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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Seine Philosophie war schlicht und ergreifend die, dass Geld dort
platziert werden musste, wo es sich vermehren konnte. Und in der Hauptstadt
herrschte große Wohnungsnot. Der Schwarzmarkt blühte. Dass ein paar Scheine
unter dem Tisch gegen einen Mietvertrag getauscht wurden, war an der
Tagesordnung und so allgemein akzeptiert, dass Lillebjørn Nilsen Lieder über
dieses Phänomen singen durfte.
    Je mehr Häuser Erling kaufte, umso überzeugter war er, das
Richtige zu tun. Die meisten Käufe finanzierte er durch Kredite. Nicht weil er
kein ausreichendes Eigenkapital gehabt hätte, er lieh sich das Geld, weil es
sich lohnte. Bei einer Inflationsrate von fast fünfzehn Prozent brachte es das
Steuergesetz mit sich, dass man mehr Steuern sparte, als die Kredite kosteten,
wenn man die Zinsen steuerlich geltend machte. Schritt für Schritt
modernisierte und renovierte er die Häuser, um sie anschließend für einen
höheren Preis weiterzuverkaufen oder zu vermieten. Die Verwaltung der Häuser
überließ er selbstständigen Existenzgründern, die komplette
Hausmeisterdienste anboten. Als er genügend Eigentum erworben hatte,
überführte er es in eine neue Firma: die BL-Immobilien AS.
    Als Bette Line mit Flaschen und Eis zurückkam, stellte
Erling das leere Whiskyglas ab. Aus halb geschlossenen Lidern ließ er sich von
Bette Lines sommerbraunen Brüsten anregen, die ungezogen wippten, während sie
einen neuen Dry Martini mixte. »Du bist übrigens Aufsichtsratsvorsitzende«,
murmelte er.
    »Ich?« Bette Line hielt einen Moment inne und dachte
nach.
    »Was überlegst du?«
    »Ob ich eine oder zwei Oliven nehmen soll.« Bette Line
wusste, dass sie sich niemals in irgendeiner Form in die Geschäfte von
BL-Immobilien würde einbringen müssen. Erling übernahm alles, was nach
Papierkrieg roch.
    Bette Line war überhaupt nicht an Geschäften interessiert.
Im Gegenzug hatte sie allerdings das Interesse der Mutter an antiken
Bauernmöbeln geerbt. Sie begann zu sammeln. Wenn sie sich die Sommertage nicht
gerade damit vertrieb, mit Ulrikke zu spielen oder auf der Terrasse Drinks zu
mixen, fuhr sie zu Auktionen. Langsam, aber sicher füllte sich ihr Heim mit
Bauern- und Hängeschränken mit Bauernmalerei und ausgesuchten Schnitzereien,
mit Bottichen und Butterfässern, mit Jochen, Mangelbrettern, Karrenrädern und
anderem rustikalen Zubehör, das sie auf Auktionen oder in den
Antiquitätenläden in Kirkeristen auftrieb. Die Bauernantiquitäten wurden zu
Bette Lines ureigenem Entwicklungsweg. Sie eignete sich Kenntnisse in
norwegischer Handwerkstradition und überdies auch in Geschichte an. Sie war
ein wandelndes Lexikon, wenn es um Schnitztechniken, Trachten,
Silberschmiedekunst, Nähtechniken und Siedlungsstrukturen im alten ländlichen
Norwegen ging. Sie vertiefte sich in die Traditionen der Bauernmalerei in der
Region Telemark und konnte schon bald Originale aus dem 18. Jahrhundert von
hundert Jahre jüngeren Imitationen unterscheiden.
    Doch Bette Line war nicht die Einzige, die etwas sammelte.
Terje Plesner hatte eine Leidenschaft entwickelt, die er den Rest seines Lebens
pflegen würde: die bildende Kunst. Erlings Geschäftspartner verwendete seine
gesamte Freizeit – auch wenn sie sehr begrenzt war – darauf, ruhelos
Galerien in Norwegen, Schweden und mit der Zeit auch in Barcelona, Paris und
New York zu durchstreifen. Er hatte einen ausgesuchten Geschmack. Aber die
Käufe waren in erster Linie Investitionen. Gewinne aus dem Verkauf von
Kunstobjekten waren in Norwegen steuerfrei. Ein weiterer lukrativer Aspekt von
Kunsterwerb war die absolute Anonymität, in der Kauf und Verkauf abliefen. Er
investierte ausschließlich in Kunst mit sicherer Wertsteigerung. Er mietete
Räumlichkeiten in New York, um die Malereien, die er dort erwarb, unterbringen
zu können: Andy Warhol, Kandinsky, Vasarely. Er kaufte Miró und Picasso in
Paris, und wenn er erst einmal einen anspruchsvollen Picasso erstanden hatte,
ließ er nicht locker, bis er ein entsprechendes Motiv von Matisse gefunden
hatte. Er kaufte Modigliani und Chirico, aber auch neuere Modernisten wie Yves
Klein. Zu Hause in Norwegen investierte er in eine Monumentalmalerei von Odd
Nerdrum. Nicht weil er darstellende Kunst mochte, sondern weil er erkannte,
dass die Malereien dieses Aufwieglers in der norwegischen Geisteshaltung
garantiert im Wert steigen würden. Er reiste nach Bøn und vernichtete im
Laufe einer langen Nacht

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