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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Blick.
    »Ein erloschener Stern«, sagte Vebjørn und blätterte die
Zeitung um, »ein erloschener Stern auf Spennings Milchstraße.«
    Damit war dieses Thema beendet.
    Per Ole, der auf Heimaturlaub war, hatte Interesse an Kalles
Druckerei bekommen. Auf der Treppe passte er Anders ab und zog ihn in sein
Zimmer.
    »Ist das wirklich wahr?«, fragte Per Ole. »Ihr kriegt in
der Druckerei Spezialinformationen über die Kurse der Schifffahrtsaktien an
der Osloer Börse, um sie zu drucken und an die Reedereien, die Charterer und
die Makler zu verschicken?«
    Anders zuckte die Achseln. Sein Bruder lief die ganze Zeit in
der Militärkleidung der Luftwaffe herum: blaue Hosen, hellblaues Hemd. Per Ole
war krankhaft ordentlich.
    »Du sagst also, da sitzt einer und wartet auf diese Briefe,
die jeden Nachmittag verschickt werden?«, fragte Per Ole.
    »Hat der Typ gesagt, mit dem ich zusammenarbeite, nicht
ich.«
    Anders dachte sich seinen Teil. Warum sollte Kalle etwas vor
den Männern in Nadelstreifenanzügen erfahren?
    »Du kannst also vor allen anderen die Kurse lesen?«
    »Keine Ahnung. Kalle behauptet das.« Über das, was Kalle
wusste, musste doch zwangsläufig noch jemand anders viel mehr wissen, dachte
Anders. Doch er schwieg. Anders hatte keine Ahnung von diesem System, ihm
gefiel einfach der Ausdruck in den Augen seines Bruders nicht.
    »Anders«, sagte Per Ole gespannt, »gibt es da drinnen ein
Telefon? Einen Ort, wo du alleine reden kannst, ohne dass dich jemand
hört?«
    Anders wandte sich um und wollte gehen. »Vergiss es«, sagte
er.
    »Anders!«
    »Vergiss es, hab ich gesagt. Ich bin noch drei Tage da. Und
ich habe keine Lust, es mir zu verderben.«
    »Kapierst du nicht, dass wir völlig risikofrei ein paar
Tausender verdienen können?«
    Per Ole hatte inzwischen einen nahezu fieberhaften
Gesichtsausdruck. Seine blauen Augen verengten sich. Schweiß trat ihm auf die
Stirn. So war Per Ole. Er schwitzte, wenn er an Geld dachte. Anders wollte
gehen. Per Ole hielt ihn zurück.
    »Lass mich los!«
    »Anders, du kennst die Kurse vor den Maklern. Das heißt,
dass du und ich Aktien zum alten Kurs kaufen können. Wenn die Händler dann
Aktien zu dem Kurs kaufen, den du dort druckst, dann verkaufen wir! Wir
besitzen die Aktien nicht länger als eine Stunde. Das kostet uns keine fünf
Øre. Wir werden keine Ausgaben haben. Den Kauf und Verkauf von Aktien zu
bezahlen dauert ein paar Tage. Es dauert eine Woche und länger, ehe die
Schlussnote als formal gesehen gilt. Ein Anruf, Anders, und ohne zu blinzeln
haben du und ich ein paar tausend Kronen verdient. Wir machen halbe-halbe,
Ehrenwort!«
    Anders ging. Aber Per Ole ließ nicht locker. Im Laufe des
Abends legte er sich einen Plan zurecht. »Du musst nichts weiter tun, als
diese Nummer anzurufen und die Zahlen von der Liste vorzulesen.«
    »Keine Lust.«
    »Anders. Please.«
    »Hör auf zu nerven.«
    »Wenn du ja sagst.«
    Schließlich ließ sich Anders auf den Plan ein.
    Hatten Anders und Kalle wenig zu tun, verbrachten sie ihre
Zeit damit, zum Spaß zu boxen. Sie warfen sich schnell jeder auf seinen Stuhl,
wenn sich die Tür öffnete und eine flotte Sekretärin hereingeweht kam, mit
ihr der Duft von Parfum. Effektivität im Blick, den Mund geschlossen.
    »Hallo, Anders, du musst deinen Vater grüßen. Sag ihm,
dass er bei Spenning & Co vermisst wird.«
    Das Licht des Kopierers blitzte in ihr Gesicht.
    Danach: »Wer war das?«
    »Frau Ekely. Mary Ekely.«
    Als die Tür sich das nächste Mal öffnete, gab es einen
Schiffskonstruktionsplan zu kopieren. Hier hörte die Selbstbedienung auf.
Jetzt waren die Jungs von der Post an der Reihe. Anders nahm die Zeichnung und
fertigte auf der niedrigen und langsamen Maschine, die nach Alkohol roch, eine
Kopie an. Die Sekretärin blätterte in ihren Unerlagen, während sie darauf
wartete, dass der A3-Bogen mit dem Konstruktionsplan unendlich langsam aus der
Maschine kam. Anders witterte, dass etwas Magnetisches in der Luft lag. Die
Frau starrte intensiv in ihre Papiere. In der schweren Stille trat Kalle an die
Offsetmaschine und wischte die Platten mit Alkohol sauber. Zwischendurch sah er
immer wieder zu Anders auf und grinste.
    Später fragte Anders: »Wie hieß die?«
    »Fräulein Johansen.«
    »Vorname?«
    »Keinen Schimmer.«
    Anders warf einen heimlichen Blick auf die Telefonliste, um
den Vornamen von Fräulein Johansen herauszufinden. Sie hieß Reidun.
    An diesem Donnerstag mussten

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