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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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weiter darüber schwafelte,
wem welche Produktionsmittel gehören sollten.
    Anders kam nicht mehr mit. Bastian übersieht relevante
Argumente. Bastian ist ein verdammter Lehrer, dachte er.
    Ihre Gastgeberin hatte das Kind ins Bett gebracht. Sie betrat
die Küche. Anders folgte ihr mit dem Blick. Sie setzte sich an den
Küchentisch und baute sich einen Joint. Sie schien überhaupt nicht an den
anderen und ihren Aktivitäten interessiert zu sein. Als sie Anders Blick
spürte, schloss sie die Tür.
    Auf dem Heimweg erzählte Renate, dass Vivian und Bastian ein
Paar waren.
    »Ist er der Vater des Kindes?«
    »Nein.«
    »Schräg, dass du mal mit diesem Typen zusammen warst.«
    Renate schielte kurz zu ihm hinüber.
    »Kommt mir ziemlich spröde vor.«
    Renate antwortete nicht.
    »Die Typen haben ja keinen Sinn für Humor«, sagte Anders
schließlich. »Hoffentlich wirst du nicht auch so spröde und langweilig.«
    Sie blieb stehen. Er war aufgebracht, doch als er es in ihren
Augen glänzen sah, wurde er ganz weich.
    Sie küssten sich unter einer Straßenlaterne, die ihre
Atemwolken in eine regenbogenfarbene Aura tauchte. Er sah hinauf ins Licht und
entdeckte ein paar kleine Schneeflocken in der Luft. Ȇber Journalismus haben
wir ja nicht gerade viel gesprochen.«
    Renate sah gedankenverloren ins Nichts und legte schließlich
ihre Wange an seine.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte sie. »Sie sind …«
    »Sie sind was?«
    »So wahnsinnig kritisch.«
    Er antwortete nicht. Ihm missfiel ihre Wortwahl. Ihm missfiel
das Gefühl, dass sich in seinem Körper breitmachte. Er bereute schon, dass er
Renate von seinen Träumen erzählt hatte. Er bereute, dass er mit ihr zu
diesem Scheißtreffen gegangen war.
    Instinktiv fasste sie ihn um die Taille – als spürte sie
seinen wachsenden Missmut und wollte ihn bremsen. »Bastian hat erzählt, dass
die Leute als Freelancer arbeiten«, sagte sie schnell.
    »Was heißt das?«
    »Man arbeitet selbstständig, und dann zeigt man seine
Sachen einem Redakteur, der sie vielleicht druckt oder eben auch nicht –
abhängig von Qualität und Aktualität und so. Die meisten Journalisten
arbeiten so.«
    Anders blieb nachdenklich stehen. Dieses Wort gefiel ihm:
Freelancer.
    Anders beschloss, dass es einen Versuch wert war. Es stand
nichts auf dem Spiel, wenn er in Ruhe und Frieden etwas erarbeiten konnte. Das
Problem war, ein Thema zu finden. Aber, dachte er, die Kommunisten waren
schließlich auf die reichen Leute böse. Er würde etwas Schmutziges über
Erling Sachs herausfinden. Er nahm seinen kleinen Taschenkassettenrekorder,
stellte auf Aufnahme und setzte sich wie zufällig neben seinen Vater, der sich
die Zeit bis zum Essen mit dem Legen von Patiencen vertrieb.
    »Was Erling macht? Das, was er immer gemacht hat, Geld
verdienen«, sagte sein Vater grinsend. »Sein neuster Trick? Ich glaube, er
versucht gerade Ärzten und Zahnärzten weiszumachen, dass sie Steuern sparen,
wenn sie ihm Geld bezahlen. Aber du kannst ja mal deine Freundin fragen,
Renate, die sollte sich doch mit Kommanditgesellschaften auskennen. Immerhin
war es ihr Vater, Ulf Landstad, der sich das alles ausgedacht hat.« »Was hat
er sich ausgedacht?« »Das norwegische Kommandit-Märchen.« Vebjørn sah
hinüber zu Anders und lächelte. »Wirtschaftspolitik ist nicht gerade dein
Spezialgebiet, oder?« Anders antwortete nicht.
    Sein Vater legte die Karten zur Seite und sah seinen Sohn an.
»Mir scheint, du willst es tatsächlich wissen«, murmelte er.
    Anders nickte.
    Also hielt Vebjørn ihm eine kurze Einführung in die
Prinzipien von Kommanditgesellschaften:
    »Wenn man eine Firma gründet, eine Aktiengesellschaft, dann
wird das Unternehmen von den Behörden – also vom Gesetzgeber – als
eine
Person angesehen. Das heißt, das Unternehmen selbst wird
steuerpflichtig, genau wie Mama und ich, oder du, wenn du anfängst zu
arbeiten. Wenn du also Miteigentümer dieser Gesellschaft bist, Aktionär, hat
es keinen Einfluss auf dein Einkommen oder deine Steuerpflicht, ob die Firma
Geld verdient oder verliert. Verstehst du?«
    Anders nickte. »Die Firma hat nichts mit mir direkt zu tun.
Ich bin Miteigentümer, weil ich Aktien besitze.«
    »Genau. Und wenn das Unternehmen so gut läuft, dass es den
Eigentümern Gewinn auszahlt, dann wird dein Anteil am Gewinn ein Einkommen,
aber das Einkommen ist für dich steuerfrei. Der Gewinn ist ja bereits durch
das Unternehmen versteuert worden. Dass du

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