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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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nötigen
Mittel nicht liquide zu haben. Alle Schiffe, die wir gebaut haben, sind direkt
in Auflage gegangen.«
    »Da kannst du mal sehen.«
    »Wir glauben aber, dass es Geld gibt.«
    »Wenn Georg sagt, dass er pleite ist, dann ist er
pleite.«
    »Wir glauben trotzdem, dass es Geld gibt.«
    »Wo?«
    »Draußen.«
    »Draußen?«
    »Außer Landes, Vebjørn, im Ausland.«
    »Wer behauptet so etwas?«
    »Eine Analyse.«
    »Ausgeführt von wem?«
    »Kapitalinvest.«
    Vebjørn nickte nachdenklich. Er fragte sich, ob Georg
wusste, dass sein verachteter Schwiegersohn sich dem Henker als Laufbursche
andiente.
    »Ist da etwas dran?«, fragte Gjermundsen inständig. »Gibt
es da draußen was zu holen?«
    Vebjørn lächelte schief die Tischplatte an. Er schaute auf
die Uhr, um festzustellen, ob das staatliche Monopolgeschäft noch geöffnet
hatte. Es war schon nach sieben. Der Alkoholverkauf war geschlossen – also
würde er eine der Kellnerinnen bestechen müssen, damit sie ihm eine Flasche
Schnaps für zu Hause verkaufte. So schnell kann’s gehen, dachte er, man
trifft einen alten Kumpel, und schon hängt man wieder an der Flasche.
    »Glaub nicht, dass das stimmt.«
    »O’Cannys«, sagte Gjermundsen.
    Vebjørn war zu betrunken, um seine Reaktion zu verbergen.
»Woher hast du den Namen?«
    »Das ist eine Reederei«, sagte Gjermundsen geheimnisvoll.
»Registriert in Liberia. Die Norges Bank scheint ziemlich daran interessiert
zu sein herauszufinden, wem diese Reederei eigentlich gehört. O’Cannys. Man
ist der Ansicht, dass dieses Unternehmen einen riesigen Haufen Geld hat –
mehr als genug jedenfalls, um Georg Spennings Schulden zu bezahlen. Und da
haben wir natürlich auch aufgehorcht«, sagte er.
    Vebjørn senkte den Blick. »Kommt diese Info auch von
Kapitalinvest?«
    »Nein, das weiß ich von der Norges Bank. Aber ich bin ja
von Natur aus neugierig. Weißt du darüber mehr als ich?«
    »Ich habe keine Ahnung von Liberia und O’Cannys«,
antwortete Vebjørn, »aber ich würde sagen, dass ihr euch euer Geld hier in
Norwegen holen könnt.«
    »Ach?«
    »Die letzte Erfindung der Regierung: die
Garantiegemeinschaft für Schiffe und Bohrinseln. Es würde mich nicht wundern,
wenn Georg Spenning ganz oben auf der Liste steht, wenn Geld verteilt
wird.«
    Die Worte fielen auf sichtbar fruchtbaren Boden. »Warum bist
du dir da so sicher?«
    »Erstens hat der Chef der Garantiegemeinschaft bei der
Hambros Bank in London gearbeitet – von der Georg Millionen, wenn nicht
Milliarden geliehen hat –, und zweitens hat Georg ein paar gute Bekannte
unter den Ministern der sozialdemokratischen Regierung. Doch«, sagte Vebjørn
und erhob das Glas, »Georg bekommt sicher Geld. Prost.«
    Dagbladet, 4. August 1975
    Ulrikke ist da! Bette Line und Erling Sachs haben am 3.
August ein gesundes Mädchen bekommen.

Zweiter Teil
    Come, sit down, every mother’s son, and rehearse your
parts. And we will do it in action as we will do it before the duke.
    Aus: A Midsummer Night’s
Dream

1
    Im Sommer 1978 konnte Anders während der Ferien in Spennings
Reederei aushelfen. Er war sechzehn Jahre alt. Sein Vater hatte ihm den Job
verschafft, aber Anders wusste nicht genau, welche Strippen er dafür gezogen
hatte. Er nahm an, dass es nicht über den alten Spenning persönlich gelaufen
war. Warum sollte ein Reeder sich die Mühe machen, einen Botenjungen für die
Sommerferien einzustellen? Außerdem hatte Vebjørn schon lange gewitzelt, dass
der alte Spenning sich wie eine dicke Katze vor dem Kamin räkelte, während
die Mäuse auf dem Tisch tanzten. Daher ging Anders davon aus, dass jemand
anders die Schaltstelle gewesen sein musste. Aber wer? In seinem letzten
Testament hatte Vebjørn eine Frau namens Ingrid bedacht. Vielleicht brachte
diese Frau ihn ja auf die richtige Spur. Sobald er seinen Job angetreten hatte,
unterzog er Namenslisten und Bürotüren auf der Suche nach Ingrid einer
genauen Prüfung. Er spann Theorien über ihr Aussehen. Die unbekannte Ingrid
wurde in seinen Gedanken zu einer sich wandelnden Fantasie. Heute ein Profil
hinter einem Autofenster, morgen das Mädchen auf den Hochglanzseiten in
Alle Menn.
    Er sollte in der Poststelle der Reederei arbeiten, wo sich
außerdem die interne Druckerei des Unternehmens befand. Der Chef hieß Kalle
– ein langhaariger Kerl Mitte zwanzig. Kalle war klein und lief in
Holzschuhen herum, um ein paar Zentimeter an Höhe zu gewinnen. Sein Haar war

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