der Hand und rief jemandem hinten im Raum etwas
zu. So werden sie auch morgen dasitzen, dachte Anders, mit einem anderen Fang
an der Angel und etwas anderen Worten im Hörer. Plötzlich wusste Anders
genau, welche Karriere er niemals anstreben würde.

2
    Bette Line, du bist Hofbesitzerin geworden.« »Nie im Leben,
ich trinke ja nicht mal Milch!«
    »Nicht von einem Bauernhof, Bette Line, sondern von einem
Hinterhof, mit dem dazugehörigen Stadthaus, versteht sich.«
    »Ach, und wo steht das?«
    Erling saß zurückgelehnt in ihrer neuerworbenen
Hollywoodschaukel. Bette Line erhob sich von der Sonnenliege, um neue Drinks zu
mixen. Sie knotete das Bikinioberteil fest, schob die riesige, rosafarbene
Sonnenbrille ins Haar und drehte den Deckel des Eisbehälters auf. Sie schaute
hinein und stöhnte: »Himmel, schon leer.«
    Erling machte es sich in der Hollywoodschaukel bequem. Mit
einem Fuß auf dem Boden und dem anderen Bein ausgestreckt, schwang er hin und
her und folgte mit dem Blick Bette Lines wogendem Hinterteil, als sie nach
drinnen verschwand, um Nachschub zu holen. Er konnte die Sommertage genießen.
Kapitalinvest hatte sich als das führende norwegische Maklerbüro im Bereich
der Unternehmensfinanzierung und der Marktanalyse etabliert. Aber Sachs und
Plesner beschränkten sich nicht nur auf Aktienhandel. Im Schnitt waren in
diesen Jahren, seit die Arbeiterpartei-Regierung unter Odvar Nordli Norwegens
Geschicke lenkte, die Investitionen an der Börse rückläufig. Im Bereich der
Offshore-Geschäfte hingegen wurde sensationell investiert. Die beiden Besitzer
der Firma Kapitalinvest setzten daher auf Zeichnungsangebote und Emission rund
um Norwegens neue Ölwirtschaft. In dieser Zeit begannen sowohl Sachs als auch
Plesner ihren Arbeitsbereich vorsichtig auszuweiten. Erling investierte in
Eigentum.

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