Schwarzes Gold Roman
Pfeife zur Seite. »Wie gesagt, ich habe kein Interesse an
SASA, aber ich weiß ein wenig über den Betrieb, und davon kann ich dir ja ein
bisschen erzählen, wenn du versprichst, mich nicht zu zitieren.«
»Natürlich.«
»SASA ist groß im Container-Handel. Vielleicht wusstest du
es noch nicht, aber Frachttransport ist tatsächlich einer der wichtigsten
Geschäftsbereiche der Welt, wenn nicht dieser Tage sogar die Branche mit dem
größten Wachstum. Derzeit wird versucht, die Transportwirtschaft zu
standardisieren. Die alten Frachtschiffe sind bald nur noch ein Mythos.
Güterwaggons sind auch bald out. Bald werden auf LKWs, Zügen und Schiffen die
gleichen Container verwendet. In allen Häfen der Welt werden sich massenweise
die gleichen Container stapeln, es geht also um einen gemeinsamen Standard
innerhalb der internationalen Logistik, verstehst du?«
Anders nickte.
»SASA ist, soweit ich den – hö, hö – Gesprächen
entnehmen konnte, ein Zusammenschluss kleiner Kommanditgesellschaften.
Eigentlich ein geniales Konzept: SASA besteht aus zwanzig bis dreißig
Kommanditgesellschaften. Jede Gesellschaft kauft und verkauft Container am
Markt. Und damit verdienen sie gutes Geld, wie man hört.« Erling bleckte die
Zähne. »Das Geld steckt im Gewinn bei den einzelnen Produkten. Die Container
werden billig im Osten erworben und dann hier in Europa zu einem wesentlich
höheren Preis abgestoßen. Das ist eigentlich alles, was ich weiß.«
Anders hob den Blick und betrachtete die Reihe kleiner
Rahmen, die hinter Erling Sachs an der Wand hing. Es war eingerahmtes Geld: ein
riesiger, morscher Tausender mit einem Bild von Tordenskjold, ein anderer mit
einem Bild von Ibsen, ein seltsamer Fünfhunderter, lustige Münzen, sicher
Reichstaler und Schillinge. Nur eine Münze konnte Anders sicher bestimmen: Im
dritten Rahmen von rechts befand sich ein Zweikronenstück. Oscar II.
»Sie lügen«, sagte er.
»Bitte?«
»Sie lügen. Sie haben sich die ganze Sache doch selbst
ausgedacht. Warum können Sie das nicht einfach zugeben?«
In der Stille, die darauf folgte, zählte Anders schweigend
bis fünf. Erling starrte verträumt zum Plattenspieler hinüber. Plötzlich
öffnete sich die Tür mit einem Krach. Das kleine Mädchen kam herein. Sie
trampelte direkt auf Anders zu, lehnte sich an ihn und zeigte ihm ihren Teddy.
Bette Line mischte sich von der Tür aus ein:
»Mensch, du hast ja wirklich eine Wirkung auf Frauen,
Anders, sieh mal, wie Ulrikke es auf dich abgesehen hat!«
Anders lächelte höflich, nahm den Teddy, umarmte das
Mädchen und sagte ebenfalls Gute Nacht.
»Noch einen Sherry, Anders?«
»Danke, ich …«
»Nimm doch noch ein Glas, es ist doch so nett, wir kriegen
so selten Besuch, wo wir hier doch fast auf dem Land wohnen. Ja, es ist zwar
nicht weit in die Hauptstadt, sage ich immer zu Erling, aber der Rückweg, der
ist umso weiter! Wenn man erst mal hier draußen festsitzt, merkt man das. Ich,
als Hausfrau, ich treffe ja die Leute nur noch auf Cocktailpartys – wenn man
mal von der Kronprinzessin absieht – aber sie und ihr Gemahl, die zählen ja
nicht.«
Als Anders sich später auf den Weg machen wollte, hatte er
so viel Sherry getrunken, dass er fast betrunken war. Die kleine Ulrikke
stürmte aus ihrem Zimmer und hängte sich an sein Bein. Bette Line, die ihn
zur Tür begleitete, rief theatralisch:
»Ulrikke, schläfst du denn nicht? Ulrikke, was machst du
denn?«
Sie zwinkerte Anders zu und sagte: »Du hast wirklich einen
Schlag bei den Frauen, junger Mann. Aber das brauche ich wohl nicht weiter zu
vertiefen. Erinnerst du dich noch an unser kleines Tête-à-tête? Ich halte es
mit Hamsun, unserem großen Dichter:
Ein Duft, ein Kreuz, ein rätselhaftes Wähnen? Mein Ohr
verschließt sich allem Spott der Welt, Mein Auge schaut ihr Wesen unverstellt:
Ein Wirbelsturm geheimer Luft und Tränen.
Ist das nicht wunderschön? Oh, Anders, wir sehen dich viel
zu selten. Kannst du nicht häufiger zu uns kommen? Du brauchst auch nicht
anzurufen. Komm einfach. Und wenn Erling nicht da ist, bin ich ja hier und kann
dich empfangen. Wir brauchen doch keinen Anstandswauwau, um eine Tasse Kaffee
zu trinken, was? Ulrikke! Also, Ulrikke! Siehst du, ich glaube, sie ist in dich
verliebt.«
Es war schon spät, als Anders in seinem Zimmer am
Schreibtisch saß und Buchstabe für Buchstabe in seine Schreibmaschine hackte.
Klick … Klick … Pling!
Anders hatte schon
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